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Weniger Ausbau von Fotovoltaik-Anlagen, weniger Kosten

Die Förderung von Fotovoltaik-Anlagen wurde vor einem Jahr durch Bund und Länder gekürzt - sehr zum Ärger nicht nur der Hersteller von Solaranlagen. Denn die stecken wirtschaftlich in der Krise. Bundesumweltminister Peter Altmaier zeigte sich mit den Auswirkungen der Reform zufrieden.

Von Christel Blanke | 08.07.2013
    Weniger Ausbau, weniger Kosten – Bundesumweltminister Peter Altmaier ist rundum zufrieden. Die Reform der Fotovoltaik-Förderung vom vergangenen Jahr hat die Erwartungen aus seiner Sicht bei Weitem übertroffen. Der Ausbau der Photovoltaik sei nachhaltig geworden, weil immer mehr Strom für den Eigenverbrauch produziert wird, und die Kosten, die durch neue Anlagen entstehen, seien um 85 Prozent gesunken. Eine gute Botschaft für die Stromkunden, so Altmaier:

    "Denn sie können davon ausgehen, dass der Neuausbau neuer Fotovoltaikdächer ihre Geldbörse nicht mehr nennenswert belasten wird."

    Der Neuausbau nicht. Das räumen auch Verbraucherschützer ein, die immer gefordert hatten, die Kosten nicht weiter ansteigen zu lassen. Doch Niels Schnoor vom Verbraucherzentrale Bundesverband erinnert daran, dass es viele Altlasten gibt:

    "Die alten Fördersätze bestehen ja 20 Jahre lang, werden 20 Jahre lang gezahlt. Also, bis diese Kürzungen wirken, dauert es."

    Rund 300 bis 350 Megawatt Leistung aus PV-Anlagen kommen im Moment jeden Monat neu hinzu. Im Juni waren es 315 Megawatt. Ein Jahr zuvor lag der Zubau im gleichen Monat etwa sechs Mal so hoch. Auch deshalb, sagt Altmaier, weil klar war, dass die Fördersätze sinken würden. In diesem Jahr sank der Zubau bisher um fast 50 Prozent. Was den Minister frohlocken lässt, nennt Jörg Mayer vom Bundesverband Solarwirtschaft schmerzlich. Aus Sicht der Branche ist der gesetzlich festgelegte Korridor für den Zubau in Höhe von 2500 bis 3500 Megawatt pro Jahr, zu gering:

    "Wir sind der Meinung, dass wir zum Gelingen der Energiewende einen jährlichen Ausbau von bis zu fünf Gigawatt brauchen, dass der auch netztechnisch möglich ist. Und dass der weitere Zubau der Photovoltaik kostenmäßig gar nicht mehr so stark ins Gewicht fällt, weil wir inzwischen auf so einem niedrigen Niveau angekommen sind, teilweise weit unter anderen erneuerbaren Energien, dass jedes zusätzliche Gigawatt nur einen Bruchteil Umlage ausmacht."

    Die Umlage auf den Strompreis, mit der der Ausbau erneuerbarer Energien gefördert wird, wird im kommenden Jahr weiter steigen. Das fürchtet auch der Bundesumweltminister. Allerdings wird der Zubau bei der Photovoltaik dabei voraussichtlich nur mit 0,1 Cent pro Kilowattstunde zu Buche schlagen. Preistreibend ist vor allem der durch das große Angebot von erneuerbaren Energien sinkende Börsenstrompreis. Da die Produzenten garantierte Abnahmevergütungen erhalten, wird die Differenz über die EEG-Umlage ausgeglichen. Je billiger der Börsenpreis, desto teurer wird es also für die Stromkunden. Die Solarwirtschaft fordert deshalb, die EEG-Umlage neu zu berechnen:

    "Im Grundsatz wird es darauf hinauslaufen, dass wir vorschlagen, den Börsenstromeffekt gegenzurechnen."

    Im Grunde möchte das auch der Bundesumweltminister. Bisher gibt es aber kein einziges Modell, das dieses Problem lösen könnte, sagt Altmaier und vertröstet auf später:

    "Wir brauchen eine grundlegende Reform des Gesetzes über die erneuerbaren Energien. Wir müssen dafür sorgen, dass der Strom dann produziert wird, wenn er gebraucht wird. Das alles muss unmittelbar nach der Bundestagswahl erfolgen."

    Auch beim Thema Nachhaltigkeit ist der Branchenvertreter nicht mit dem Umweltminister einer Meinung. Die Betreiber kleinerer Anlagen - Privatpersonen oder Gewerbetreibende – verbrauchen ihren Strom zunehmend selbst. Aber, so Jörg Mayer:

    "Das kleine Anlagensegment hat nur einen Bruchteil ausgemacht des bisherigen Solarzubaus. Das heißt, wir können damit die Energiewende nicht bewerkstelligen."

    Bisher wurden PV-Anlagen mit rund 34.000 Gigawatt Leistung installiert. Bei 52.000 Gigawatt soll Schluss sein mit der Förderung. Laut Bundesumweltministerium wird das spätestens 2018 der Fall sein.