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Wenn Licht zur Therapie wird

Licht kann Krankheiten heilen und die Selbstheilungskräfte des Körpers stimulieren. An der Uniklinik Essen wird ein Verfahren erprobt, bei dem UV-A-Licht schwerstkranken Patienten hilft, die nach einer Transplantation unter Abstoßungsreaktionen leiden. Im Rahmen der so genannten Photo-Chemotherapie müssen sich die Patienten einem Blutaustausch unterziehen. Dem Blut wird dann ein Pflanzenstoff beigemengt, der Abstoßungsreaktionen unterdrückt.

Von Wolfgang Buschfort | 27.09.2005
    Stephan Foitczik wohnt in Hagen. Vor sieben Jahren stellten die Ärzte Blutkrebs bei ihm fest. Nach der Chemotherapie bekam er vor gut zwei Jahren eine Knochenmarks-Transplantation. Der Eingriff gelang, doch wenig später stellten sich bei dem heute 53-Jährigen starke Abstoßungsreaktionen ein. Das eigene Immunsystem, und damit letztendlich die eigenen weißen Blutzellen, wehrte sich gegen das fremde Gewebe. Sein Arzt Uwe Hillen schildert den damaligen Gesundheitszustand:

    " Er konnte nicht mehr aufstehen. Er lag praktisch mit angewinkelten Beinen im Bett und konnte sie auch nicht mehr strecken, weil sich durch diese Abstoßungsreaktion eine schwere Verhärtung der Haut gebildet hatte und auch großflächig Geschwüre. "

    Der ganze Körper war übersät mit braunen und violetten Flecken, in den Gelenken hatten sich Entzündungen gebildet, die aus jeder Bewegung eine Tortur machten. Stephan Foitczik konnte Besuchern nicht einmal die Hand geben, geschweige denn Messer oder Gabel halten. Er hatte den Krebs besiegt, doch aus ihm war ein schwerer Pflegefall geworden. Nach mehreren vergeblichen Behandlungsanläufen kam er in die Uniklinik Essen und nahm dort als einer der ersten an der so genannten Photophorese teil, einem in den USA entwickelten Verfahren.

    " Im Prinzip funktioniert das so, dass wir aus der Vene dem Patienten Blut entnehmen. Dieses Blut wird gesammelt und dann geteilt. Die roten Blutkörperchen werden dem Patienten zurück gegeben, die weißen kommen in einen Kreislauf innerhalb eines Gerätes und werden mit einem bestimmten Medikament versetzt. Das Blut wird mit UVA-Licht bestrahlt und der Patient erhält die weißen Blutkörperchen wieder zurück. "

    Das Medikament ist ein Pflanzenextrakt. Durch die Bestrahlung mit dem UV-Licht sterben die weißen Blutkörperchen innerhalb von Tagen im Körper des Patienten ab. Dieser Tod der eigenen Zellen bewirkt eine Umstellung des Immunsystems. Ganz genau erforscht ist der Prozess noch nicht. Aber die Toleranz des Körpers bei den Krankheitsbildern, bei denen der Körper gegen sich selbst arbeitet, wird größer. Und die Abstoßungsreaktion gegen fremdes Gewebe kleiner. Und damit schwinden auch die Begleiterscheinungen wie entzündete Gelenke, Fieber oder verhärtete Haut.

    Stephan Foitczik nimmt jetzt seit gut zwei Jahren an dieser Therapie teil. Dazu wird er ein- oder zweimal im Monat an eine Maschine angeschlossen, die aussieht und ähnlich das Blut aus dem Körper abpumpt wie ein Dialysegerät bei Nierenkranken. Drei Stunden dauert die Behandlung. Mittlerweile kann er wieder laufen und seine Hände ganz normal bewegen. Und auch die anderen Symptome der Krankheit verschwinden langsam.

    " Das hat sich sehr verbessert. Das sieht man jetzt schon, dass die Haut ist jetzt wieder ganz ganz hell. Da sieht man noch ein paar Punkte, aber ich hoffe ja damit, dass das immer besser wird, dass ich eines Tages erreiche dass ich ganz gesund werde. "

    An der Uniklinik Essen wird die Photophorese im Anschluß an Knochenmarksspenden und vor allem nach Organverpflanzungen eingesetzt. Denn die Abstoßungsreaktionen können bei den Frisch-Transplantierten dazu führen, dass das ganze neue Organ abstirbt – die oft lang ersehnte Organverpflanzung wäre umsonst gewesen.

    Doch auch bei anderen Krankheitsbildern kann die Photophorese helfen, überall dort, wo der Körper sich gegen das eigene oder gegen fremdes Gewebe wehrt, erläutert Oberarzt Uwe Hillen:

    " Es sind eine Vielzahl von Krankheiten damit behandelt worden, so auch aus dem rheumatischen Kreis. Neben den autoimmun-Erkrankungen werden auch weitere Krankheiten behandelt. Das Verfahren wurde ursprünglich entwickelt zur Behandlung des bösartigen malignen Lymphoms der Haut, das Verfahren kommt also aus der Dermatologie. Und verwendet wird es auch bei Neurodermitis, bei schwerer Neurodermitis. "

    Auch bei schweren entzündlichen Darmerkrankungen, dem Morbus Crohn, ist die Therapie erfolgreich. Doch eine endgültige Heilung der Patienten ist nicht in Sicht. Die langjährige Behandlung führt lediglich zu einem erheblichen Anstieg der Lebensqualität. Da ist es tröstlich, dass es fast keine Nebenwirkungen gibt.