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Weniger Glitzer und Glamour zur US-Wahl

Das einzige, was bei dieser US-Wahl anders ist: Es fehlt der Glitzer und Glamour der letzten Wahl, weil sich Hollywood und das Showgeschäft merklich zurückhalten. Verschiedene Stars haben sich geäußert.

Von Marcel Anders | 06.11.2012
    Bruce Springsteen: "Ich habe mich letztes Mal für John Kerry und Obama eingesetzt. Und ich bin froh, dass ich das getan habe. Nur: Ich bin kein professioneller Wahlkampfhelfer. Und ich habe nicht vor, mir alle vier Jahre jemanden herauszupicken und mich für ihn zu engagieren. Ich bleibe eher am Spielfeldrand. Wie es sich für einen Künstler gehört. Es ist besser, eine gewisse Distanz zu den Sitzen der Macht zu haben."

    Eine Formulierung, mit der Bruce Springsteen, die Stimme der amerikanischen Mittelschicht, seine Zurückhaltung im Wahlkampf 2012 erklärt - und aus der auch eine gewisse Ernüchterung spricht. Denn die Euphorie, mit der Barack Obama 2008 zum 44. und ersten afro-amerikanischen Präsidenten der USA gewählt wurde, ist verflogen. Was seinen Kritikern enormen Auftrieb gibt und Forderungen nach einem Mann der Wirtschaft laut werden lässt. Wie von Kid Rock oder Gene Simmons, Bassist der Hardrockband Kiss:

    "Ein Land zu leiten, ist wie ein Geschäft zu betreiben. Da gibt es Importe und Exporte, wobei die Exporte größer sein müssen, weil man sonst keinen Profit macht. Und ohne Profit kann ein Land seine Rechnungen für Sozialversicherungen und Ärzte nicht bezahlen. Zumal Amerika mit 15 Trillionen Dollar verschuldet ist. Wäre es eine Firma, wären wir längst pleite. Von daher brauchen wir Geschäftsleute, die sagen: Wir können uns keine Gesundheitsreform leisten."

    Ein Plädoyer für Mitt Romney, Kandidat der Republikaner und in der Tat erfolgreicher Geschäftsmann. Auch einer, der bekennender Mormone ist .Und der dasselbe unsoziale Amerika verkörpert wie Ex-Präsident Bush. Was – so betont R&B-Sängerin Alicia Keys – eigentlich Warnung genug sein sollte.

    "Viele Ideen der Republikaner führen uns wieder in die Zeit, die wir immer noch zu überwinden versuchen. Und es fällt mir schwer, zu glauben, dass sich die Leute nicht daran erinnern oder sie nicht sehen, dass es in dieselbe Richtung geht. Deshalb ermutige ich meine Familie, Freunde und alle Leute, zu denen ich Zugang habe, dass sie auf jeden Fall Obama wiederwählen - und ihre Stimme nutzen."

    Doch das Mobilisieren der breiten Masse droht sich 2012 ähnlich schwer zu gestalten, wie die Akquise von Sympathisanten aus der Unterhaltungsindustrie – gerade für Obama. Der wird zwar weiter von Bon Jovi, Moby, Mariah Carey oder Mary J. Blige unterstützt, aber viele seiner Reformen sind am Widerstand der Republikaner im Senat gescheitert, Guantanomo ist weiter geöffnet. Und die USA befinden sich nach wie vor im Kriegseinsatz. Weshalb viele Amerikaner – so Wahlkalifornier Ozzy Osbourne - unter gesteigertem Politikverdruss leiden.

    "Ich traue keinem von ihnen. Und ich kann ihren Anblick nicht ertragen. Für mich sehen sie alle aus wie schlechte Menschen. Und ich verstehe auch nicht, was sie da tun. Sie erzählen Lügen, haben kein Mitgefühl. Und es ist immer derselbe Mist – aus unterschiedlichen Hintern."

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