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Weltraumforschung
US-Institut sucht Außerirdische

Gäbe es Marsmenschen, sie könnten mit geeigneter Technik den Deutschlandfunk empfangen. Die Fernseh- und Radioprogramme der Erde strahlen Lichtjahre weit ins All. Im Gegenzug sucht das SETI-Institut in den USA nach ähnlichen Signalen von jenseits der Erde. Weltweit helfen Forscher mit - auch mit dem deutsch-niederländischen LOFAR-Teleskop.

Von Guido Meyer | 27.10.2014
    Zwei Außerirdische aus der Comic-Fernsehserie "Die Simpsons" an Mauersegmenten in Berlin
    Die Simpsons kennt man im Weltall - die Fernsehsignale reichen so weit. Das SETI-Institut erforscht, ob Signale auch von außerirdischen Quellen kommen können. (picture alliance / Hans Joachim Rech)
    In der Anfangssequenz des Hollywood-Streifens Contact entfernt sich die Kamera von der immer kleiner werdenden Erde. Die Funksignale des Planeten jedoch, die sind weiterhin zu hören, selbst dann noch, als die Erde auf Staubgröße geschrumpft ist. Mittlerweile sind die Fernseh- und Radioprogramme der Erde in einem Radius von mehr als hundert Lichtjahren rings um die Erde zu empfangen.
    "Die Signale der allerersten Fernsehprogramme haben schon Tausende von Sternen passiert. Unsere nächsten Nachbarn kennen schon Die Simpsons. Wir verschmutzen mit unseren Radio-, Fernseh-, Radar- und GPS-Signalen den Weltraum. Vielleicht machen andere Zivilisationen das auch – entweder unbeabsichtigt, als Abfallprodukt, so wie wir, oder zielgerichtet."
    Suche bislang erfolglos
    Dan Werthimer ist Chef-Wissenschaftler am SETI-Forschungszentrum an der Universität von Kalifornien in Berkeley. Die Abkürzung SETI steht für Search for ExtraTerrestrial Intelligence, die Suche nach außerirdischer Intelligenz also. Zumindest in der zielgerichteten Variante war diese bislang erfolglos. Deswegen konzentriert sich das SETI-Institut jetzt auf unbeabsichtigte Abfallprodukte. Die Experten wollen Funksignale auffangen, die eigentlich gar nicht für unsere Ohren gedacht sind. Dabei helfen soll die ständig wachsende Zahl exosolare Planetensysteme, insbesondere solche, in denen mehrere Planeten nachgewiesen wurden.
    "Wir sehen uns solche Systeme zu einem Zeitpunkt an, zu dem mindestens zwei, vielleicht auch drei, vier oder noch mehr Planeten so aufgereiht sind, dass man eine gerade Linie durch sie hindurch bis zur Erde ziehen könnte."
    Andrew Siemion ist der Direktor des SETI-Forschungszentrums und seit neuestem auch Chef-Wissenschaftler des sogenannten Eavesdropping Projektes. Dabei sollen just diese an einer Perlenschnur aufgereihten Planeten zielgerichtet abgehört werden.
    "Wir achten bei diesem Lauschangriff auf Funkverkehr zwischen den Planeten. Wir halten Ausschau nach Signalen, die von dem hinteren ausgehen, auf den vorderen treffen und damit irgendwann auch – als Abfallprodukt – die Erde erreichen. Dabei könnte es sich um Signale einer fortgeschrittenen Zivilisation handeln, die bereits zwei Planeten besiedelt hat. Oder es könnten Funksignale zwischen einer Bodenstation und einem Raumschiff sein, das einen der beiden Planeten umkreist."
    Viele Teleskope suchen mit
    Für seinen neuen Suchmodus konnte das SETI-Institut gleich eine ganze Armada von Radioteleskopen weltweit gewinnen. Das europäische LOFAR-Teleskop in Holland und Deutschland sucht derzeit dreißig Sterne der nördlichen Hemisphäre in rund sechzehn Lichtjahren Entfernung nach Funkverkehr ab. Mit dem Greenbank-Teleskop im US-Bundesstaat West Virgina wurden in den letzten Wochen etwa doppelt so viele Mehr-Planetensysteme untersucht. In Kürze werden sich auch das Mount Wilson Observatorium in Kalifornien, das Keck Teleskop auf Hawaii und das Arecibo Observatorium auf Puerto Rico an diesem Lauschangriff beteiligen.
    "Solchen außerirdischen Funkverkehr von natürlichen Radioquellen - wie Pulsare oder Quasare - zu unterscheiden, das wäre nicht das Problem. Die Signale aber zu entschlüsseln, das dürfte die größere Herausforderung darstellen. Diesen Ehrgeiz haben wir erst einmal nicht. Wir suchen nicht nach Informationen. Wir suchen nach Energie, die in einem bestimmen Zeitraum in einem bestimmten Frequenzspektrum konzentriert ist."
    Auch wenn die Menschheit die Außerirdischen also erst einmal nicht verstehen dürfte – es wäre doch schön zu wissen, dass man sich auch anderswo im All unterhält. Vielleicht sogar über uns.