Donnerstag, 25. April 2024

Archiv


Weniger weiße Flecken

Internet.- Vor gut einem Jahr verkündete die Bundesregierung ihre Breitbandstrategie. Eines der Ziele: Bis Ende 2010 sollte allen Bürgern eine Mindestbandbreite von einem Megabit pro Sekunde zur Verfügung stehen – auch in entlegenen ländlichen Gebieten. Ob dieses Ziel erreicht wurde, beschäftigte nun die Teilnehmer der Konferenz "Breitbandversorgung in Deutschland".

Von Jan Rähm | 02.04.2011
    Nach großstädtischen Maßstäben klingt ein Megabit pro Sekunde alles andere als zeitgemäß. Doch wäre eine solche Bandbreite für die Bewohner der letzten weißen Flecken in Sachen Internetzugang geradezu eine Erlösung. Doch noch ist es nicht soweit. Noch immer sind nur 98,5 Prozent aller Regionen abgedeckt. Aber auch dieser Wert ist für den wissenschaftlichen Tagungsleiter Volker Distelrath schon ein Erfolg.

    "Ich denke, wir haben gute Fortschritte gemacht. Wir hatten im letzten Jahr von den 4500 anzuschließenden Gemeinden 1500 Gemeinden versorgt mit LTE-Basisstationen. Wir werden Ende 2011 auf die Zahl 4000 kommen. Damit sind wir eigentlich, denk ich, sehr gut voran, um die Ziele der deutschen Bundesregierung zu erreichen."

    Vor allem der Ausbau mit dem Mobilfunknetz der nächsten Generation Long Term Evolution, kurz LTE, sorgt für die Anbindung der ländlichen Gebiete. Dabei, so scheint es, kommen die Netzbetreiber gut voran. Aber noch immer macht Deutschland im internationalen Vergleich keine gute Figur. Schaut man auf die aktuellen Erhebungen der Organisation "Fibre to the Home Council Europe", ist Deutschland in Sachen Internet per Glasfaser noch immer eines der absoluten Schlusslichter. Doch ohne die Lichtleiter kommt der Ausbau von Hochleistungsnetzen nicht voran.

    "Ich denke, wir machen auch dort Fortschritte. Natürlich hat Deutschland das Ziel Richtung Fibre to the Curb zu gehen. Das heißt, wir geben die Fibre Richtung Endkunden. Das Fibre to the home Council guckt sich im Wesentlichen Architekturen an; Fibre to the building, Fibre to the home und in der Richtung sind wir im Moment nicht präsent im Fibre to the home Council und da braucht es natürlich noch mehr Anstrengung, mehr Fibre auszurollen. Und Glasfaser-Infrastruktur-Ausbau wird ein Thema sein und muss mehr getrieben werden, damit wir da nicht den Anschluss verlieren, weil in manchen europäischen Ländern da wesentlich mehr gemacht wird."

    Ein Treiber beim Ausbau der schnellen Internetanschlüsse sind die Kabelnetzanbieter. Die haben in den vergangenen Monaten viel in ihre Netze investiert und treten in starke Konkurrenz zu den DSL-Anbietern. Dieser Umstand sei zu begrüßen, sagt Rainer Fechner, Technik-Vorstand beim Netzausrüster Alcatel-Lucent. Er bemängelt die DSL-Monokultur der vergangenen Jahre.

    "Das war ein großer Nachteil in Deutschland, dass wir eigentlich keinen Wettbewerb hatten zwischen Technologien. Es gab nur DSL-Anschlüsse und keine anderen Technologien und durch die Investition der Kabelnetze kommt nun eine neue Technologie hinzu. Und noch erfreulicher, dass wir die digitale Dividende jetzt verwenden können für LTE, gerade im ländlichen Bereich. Also das heißt, wir haben drei Technologien."

    Internet per Kabelfernsehen ist jedoch keine Option, um auch die letzten weißen Flecken verschwinden zu lassen. LTE schon eher. Jedoch kann auch LTE nur eine Übergangslösung sein.

    "Ich denke auch dort, wo LTE heute genutzt wird für die ländlichen Gebiete und wo wir eben die digitale Dividende nutzen können, darf nicht der Schluss entstehen, dass wir keine Glasfaser brauchen. Das ist eine Lösung, um jetzt schnell diese Gebiete anzuschließen und dort die Bevölkerung zu versorgen, aber das eigentliche breitbandige Medium ist die Glasfaser. Wir dürfen nicht vergessen, LTE ist ein Medium, was sich mehrere teilen müssen, also die Frequenzen und Bandbreite muss geteilt werden. Und je mehr natürlich dann Kunden dort Breitbandnetze nutzen, umso früher entsteht wieder ein Engpass und muss die Glasfaser ausbauen."

    Dank Kabel-Internet konnten die Bandbreiten und dank LTE die Abdeckung verbessert werden, doch das Grundproblem, zu wenig leistungsfähige Glasfaser-Infrastruktur, so die Stimmen auf der Konferenz, bestehe weiterhin. Hier müssten Regierung, Internetanbieter und Netzausrüster den Ausbau weiter vorantreiben. Nur so kann die Regierung 50 Megabit pro Sekunde für 75 Prozent der Bevölkerung bis zum Jahr 2014 erreichen.