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Wetten, dass ..?

Das amerikanische Schnauzbart-Institut ist empört. Fünf Tage vor der Entscheidung in den USA eskalieren Vermutungen und Prognosen in Bezug auf den Wahlsieger. Das konservative Lager sieht Romney de facto im Ziel.

Von Klaus Remme | 02.11.2012
    Von über 300 Wahlmännerstimmen wird da geträumt (270 sind notwendig, um Präsident zu werden), Umfragen werden zitiert, historische Parallelen gezogen. Fürsprecher Obamas winken ab, behaupten das Gegenteil, wedeln mit anderen Umfragen ...

    Doch zurück um American Mustache Institute. Obamas Chefstratege David Axelrod hat im US-Fernsehen angeboten, sich vor laufenden Kameras seinen Schnäuzer wegrasieren zu lassen, sollte der Präsident am Dienstag in Pennsylvania, Michigan oder Minnesota verlieren. Axelrod ohne Schnäuzer? Unverantwortlich, eine solche Wette, entrüsten sich die organisierten Bartträger Amerikas. Das Ganze hat einen durchaus interessanten Hintergrund. Mitt Romney ist in den letzten Tagen dieses Wahlkampfs dabei, in eben diesen drei Bundesstaaten Geld für Wahlwerbung auszugeben. Staaten, die nach Einschätzung der allermeisten Beobachter an Barack Obama gehen dürften. Die Demokraten wiederum setzen einen wertvollen Verbündeten wie Bill Clinton in Richtung Minnesota in Bewegung, sicheres Indiz dafür, dass die Offensive Romneys ernst genommen wird.

    Die letzten Tage des Wahlkampfs 2012 zeigen einen wichtigen Unterschied zur Kampagne 2008.

    Anders als seinerzeit John McCain hat Mitt Romney mehr als genug Geld, um auch auf den letzten Metern zu investieren, wo immer es ihm gefällt. In den vergangenen Jahren war der Geldfluss quer durch die Bundesstaaten ein verlässliches Signal. Wo rechnen sich die Kandidaten Chancen aus, wo geben sie auf zugunsten anderer Bundesstaaten. Finanziell kämpfen beide Seiten diesmal auf Augenhöhe. Alle ahnen, es wird sehr knapp und in den letzten Tagen hat "Sandy” diesen Wahlkampf kräftig durcheinandergewirbelt. Obama profitiert von seiner Rolle als "Krisenmanager-in-Chief”, der republikanische Gouverneur von New Jersey, Chris Christie, posiert gemeinsam mit Obama vor Kameras, lobt die Krisenhilfe des Weißen Hauses! Erste Absetzbewegungen von Romney? Christie, ein Abtrünniger, der klammheimlich eine Niederlage Romneys befördert, weil er selbst 2016 kandidieren will. Jedes Gerücht wird in diesen Tagen vor der Wahl breitgetreten und instrumentalisiert. Mitt Romney kann dagegen wenig tun. Sein Weg hin zur magischen Marke von 270 Wahlmännern ist schwieriger als der von Obama. Mit zusätzlicher Wahlwerbung in weiteren Staaten hofft er auf Optionen für den Fall der Fälle. Was wenn weniger Frauen und Latinos am Wahltag ihre Stimme abgeben als gedacht? Was, wenn die ohnehin dürftige Unterstützung weißer männlicher Wähler für Obama in den letzten Tagen weiter bröckelt? Dann soll es an den letzten Millionen für Spots im Fernsehen und im Radio nicht gelegen haben. Dann nämlich spricht alles für Mitt Romney!



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