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Weltraummissionen für die kommenden Jahrzehnte
Hinterm Horizont gehts weiter

Vorausblicken auf das, was bevorsteht: Das tun am Jahresbeginn auch NASA und ESA. Doch mit Vorsätzen für zwölf Monate kommen Weltraumwissenschaftler nicht weit. Missionen zu fremden Galaxien wollen Jahre im voraus geplant werden - bei den Amerikanern gehen die Überlegungen derzeit bis 2050, in Europa gar bis 2061.

Von Guido Meyer | 04.01.2019
    Eine Darstellung des Raumschiffs aus dem Spiel "Star Trek Bridge Crew" (Bild: Ubisoft / Star Trek Bridge Crew)
    Bis es möglich wird, wie Raumschiff Enterprise in fremde Galaxien vorzudringen, wird es noch dauern. Deshalb planen NASA und ESA für die nächsten Jahrzenhnte die Untersuchung interstellarer Asteroiden im eigenen Sonnensystem. (Ubisoft / Star Trek Bridge Crew)
    "Der Weltraum – unendliche Weiten. Wir schreiben das Jahr 2200. Viele Lichtjahre von der Erde entfernt dringt die Enterprise in Galaxien vor, die nie ein Mensch zuvor gesehen hat."
    (Raumschiff Enterprise)
    Ganz so weit, bis ins Jahr 2200, reichen die Planungen zwar nicht. Aber die einen machen sich immerhin bis 2050 Gedanken über künftige Raumfahrtmissionen zu Zielen, "die nie ein Mensch zuvor gesehen hat". Planetary Science Vision 2050 nennen sich die gesammelten amerikanischen Überlegungen. Europa will das mit Horizon 2061 noch toppen. Und warum so eine krumme Zahl? Weil 2061 der Halleysche Komet wieder vorbeikommen wird.
    "Es gibt einen philosophischen Unterschied zwischen beiden Ansätzen. Die amerikanische Vision ist von oben nach unten aufgebaut: Eine Raumfahrtbehörde macht Pläne für die Wissenschaftler. Die europäische Vision kommt nicht in erster Linie von Europas Weltraumagentur. Sie entsteht eher von unten nach oben. Die Weltraumcommunity äußert ihre Wünsche. So kommen zwar beide zu ähnlichen Ergebnissen, aber die wissenschaftliche Herangehensweise ist eine andere."
    Marsmission: In gut 30 Jahren abgehakt
    Manuel Grande ist der Chef der Abteilung für Sonnensystemphysik der Universität von Wales in Aberystwyth. In einem Zeitraum von mehr als 30 Jahren werden Ziele wie der Mars und selbst die Saturnmonde Titan oder Enceladus hinter der Menschheit liegen und als "erreicht" abgehakt werden. Objekte außerhalb des Sonnensystems würden dann ins Interesse der Astronomen rücken, glaubt Grande.
    "Interstellare Asteroiden dringen bisweilen ins Sonnensystem ein. Es ist vorstellbar, auf einem zu landen. Dann könnten wir herausfinden, ob sie aus dem gleichen Material aufgebaut sind wie das Sonnensystem."
    Erst vor wenigen Monaten haben Astronomen mit dem Objekt 'Oumuamua' erstmals einen Asteroiden nachgewiesen, der von außerhalb ins Sonnensystem eingedrungen war. Kaum entdeckt, war er auch schon wieder weg. Beim nächsten Mal müsse das besser laufen, fordert der Astronom Tilak Hewagama von der University of Maryland in College Park.
    Botschafter aus Galaxien, die noch nie ein Mensch zuvor gesehen hat
    "Diese Objekte sitzen dort draußen in der Oortschen Wolke. In diesem kugelförmigen Haufen außerhalb des Sonnensystems fliegen Millionen von Asteroiden und Kometen hin und her. Von Zeit zu Zeit zieht ein Stern vorbei und stört ihre Bahnen. Dann werden sie inwärts geschleudert, Richtung Sonne. Sie fliegen einmal an ihr vorbei und verschwinden dann auf Nimmerwiedersehen, ohne jemals zurückzukehren."
    Um bereit zu sein, wenn das nächste interstellare Objekt sich aufmacht ins innere Sonnensystem, schlagen Astronomen von insgesamt vier amerikanischen Universitäten und vom Jet Propulsion Laboratory vor, in der Nähe der Erde eine Sonde auf einer Parkposition abzusetzen. Sobald sich ein Asteroid von außerhalb des Sonnensystems oder ein Komet aus der Oortschen Wolke zeigt, würde ihre große Stunde schlagen.
    "Wir könnten natürlich eine Sonde entwickeln und mit ihrem Start solange warten, bis wir ein Objekt entdeckt haben. Aber womöglich kommt es dann zu Startverzögerungen, die die gesamte Mission gefährden. Deswegen wollen wir die Sonde lieber gleich im Weltraum parken."
    Als Parkpositionen kämen die Lagrange-Punkte in Frage. Das sind Orte im Sonnensystem, an denen sich die Anziehungskräfte mehrerer Himmelskörper gegenseitig aufheben. Sonden können sich dort für Jahre aufhalten, ohne nachsteuern zu müssen. Von dort aus könnten sie sich dem Eindringling aus einer anderen Welt dann nähern, wenn die Zeit gekommen ist. Denn Beamen, glaubt Manuel Grande, dürfte auch 2061 noch ein Zukunftsprojekt sein.
    "The Enterprise is a long way off."