Freitag, 19. April 2024

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Weltwirtschaft
"Globalisierungsbefürworter bekommen langsam Zweifel"

Der Ökonom Heribert Dieter geht davon aus, dass die Weltwirtschaft 2018 weiter wachsen wird. Neu sei aber, dass selbst die Befürworter der Globalisierung inzwischen eine maßvollere Form des internationalen Waren- und Kapitalverkehrs für nötig hielten, sagte Dieter im Dlf.

Heribert Dieter im Gespräch mit Jonas Reese | 31.12.2017
    Eine Weltkugel als Spardose. Hände werfen von oben Geldmünzen in den Sparschlitz. Symbolbild.
    "Die Globalisierung hat unbestritten Vorteile - aber auch Nachteile, auf die wir keine Antworten haben", sagt der Ökonom Heribert Dieter (imago / stock&people)
    Globalisierungskritiker, wie sie etwa bei den Protesten gegen den G20-Gipfel in Hamburg in Erscheinung getreten sind, habe es schon immer gegeben, so Dieter. Das Interessante sei jetzt, dass selbst diejenigen langsam Zweifel bekämen, die bisher die Globalisierung entschieden befürwortet hätten. Der Internationale Währungsfonds etwa habe in den vergangenen 18 Monaten Bedenken geäußert angesichts der Probleme, die insbesondere der unbeschränkte internationale Kapitalverkehr verursache. Viele hielten ein Umsteuern für nötig, das Benachteiligte stärker berücksichtige.
    Unternehmensgewinne stärker besteuern
    Auch Dieter betonte, wenn man weiter liberalisieren wolle, müsse man denjenigen, die von negativen Folgen betroffen seien, Hilfe anbieten. Hier stelle sich die Frage der Finanzierung. Nach Dieters Ansicht sollten Unternehmensgewinne wieder stärker besteuert werden. Das gelinge seit der Liberalisierung der Kapitalmärkte in den 1970er-Jahren immer weniger. Eine Möglichkeit wäre hier eine konzertierte Aktion der OECD-Länder, schlug Dieter vor.