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Wettbetrug
Vom Matchwinner zum Inhaftierten

Wilson Raj Perumal ist in Ungarn Kronzeuge in einem groß angelegten Wettbetrugs-Prozess. In Finnland, wo er bereits wegen einschlägiger Delikte im Gefängnis saß, wurde er kürzlich erneut verhaftet. Jetzt droht ihm Abschiebung nach Singapur.

Von Tom Mustroph | 23.04.2014
    Der Fall ist pikant. Für den Sprecher des Budapester Landgerichts Peter Pota ist Wilson Raj Perumal eine Schlüsselfigur der Anklage: "Er ist der Hauptbelastungszeuge in diesem Prozess. Von ihm kommen sehr wertvolle und sehr umfangreiche Informationen im Rahmen dieser Ermittlung."
    Perumal befindet sich daher in einer Art reduziertem Zeugenschutzprogramm.
    Bedeutet dies, dass er ungestraft Straftaten begehen kann? Im Zuge einer Ermittlung der australischen Polizei im vergangenen Herbst zu verschobenen Spielen auf dem fünften Kontinent wurde der Singapurer immerhin als Drahtzieher bezeichnet.
    Die ungarischen Behörden behalten sich ein Ermittlungsfenster offen.
    "Er ist Zeuge in diesem Prozess. Aber wenn Polizei und Staatsanwaltschaft gegen ihn neue Ermittlungen eröffnen, kann er erneut angeklagt werden."
    Ob der Tipp an die finnischen Kollegen aus Budapest kam, will hier niemand bestätigen. Wenn es so wäre, dann würden die Behörden zumindest an Kooperationsvermögen gegenüber den Manipulateuren aufholen. Denn bei Perumals Betrugsaktivitäten bei mehreren Dutzend Spielen in der finnischen ersten Liga in den Jahren 2008 bis 2011 waren auch ungarische Profis beteiligt. Sie müssen sich wegen Schiebereien in der Heimat gerade in Budapest vor Gericht verantworten.
    Finnlands Gerichte überprüfen nun, ob Perumal nach Singapur ausgeliefert werden kann. Dort wartet bereits eine Haftstrafe von fünf Jahren auf ihn.