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Wenn sich das Klima ändert
Finnland kommt ins Schwitzen

Im April wählen die Finnen ein neues Parlament – und schon jetzt heißen die Wahlen überall nur noch "Klimawahlen". Ein Novum, denn bisher war der Klimaschutz vielen Finnen eher gleichgültig. Doch im Norden steigen die Durchschnittstemperaturen schneller als in anderen Teilen der Erde.

Von Jenni Roth | 23.02.2019
    Ein von innen durch Feuer beleuchtetes Zelt unter Bäumen in einer Schneelandschaft in Lappland
    In Lappland kommt der Klimawandel zuerst an - doch ganz Finnland diskutiert auf einmal über den Kahlschlag der Wälder, schneller schmelzenden Schnee und ein Ende fossiler Energiegewinnung (picture alliance/ Sodapix AG/ Dieter Mendzigall)
    Jetzt diskutiert das ganze Land über den Kahlschlag der Wälder und über Bioenergie. Künstler beschäftigen sich neuerdings mit Umweltthemen, Bürgerinnen und Bürger gehen für das Klima auf die Straße und die Parteien stehen in einem Wettbewerb um die besten Ideen für eine nachhaltige Politik, bei der die deutsche Energiewende Pate steht.
    Die globale Wirtschaft versucht, Profit aus dem Klimawandel zu schlagen, vor allem in der Arktis. Und wenn das Eis schmilzt, öffnen sich neue Wege für die Seefahrt, der Zugang zu Öl und Gas wird einfacher – und attraktiver für Schiffsnationen wie Singapur und auch deutsche Unternehmen.
    Finnische Schüler machen Druck
    Bisher war vielen Finnen der Klimaschutz eher gleichgültig, jetzt wacht die Gesellschaft auf: Vor allem die junge Generation geht auf die Straße, gründet Initiativen und versucht, nachhaltiger zu leben. Die "Klima-Angst" ist unter jungen Leuten zum geflügelten Wort geworden.
    Das Atomkraftwerk Olkiluoto auf der Insel Eurajoki im Westen von Finnland
    Finnland steht vor "Klimawahlen"
    Waldwachstum, Flugsteuer, fleischfreie Tage: In Finnland kursieren derzeit viele Ideen zum Klimaschutz. Er ist das Thema der Parlamentswahl - und soll auch in Europa ganz oben auf die Agenda, wenn Finnland die Ratspräsidentschaft übernimmt. Mittel zum Zweck: die Atomkraft.
    Mika Anttonen, Chef der finnischen Tankstellenkette st1
    Ein Milliardär als Klimaverbesserer
    Immer mehr finnische Konzerne erkennen, dass es sich lohnt, in den Klimaschutz zu investieren. Der Milliardär Mika Anttonen kann und will neue Verfahren ausprobieren, um möglichst ressourcenschonend zu produzieren. Der Einzelne könne nichts tun, meint er - das System müsse sich ändern.
    Zu warm für Rentiere und Touristen
    In Lappland hängt vieles von Eis und Schnee ab. Bleibt der Schnee weg, dann ist nicht nur der Wintertourismus bedroht, vor allem die Rentierzüchter fürchten um ihre Existenz. Denn der Klimawandel erleichtert auch den Zugang zu Rohstoffen und ruft die Industrie auf den Plan.
    Der finnische Künstler Antti Majava beim Holzholen
    Künstler und der Klimawandel im Norden
    Für Künstler Antti Majava steht fest: Klimawandel und Umweltkrisen sind die großen Fragen auch für die Kunst. Über die Beschäftigung damit ist er selbst zum Energiefachmann geworden: In der von ihm gegründeten Künstlerresidenz richtet sich der Alltag nach dem Stromangebot.