Donnerstag, 18. April 2024

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Wendepunkt im NSU-Prozess?
Die Hauptangeklagte Beate Zschäpe will aussagen

Im November 2011 wurde Beate Zschäpe, das einzige noch lebende Mitglied der rechtsextremistischen Zelle "Nationalsozialistischer Untergrund", festgenommen. Seit zweieinhalb Jahren läuft der Prozess gegen sie. Bisher hat die 40-Jährige zu allen Anklagepunkten geschwiegen. Das soll sich nun ändern.

08.12.2015
    Die Hauptangeklagte im NSU-Prozess Beate Zschäpe mit ihrem Verteidiger Mathias Grasel.
    Die Hauptangeklagte im NSU-Prozess Beate Zschäpe mit ihrem Verteidiger Mathias Grasel. (dpa / picture alliance / dedimag.de)
    Beate Zschäpe will aussagen. Das hat zumindest ihr Anwalt Mathias Grasel angekündigt. An diesem Mittwoch will er die Aussage für Zschäpe verlesen. Anschließend kann das Gericht Fragen stellen. Allerdings ist unklar, ob sich die Angeklagte dann selbst äußern wird. Bisher hatte sie beharrlich geschwiegen.

    Ihre Aussage war schon einmal Anfang November geplant gewesen. Dazu kam es aber nicht, weil der wegen Beihilfe zum Mord angeklagte Ralf Wohlleben einen Befangenheitsantrag gegen das Gericht gestellt hatte. Außerdem wollten die drei ursprünglichen Verteidiger Zschäpes, Wolfgang Heer, Wolfgang Stahl und Anja Sturm, von ihren Pflichtmandaten entbunden werden. Dies und die Krankheit eines Richters sorgten für weitere Verzögerungen. Inzwischen sind Befangenheits- und Entpflichtungsanträge vom Tisch.
    Beate Zschäpe während NSU-Prozesses in München am 14. April 2015
    Beate Zschäpe während NSU-Prozesses in München am 14. April 2015 (dpa / picture-alliance / Andreas Gebert)
    Strategiewechsel der Verteidigung
    Es heißt, dass Zschäpe und Grasel seit Monaten an der Aussage arbeiten und auf alle Anklagepunkte eingehen wollen. Viele fragen sich auch: Warum gerade jetzt? Prozessbeobachter Tim Assmann sagte im DLF: Der Strategiewechsel sei damit zu erklären, dass die Verteidigung den Eindruck gewonnen habe, Zschäpe könnte wegen Mittäterschaft an den den zehn NSU-Morden verurteilt werden. Deswegen werde sie vermutlich darlegen, was sie über die Morde wisse und inwieweit sie involviert sei.
    In dem Prozess geht es um eine Mordserie zwischen 2000 und 2007. Dabei waren neun Kleinunternehmer ausländischer Herkunft und eine Polizistin in Heilbronn getötet worden. Hinzu kommen zwei Sprengstoffanschläge.