Venezianische Musik in Bremen

Klangkunst aus San Marco

Der Markusdom in Venedig, spiegelt sich im Wasser.
Der Markusdom in Venedig. © imago / Westend61
18.11.2018
Die Emporen in San Marco ermöglichten den Komponisten schon um 1600, Sänger im Raum zu verteilen und Mehrstimmigkeit zu etablieren. Ein einmaliger, oppulenter Effekt. Musik aus dieser Zeit wählte Manfred Cordes für das Jubiläumsjahr seines Ensembles.
Das Ensemble Weser-Renaissance Bremen blättert in seiner Festschrift zu seinem Jubiläum alle Konzertreihen auf, die in den 25 Jahren seines Bestehens gegeben wurden, fokusiert auf Renaissancemusik und die Musik des Frühbarock. Manfred Cordes rief das Ensemble 1993 ins Leben, das in wechselnder Besetzung spielt und über 50 CDs herausgebracht hat.
Der Dirigent Manfred Cordes
Der Dirigent Manfred Cordes ist fasziniert von den Klängen Alter Musik.© Jörg Landsberg/privat
In einem Interview sagt Cordes: "Es gab vor rund 40 Jahren eine 'Initialzündung'", die mich zur Alten Musik gebracht hat: Der Klang der norddeutschen historischen Orgeln hatte eine ungeheure Sogwirkung auf mich. Das Zusammenwirken dieser Instrumente mit Vokalsolisten und anderen 'alten' Instrumenten ist für mich bis heute faszinierend. Diese Musik funktioniert einfach nicht mit Chören."
Ein Dirigent steht vor einer Gruppe von Sängern und Musikern, die alte Instrumente spielen
Vor 25 Jahren gründete Dirigent Manfred Cordes das Ensemble Weser-Renaissance Bremen© Ensemble Weser-Reanissance Bremen
In diesem Jahr steht die Musik aus Venedig um 1600 im Mittelpunkt. Die Stadt war eine Metropole für Musik, für den Notendruck, für Kunst allgemein, eine Metropole des prächtigen Lebensstiles.

Jubliäum mit Musik aus San Marco

Der Komponist, der in diesem Konzert im Mittelpunkt steht, ist Andreas Gabrieli. Er war Organist am Marcusdom und leitete maßgeblich die für diese Kirche mit ihren vielen Emporen so berühmte Raummusik ein. Als "Klangpracht" beschreibt das Ensemble diese Musik in ihren Programmen. Cordes sagt dazu: "Der Zauber dieser Musik liegt in der Klangarchitektur, in der Mischung von Gesangssolisten und Bläsern." Erst in den Folgegenerationen erhöhten sich die Streicheranteile in der Musik.

Konkurrenz auch in der Musik

Die Stadtväter von Venedig und Rom verstanden sich nicht besonders gut. In Venedig ging es um Macht- und Prachtentfaltung, in Rom war man zunächst viel konservativer. Rom kämpfte in seinen Kirchen gegen das Virtuose und Komplizierte in der Kirchenmusik. Venedig schlug keine musikalischen Grenzen auf. In puncto Expressivität hatte Venedig also eine Vorreiterrolle. Eine Messkomposition, die sich von fünf Stimmen auf zwölf erweitert, hätte es in Rom nie so geben.
Eine Aufzeichnung des Konzertes vom 15. November 2018 in Unser Lieben Frauen Kirche, Bremen
Andrea Gabrieli
Deus misereatur nostri à 12
Toccata primi toni (Orgel solo)
Kyrie eleison à 5
Christe eleison à 8
Kyrie eleison à 12
Fantasia allegra (Orgel solo)
Egredimini à 8
O gloriosa Domina à 6
Sancta Maria à 6
Ave regina à 7
Ricercare in C (Orgel solo)
Iubilate Deo à 8
Sanctus à 12
Canzon Ariosa (Orgel solo)
Domine, ne in furore tuo à 6
Deus, qui beatum Marcum à 8
Exultate iusti à 10
Angelus ad pastores ait à 4
Angelus ad pastores (Intavolierung E. Bellotti., Orgel solo)
Domine Deus meus à 7
Benedicam Dominum à 12

WESER-RENAISSANCE Bremen
Leitung Manfred Cordes

Marie-Luise Werneburg - Diskant
Franz Vitzthum - Diskant
Marnix de Cat - Alt
Bernd Oliver Fröhlich - Tenor
Mirko Ludwig - Tenor
Jan van Elsacker - Tenor
Dominik Wörner - Bass

Veronika Skuplik - Violine
Gebhard David - Zink
Jan Martinez - Posaune
Christine Brand - Posaune
Tural Ismaylov - Posaune
Eva-Maria Horn - Dulzian
Thomas Ihlenfeldt - Chitarrone
Detlef Bratschke - Orgelcontinuo

Edoardo Bellotti - Orgel solo

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