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Wettbetrug
Chinesische Überraschung

In Sachsen-Anhalt steht der Fußballverband massiv unter Druck. Der Trainer des Regionalligisten Germania Halberstadt soll versucht haben, Spieler von Babelsberg 03 zu bestechen. Die Spur führt auch zu einem mysteriösen chinesischen Sportvermarkter, der seinen Sitz in Wernigerode hat - doch dort ist er unauffindbar.

Von Christoph D. Richter | 11.02.2019
    Fußball-Nationalspieler Nils Petersen vom SC Freiburg mit seinem Vater Andreas Petersen, Trainer Germania Halberstadt
    In Manipulationen verwickelt? Andreas Petersen (li.), Trainer Germania Halberstadt und Vater von Fußball-Nationalspieler Nils Petersen (chromorange / Axel Kammerer)
    Es ist ein schwerwiegender Verdacht: Regionalligist Germania Halberstadt und dessen Trainer Andreas Petersen - der Vater des früheren Nationalspielers Nil Petersen - steht unter Verdacht der Manipulation und des versuchten Wettbetrugs. Derzeit laufen die Ermittlungen bei der Staatsanwaltschaft Neuruppin, in Magdeburg prüft man, das Verfahren an sich zu ziehen.
    Im Herbst vergangenen Jahres soll Andreas Petersen von Germania Halberstadt Spielern des Regionalligisten Babelsberg 03 Geld geboten haben, damit sie sich auf dem Platz zurückhalten, "die Füße hochlegen". Später nannte es Petersen einen Jux. Am 1. Februar diesen Jahres kam es zur ersten mündlichen Verhandlung vor dem Sportgericht in Leipzig. Die Sitzung wurde vertagt, ein neuer Termin ist noch offen.
    Dubioser chinesischer Sportvermarkter
    Doch möglicherweise ist der Fall Petersen kein Einzelfall, so jedenfalls berichtet es die "Magdeburger Volksstimme". Denn genau an dem Tag des Spiels zwischen Babelsberg 03 und Gemania Halberstadt ging der sachsen-anhaltische Regionalligist aus dem Vorharz eine Kooperation mit einem chinesischen Sportvermarkter ein.
    Der Name: Star Movement. Auf der Webseite ist eine Adresse in Qingdao sowie Wernigerode eingetragen, ein Klingelschild ist aber nirgends zu finden. Wenn man die angegebene Telefonnummer anruft, landet man bei einem Anrufbeantworter.
    Im Internet heißt es: Man engagiere sich stark "in der Entwicklung und Vermarktung des chinesischen Nachwuchsfußballs, sowohl in China als auch weltweit." Als Markenbotschafter macht der gebürtige Halberstädter Nils Petersen - Stürmer des Erstligisten SC Freiburg - Werbung für den chinesischen Sportvermarkter.
    Wurde Chemnitzer FC angeworben?
    Und genau jene Agentur soll Versuche unternommen haben, Spiele der Regionalliga Nordost zu manipulieren. Die "Bild"-Zeitung schreibt, dass bei einem so genannten "sicheren Sieg" bis zu 60.000 Euro in bar in Aussicht gestellt wurden.
    Offenbar sollte der Spitzenreiter der Regionalliga Nordost - der Chemnitzer FC – für die Wettmafia angeworben werden. Als man davon etwas mitbekommen habe, habe man die Gespräche mit der chinesischen Agentur sofort ausgesetzt. Und den Betrugsversuch umgehend dem Verband und der Staatsanwaltschaft gemeldet, heißt es.
    "Anzeige gegen Unbekannt erstattet"
    Dazu Erwin Bugar, der Präsident des Nordostdeutschen Fußballverbands: "Wir haben Informationen sofort zum Anlass genommen, bei den zuständigen Staatsanwaltschaften Anzeige zu erstatten, gegen Unbekannt. Die Ermittlungen laufen. Und warten nun das Ergebnis ab. Es wird sofort etwas getan, wenn wir etwas erfahren."
    Bis jetzt wisse man nur von Babelsberg 03 und dem Chemnitzer FC. Von weiteren Manipulationsversuchen, so Bugar weiter, habe man keine Informationen und wolle sich auch nicht an Spekulationen beteiligen.