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Werbeagentur sponsert Urlaub für Kinder

In den letzten Jahren breitet sich auch in Deutschland immer mehr das amerikanische Modell des Corporate Volunteering aus - der ehrenamtliche Einsatz für eine gute Sache. So sorgt in Köln eine Werbeagentur dafür, dass Kinder, für die das sonst nicht möglich wäre, in Ferien fahren können.

Von Andrea Lueg | 20.08.2011
    Natascha: "Zehn Minuten brauchen wir zu gehen, und dann sind wir direkt am Strand. Und wir haben vor zwei Jahren eine Treckerfahrt gemacht, und im Watt sind wir rumgelaufen, das ist immer ganz witzig."

    Natascha Hüppeler ist dreizehn und eines von 45 Kölner Kindern, die diesen Sommer nach Ameland fahren. Acht Tage Sonne, Strand und Meer genießen, spielen, toben und einfach mal raus aus der Stadt. Vor zwei Jahren war sie schonmal dabei. Ohne Unterstützung ginge das allerdings nicht, denn ihre Mutter Anja Hüppeler kann sich Ferien nicht leisten.

    Anja Hüppeler: "Ich bin voll berufstätig, alleinerziehend mit zwei Jobs, fahre selten mit ihr in Urlaub und dadurch kommt sie halt mal raus."

    Möglich wird das durch die Kölner Werbeagentur bplusd, die nicht nur Geld für das Projekt spendet, sondern auch Arbeitszeit ihrer Mitarbeiter.

    Lucia Campelo: "Das wird von der gesamten Geschäftsleitung unterstützt, so dass wir da auch während der Arbeitszeit dran arbeiten dürfen. Ich bin dafür zuständig, den gesamten Projektablauf zu organisieren und arbeite da in einem Team aus zirka vier bis fünf Kollegen, die aus den unterschiedlichen Units ihre Kompetenzen auch mitbringen."

    Lucia Campelo koordiniert das Projekt im Unternehmen, ein Kollege aus der Buchhaltung passt auf den Kassenstand auf, einer aus der Kreativabteilung sorgt für eine schöne Webpräsenz und hält sie aktuell, ein weiterer spricht Kunden des Unternehmens an, die dann schon mal mit Sachspenden helfen. Sonnenschutz für alle ist da zum Beispiel immer eine willkommene Hilfe. Lucia Campelo begleitet seit zwei Jahren die Kindergruppe auf ihrer Reise und erinnert sich noch an eine Kutterfahrt im vergangenen Jahr:

    "Als dann ein Kölner Pänz auf mich zukam und mir einen glitschigen Seestern in die Hand legte und sagte: 'Fühl mal - ieh, ist doch total eklig', das war auch für mich noch mal ein neues Erlebnis."

    Die acht freien Tage für die Fahrt mit den Pänz, also den Kölner Kindern bekommt sie von ihrem Arbeitgeber geschenkt und freut sich, dass sie neben dem Tagesgeschäft auch noch etwas Ehrenamtliches tun kann. Die Werbeagentur hatte anlässlich des zehnjährigen Firmenjubliläums 1997 beschlossen, keine kostspielige Feier zu machen, sondern lieber ehrenamtlich aktiv zu werden.

    Lucia Campelo: "Und da die gesamte Geschäftsführung auch Kinder hat, und in dem Bereich auch helfen wollte, regional, hat man sich entschieden, Kölner Pänz zu unterstützen, einmal in Urlaub zu fahren."

    Von dem ehrenamtlichen Engagement profitiert auch das Unternehmen: Zum einen ist es gute Werbung, vor allem bei den Bürgern und Kunden in der Region. Aber auch die Bindung der Mitarbeiter an das Unternehmen wächst. Und dadurch, dass Kollegen aus unterschiedlichen Abteilungen für das ehrenamtliche Engagement zusammenarbeiten, verbessert sich deren Kommunikation auch im Arbeitsbetrieb.
    Dass auch die Kinder profitieren, ist für Sabine Ludwig, Leiterin des Jugendhauses Boltensternstraße, klar:

    "Viele Kinder kommen das erste mal ans Meer. Oder wenn wir, wie jetzt, nach Holland fahren, das erste mal ins Ausland. Das ist glaube ich 'ne tolle Erfahrung für die Kinder."

    Kinder aus fünf Kölner Jugendzentren fahren in diesem Sommer mit, 45 insgesamt. 75 Euro pro Kind zahlen die Eltern, etwa fünf mal soviel zahlt das Unternehmen. Anmeldungen gibt es genug, etwa doppelt so viele Kinder wären gerne mitgefahren. Natascha jedenfalls freut sich schon auf neue Freundschaften:

    "Manchmal haben wir Platzmangel, aber das ist dann gar nicht so schlimm, dann teilen wir uns meistens Zimmer, dann tun wir noch ein Extrabett in das Zimmer. Dann freundet man sich schnell an und dann erzählen die sogar ihre Geheimnisse, das ist eigentlich immer voll witzig, obwohl man sich erst zwei Tage kennt."