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Weltweit Löcher im Dopingkontrollsystem

Etwa 33 000 Dopingkontrollen lässt der Fußball-Weltverband im Jahr nehmen. Der Anteil des Frauenfußballs ist gering, nur bei offiziellen Fifa-Turnieren wird intensiv kontrolliert.

Von Heinz Peter Kreuzer | 25.06.2011
    Würde Doping im Frauenfußball Sinn machen? Für Professor Toni Graf-Baumann, Mitglied des Fifa-Doping-Kontrollausschusses, ist die Antwort klar:

    "Sicher macht das Sinn, das macht Sinn wie in jeder Sportart. Unabhängig davon, ob Doping ein wirkliches Problem ist oder nicht, muss es kontrolliert werden."

    Professor Graf-Baumann glaubt nicht an ein Dopingproblem im Frauenfußball, aber für ihn ist ein engmaschiges Kontrollsystem während der Frauen-Fußball-Weltmeisterschaft und der WM-Qualifikation notwendig und Abschreckung genug. Bei jeder Partie werden zwei Spielerinnen je Team nach Spielende kontrolliert. Die Häufigkeit der Trainingskontrollen ist aber Ermessenssache, meint Professor Jiri Dvorak, Chefmediziner des Fußball-Weltverbandes Fifa.

    "In der Vergangenheit, wenn die Spiele im Abstand von zwei bis drei Tagen sind, dann machen wir eigentlich Kontrollen nicht. Weil wir keinen Anhaltspunkt haben, das so etwas gemacht wird. Und da sieht man die wirklich gefährlichen Substanzen auch im Urin, die gehen dann aus dem Körper nicht so schnell weg."

    Die Hoffnung, Doper bei den Wettkampfkontrollen zu erwischen, ist jedoch trügerisch. Denn gerade bei den Regenerationsphasen zwischen zwei Belastungen bieten sich unerlaubte Mittel zur schnelleren Erholung an, wie das Beispiel Tour de France zeigt. Laut Dvorak wird auch auf das Ausdauerdopingmittel Epo kontrolliert, Blutproben werden jedoch erst ab dem Halbfinale genommen.

    Vor der Weltmeisterschaft in Deutschland wurden die 16 Mannschaften zwei Monate lang kontrolliert. Da viele Teams im Vorfeld ihre Trainingslager in Deutschland, Österreich oder der Schweiz bezogen haben, war das eine lögistisch lösbare Aufgabe. Aber wie viele Kontrollen es genau gab, will niemand sagen. Professor Dvorak:

    "Die Teams müssen uns zwei Monate vor der WM ihren Aufenthaltsort mitteilen und wir gehen in eine randomizierte Ordnung und machen unangemeldete Dopingkontrollen. bei allen Teams, die bei der Frauen-WM teilnehmen."

    Außerhalb der WM-Vorbereitung ist in den meisten Ländern von Dopingkontrollen nicht die Rede. Denn, so Fifa-Chefarzt Jiri Dvorak, es gebe in maximal 40 Ländern weltweit funktionierende Nationale Anti-Doping-Agenturen. mit denen der Weltverband zusammenarbeiten könne. Aber die Fifa habe 208 Mitglieder. Und Professor Toni-Graf-Baumann meint zum Thema Dopingkontrollen in Afrika und Asien:

    "Ich würde aber sagen, dass dort die logistischen Voraussetzungen nicht gegeben sind. Das heißt, sie haben keine Nationalen Anti-Doping-Agentur, sie haben auch in der Regel nicht genügend personelle und finanzielle Resourcen um ein flächendeckendes Netz von Dopingkontrollen aufzubauen und aufrechtzuerhalten."

    In Deutschland ist das Doping-Kontrollsystem formal strenger geregelt. Die Nationalspielerinnen müssen wie ihre männlichen Pendants stets ihren Aufenthaltsort angeben. In der Saison 2010/2011 hat der Deutsche Fußball-Bund insgesamt 1655 Proben nehmen lassen. Der Anteil des Frauenfußballs liegt dabei bei etwa 15 Prozent. Professor Graf-Baumann:

    "In Deutschland wird bei den Frauen in der Bundesliga kontrolliert, meines Wissens auch in der 2. Liga kontrolliert und damit ist es ausreichend."

    Bleibt nur eine Frage offen: Spricht das Fehlen von positiven Dopingfällen für oder gegen das Kontrollsystem?