Dienstag, 19. März 2024

Archiv

Weltgrößte Fahrradmesse Eurobike
E-Bikes und Lastenräder im Trend

Durch wachsende Internetbestellungen sind auch die Zustell-Dienstleistungen angestiegen. Der Paket- und Päckchenverkehr in den Städten hat drastisch zugenommen. E-Lastenbikes, E-Cargo-Bikes sind genau für diese Dienstleistungsbranche eine sinnvoll und umweltfreundliche Alternative. Das beschert der Brache wachsende Umsatzzahlen.

Von Thomas Wagner | 31.08.2016
    Eine Frau bewegt ein Elektrofahrrad durch Berlin. Die Deutschen nutzen zum Beispiel auf dem Weg zur Arbeit immer häufiger Elektrofahrräder.
    Die Absatzzahlen von E-Bikes gehen kontinuierlich nach oben: In diesem Jahr werden nach Branchenprognosen etwa 560.000 Fahrräder mit elektrischem Hilfsmotor in Deutschland verkauft. (dpa / Rainer Jensen)
    "Wir steigen jetzt auf ein Bullit-Cargo ...Bike."
    Ein kurzer Schwung - und Gerd Lemken sitzt fest im Sattel. Sein Fahrrad ist irgendwie gut einen halben Meter länger als herkömmliche Bikes, über dem Vorderrad erstreckt sich ein Container, in dem gut und gerne ein paar Sprudelkästen Platz hätten.
    "Es geht relativ einfach vom normalen Fahrgefühl, so etwa wie beim normalen einspurigen Fahrrad. Nur der Lenkradius ist ein wenig größer. Jetzt müssen wir eine Linkskehre machen."
    Immer und immer wieder dreht Gerd Lemken seine Runden auf dem Freigelände der Fahrradmesse "Eurobike" in Friedrichshafen. Der Chef des Unternehmens Punta Velo im nordrhein-westfälischen Dorsten vertreibt solche Lastenräder, mal an Paket- und Briefdienste, mal an Handwerker. Je mehr Staus in den Innenstädten, je seltener und teurer Parkplätze für Autos, desto besser laufen seine Geschäfte:
    "Die Zahlen sind relativ steigend. 50 - 80 Prozent pro Jahr. Wir merken, dass die Hälfte der Kunden Handwerksbetriebe sind, Schornsteinfeger ist eine große Klientel, die die Fahrräder nehmen."
    Steigende Absatzzahlen
    50 bis 80 Prozent Verkaufszuwächse nach Stückzahlen pro Jahr: Damit gelten Cargo-Bikes als dasjenige Segment im Fahrradgeschäft, das am schnellsten wächst. Insgesamt hat die Branche allerdings Federn lassen müssen: Der "Verband des deutschen Zweiradhandels" rechnet mit einem Umsatzrückgang von bis zu acht Prozent. Grund: Der verregnete Frühling und der nicht minder verregnete Frühsommer. Das Geschäft mit Bikes ist extrem witterungsabhängig, wissen Fachleute wie Christian Hefter, Chef des Zubehörherstellers "Additive Bikes" aus Prien am Chiemsee:
    "Tatsächlich, ja, dieses verregnete erste halbe Jahr müssen wir aufholen. Aber die Trends, die wir sehen, ist sehr positiv. Da sind wir guter Dinge."
    Und so sehen das die meisten Branchenvertreter. Denn vergangenes Jahr war, mit deutschlandweit 4,1 Millionen verkauften Fahrrädern und mit einem Handelsumsatz von 2,3 Milliarden Euro, ohnehin ein Rekordjahr. Da tut die witterungsbedingte Absatzdelle in der ersten Jahreshälfte 2016 nicht allzu weh. Denn die Aussichten für weitere Zuwächse sind gut - und der Grund sind jene kleinen, häufig von außen kaum mehr sichtbar im Fahrradrahmen verbaute Elektromotoren, die beim Treten ein wenig mithelfen: Die Absatzzahlen von E-Bikes gehen kontinuierlich nach oben; in diesem Jahr werden nach Branchenprognosen etwa 560.000 Fahrräder mit elektrischem Hilfsmotor in Deutschland verkauft. Und neben der klassischen Kundschaft, nämlich älteren Bikern, für die elektrische Unterstützung beim "In-die-Pedale" treten häufig einen neuen Zugang zum Fahrradfahren ermöglicht, steigen auch immer häufiger Jüngere, Sportliche aufs E-Bike. Einer von ihnen ist Oliver Müller, Messebesucher aus Herrnzimmern bei Rottweil. Für ihn eröffnen sich mit E-Mountainbikes neue Freizeitoptionen.
    "Statt Bergwandern Bergfahrradfahren sozusagen: Bergauf, bergab, einfach unterstützend, Kräfte schonend, Natur und Landschaft genießen."
    Hochtechnologie rund ums Fahrrad
    Und so denken viele. Deshalb erhofft sich die Branche weitere deutliche Zuwächse bei den e-Bikes. Das kommt übrigens häufig aus deutscher Produktion: 40 Prozent aller Fahrräder, die in Deutschland verkauft werden, stammen von inländischen Herstellern. Vor allem mit Hochtechnologie rund ums Bike können die sich, heißt es auf der Eurobike, gut gegenüber der Billig-Konkurrenz aus Fernost behaupten. Und manchmal kommt es ja auch zur Zusammenarbeit, beispielsweise zwischen dem schwäbischen Hersteller Centurion aus Magstadt und dem taiwanesischen Hersteller Merida. Torsten Lewandowski vertritt auf der "Eurobike" beide Unternehmen:
    "Centurion ist eine urdeutsche Marke, eine Traditionsmarke von hier, Merida ein großes taiwanesisches Unternehmen. Aber auch die Entwicklung von Merida sitzt bei uns im schwäbischen Magstadt. Es ist bei uns eine wunderbare Kombination: Wir haben hervorragende Entwickler, nicht nur aus dem Schwabenland. Aber der Tüftlergeist steckt da schon drin, und diese Produktionskompetenz der Asiaten, vor allem Aluminiumbau und im Carbonbau, was ja für uns sehr wichtig ist, das ist eine hervorragende Kombination.