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Werbekampagne McDonald's
Mit Premium-Burgern aus der Krise?

Der Fast-Food-Riese McDonald's steckt in der Krise. In Deutschland ist der Umsatz 2013 und 2014 zwei Mal in Folge zurückgegangen. Kleine Burgerläden machen dem Marktführer Konkurrenz. Jetzt muss ein neues Image her: Neue Premium-Burger mit besonderem Rindfleisch sollen Kunden anlocken.

Von Stefanie Heiß | 15.05.2015
    Aufgenommen am 01.07.2014 in Hamburg
    Kleine Burgerläden machen dem Marktführer Konkurrenz. Jetzt muss ein neues Image her: Neue Premium-Burger mit besonderem Rind. (picture alliance / dpa / Daniel Reinhardt)
    Der neue Aktions-Burger von McDonald's: Speck, gebratenes Hackfleisch, Käse, Salat, Tomaten, Zwiebeln, Soße. Sieht aus - wie jeder andere Burger auch. Nur mit besserem Image, dank Werbespots wie diesem:
    "Neu bei McDonald's: Der Bacon Club House. Mit 100 Prozent Simmentaler Rind aus Deutschland."
    Oder diesem:
    "Wild auf Big Rösti, jetzt neu mit 100 Prozent Simmentaler Rind aus Deutschland."
    In den Aktionsburgern ist jetzt also nicht mehr irgendein Rind, sondern Simmentaler Rind. Klingt gut, oder?
    "Wie Berge ein bisschen, also frisch und gute Qualität. Da stell ich mir jetzt irgendwie eine Kuh vor, die heißt Gerti. Es klingt nach Heimat, Simmental. Das klingt nach gutem Fleisch, nach biologischem Fleisch."
    Bio-Fleisch jetzt auch bei McDonald's? Nein. Einige Verbraucher glauben es aber. Simmentaler Rind aus Deutschland - klingt ja auch so schön nach Heimat. Dabei liegt das echte Simmental in der Schweiz.
    "Ganz normales" Deutsches Fleckvieh
    Wo kommt also das Fleisch her, das auf den Burgern landet? Ich frage bei der Unternehmenszentrale von McDonald's in München nach. Und werde zu einem Gespräch mit Unternehmenssprecher Nicolas von Sobbe eingeladen:
    "Was Sie sozusagen im Moment von uns bekommen als Simmentaler Rindfleisch, stammt sogar ausschließlich aus Baden-Württemberg und Bayern und aus keinen anderen Regionen aus Deutschland."
    Simmentaler Rind in Bayern und Baden-Württemberg? Die Rinder dort sind fast ausschließlich "Deutsches Fleckvieh". Ganz klassische braun-weiße Kühe. Was haben die mit dem Simmental zu tun?
    Das möchte ich vom Zuchtverband für oberbayerisches Alpenfleckvieh erfahren. Ich treffe Franz Gasteiger, den Zuchtleiter des Verbands. Er erzählt mir, dass das erste Fleckvieh 1837 nach Bayern kam und zwar aus dem Schweizer Simmental. Damals nannte man die Tiere Simmentaler. Mittlerweile heißt die Rasse in Deutschland aber offiziell "Deutsches Fleckvieh".
    "Es ist so, dass hier in unserem Zuchtgebiet, die Zucht konsequent vorangetrieben worden ist. Im Simmental, dem ursprünglichen Gebiet, allerdings ziemlich viel eingekreuzt wurde. Und deswegen ist das, was jetzt zum Teil unter Simmentaler läuft, nicht unbedingt das mehr, was wir mit Fleckvieh verbinden."
    Verbrauchertäuschung?
    Übersetzt lautet die McDonald's-Werbung also "mit 100 Prozent Fleckvieh". Will heißen: ganz normales Rindfleisch wie bisher auch. Ernüchternd für die Verbraucher:
    "Ich finde es schon ziemlich dreist. - Das ist natürlich beschönigend. Fleckvieh-Fleisch, das will man nicht hören, das ist schon klar. Hätten sie lieber Fleckvieh sagen sollen.
    Also Verbrauchertäuschung? Was sagt McDonalds dazu?
    "Ich würde so sagen, die Verbraucher denken in der Regel, dass Sie Simmentaler Rindfleisch kriegen und das bekommen sie auch, als Fleckvieh. Mehr oder weniger. Und das ist in Ordnung und das ist aus meiner Sicht auch keine Verbrauchertäuschung."
    Rinder leben in Stallhaltung
    Keine Täuschung vielleicht - auf jeden Fall aber nur die halbe Wahrheit. Warum spricht die Werbung die Verbraucher trotzdem an? Das will ich von Marketing-Experte Jon Christoph Berndt wissen.
    "Die Werbemacher brauchen eine ganze einfache Botschaft, die uns ein Bild im Kopf eröffnet und sitzen da, strategisch, ich wäre gern dabei gewesen bei dem Gespräch, die haben sich auf die Schenkel geklopft, als einer sagte, lass uns doch vom Simmentaler Rind sprechen. Das eröffnet dieses Bild von Heimat, von Glücksgefühl, von die Kuh tollt mit ihren Familienmitgliedern über die Weide und beißt ins Gras und das ist sattgrün."
    Dieses Bild von Heimat zeigt McDonald's sogar in einem Fernsehwerbespot: grasende Kühe auf der Bergweide. Dabei kann unmöglich jedes McDonald's-Rind in Freilandhaltung leben - das gibt auch McDonalds zu.
    "Die Bayerische Landwirtschaft ist ja sozusagen strukturiert mit Stallhaltung und auch das ist mehr oder weniger Simmentaler Rind. Aber tatsächlich das Bild, dass wir in der Werbung nutzen, ist insofern schon korrekt, weil es diese Haltung in Bayern eben auch gibt."
    Ganz genau, es gibt sie eben auch. Die meisten Rinder in Bayern und Baden-Württemberg leben aber in ganz konventioneller Haltung und haben in ihrem Rinder-Leben noch nie eine Weide gesehen.
    McDonald's fährt also dieselbe Werbestrategie wie viele andere Unternehmen auch: Den Verbrauchern erzählen, was gut klingt und den Rest einfach weglassen. Aber am Ende sind es die Verbraucher, die entscheiden, ob diese Art von Werbung erfolgreich ist: Sie entscheiden, was sie kaufen und was eben nicht.