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Wer hütet die Kinder?

Familienfreundlichkeit muss das Markenzeichen der Deutschen werden, Familie und Beruf müssen sich miteinander vereinbaren lassen, so die Forderungen vieler Politiker. Die Frage ist nur, ob sich das mit dem Alltag deckt. Gibt es genügend Betreuung, um wieder in den Beruf einzusteigen, eine Weiterbildung zu machen oder ein Studium zu beginnen?

07.11.2006
    Antworten auf diese Fragen finden sich in der Kinderbetreuungsstudie des Deutschen Jugendinstituts in München. Insgesamt wurden bundesweit rund 8000 Privathaushalte mit Kindern bis zu sieben Jahren befragt.

    Der Blick auf die Betreuungsrealität zeige, dass man in Deutschland in den letzten 15 Jahren einen großen Sprung bei den Vier- bis Sechsjährigen gemacht habe, sagt Thomas Rauschenbach, Mitautor der Studie. In dieser Altersstufe sei fast eine Vollbetreuung gegeben, allerdings brächten die üblichen Betreuungszeiten Probleme mit sich. Wer eine Weiterbildung oder ein Studium macht, braucht Betreuung auch zu eher ungewöhnlichen Zeiten. Hier bestehe bei den Einrichtungen noch nicht die notwendige Flexibilität.

    Die Kernaussage der Studie betrifft die mangelnde Versorgung bei den Ein- bis Vierjährigen. Dort ist die Nachfrage deutlich größer als das Angebot. Nur 20 Prozent der vollerwerbstätigen Eltern nehmen mit unter dreijährigen Kindern ein Betreuungsangebot wahr. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass 80 Prozent ihren Betreuungsbedarf anderweitig decken müssen. Großeltern, Au-Pairs, Tagesmütter oder auch Freunde und Bekannten müssen diese Lücke schließen.
    Deutsches Jugendinstitut in München