Aus den Feuilletons

Wie der Ausstieg aus Facebook gelingt

Das Bild zeigt das Facebook Logo und den gereckten Daumen auf einem PC Monitor durch eine Lupe betrachtet.
Der Datenskandal um Facebook beschäftigt auch viele Medien. © imago stock&people
Von Ulrike Timm · 21.03.2018
Der Datenskandal um Facebook ist auch Thema in unserer Kulturpresseschau: Die "taz" gibt pragmatische Tipps zum Ausstieg aus dem Netzwerk, und die "FAZ" fragt: "Warum steht Facebook eigentlich erst jetzt am Pranger?"
"Zum britischen Muttertag bot eine der größten Supermarktketten des Landes Karten mit aufgedrucktem "Happy-Your-Day"-Gruß an", das meldet die FAZ in Sachen Political Correctness. "Durch die Vermeidung des Wortes 'Mutter' wollte der Konzern nach eigenem Bekunden eine breitere Palette erreichen, 'ob es Großmütter sind oder Trans-Mütter'. Um den Trans-Eltern und gleichgeschlechtlichen Paaren nicht auf die Zehen zu treten, haben einige Schulen den Muttertag umbenannt in 'Special Person’s Day'."
Bislang gibt es dazu noch keinen Twitter-Kommentar von Donald Trump. Aber klar, das kann sich fix ändern. Dass der amerikanische Präsident mit viel Krach und allerhand Kurzmeldungen über die sozialen Netzwerke regiert, wissen wir ja.

Facebook steht am Pranger - reichlich spät

"Jetzt, da herausgekommen ist, wie die Firma Cambridge Analytica Zugriff auf die Daten von fünfzig Millionen Facebook-Nutzern bekam und diese für den Wahlkampf von Donald Trump nutzte, merken plötzlich alle, wo bei Facebook der Hase im Pfeffer liegt", schreibt Michael Hanfeld, ebenfalls in der FAZ. "Geplatzte Filterblase. Facebook steht am Pranger: Warum eigentlich erst jetzt?"
"Nix wie raus hier!" heißt es in der TAZ, die ganz pragmatisch zwölf Tipps gibt, wie der Ausstieg aus dem Netzwerk gelingt. Das dauert. Und ist seeehhr kompliziert. Wer sich bis zu Schritt 12 vorgeackert hat und immer noch drin ist, geht zwar nicht zurück auf Los, aber zu TAZ-Schritt 5: "Schaut Euch an, wie viel Facebook über euch und eure Freund*innen weiß. Und macht es dem Konzern nicht so leicht."

Es staunt der Schweizer

Der Psychologe und Autor Allan Guggenbühl zieht in der NZZ eine andere, abgründige Linie. Mit fast gruslig-staunendem Außenblick des Schweizers legt er dar, wie in der DDR die "Zersetzung" einer Persönlichkeit durch Verunsicherung, falsche Anschuldigungen und Bespitzelung funktionierte. Um dann so fortzufahren:
"Heute braucht es keine Bespitzelungen, heimlichen Filmaufnahmen, Einbrüche und Drohungen mehr, um an die privaten Informationen der Bürger zu gelangen. Die Bürger geben sie freiwillig preis. Im Zeitalter des Internets sind dank Facebook, Twitter, Youtube, Instagram, Chats sowie den digitalen Abwicklungen von Bankgeschäften und privaten Einkäufen die relevanten Daten bereits erfasst."

Menschen, ins Abseits gestellt

Und all das ließe sich eben auch benutzen, um Menschen zu beschuldigen, vorzuverurteilen oder sonstwie ins Abseits zu stellen: "Die Gefahr geht heute von Einzelpersonen oder, als Folge kollektiver Hysterien, von der 'Netzgesellschaft' aus, die beide auf elektronisch gespeicherte Informationen zurückgreifen, um Individuen zu schädigen."
Und weiter: "Allen Menschen, die sich in der Öffentlichkeit des Netzes bewegen, droht die Gefahr, dass ihnen aufgrund eines kollektiv verbreiteten Feindbildes etwas angelastet wird, ohne dass das Vergehen bewiesen ist. Denn zwischen Behauptungen, Unterstellungen und Fakten wird in diesem Raum nicht unterschieden."

Versuch einer säuberlichen Abgrenzung

In der ZEIT bemüht sich Jens Jessen um eine Begriffserklärung des Konservativen für die "verwirrte Öffentlichkeit" und versucht, konservativ, reaktionär und rechtsradikal fein säuberlich abzugrenzen, was auch dann schwierig ist, wenn man sich klarmacht, dass das eine mit dem anderen keineswegs zwingend zu tun hat.
"Der Nachteil einer solchen Skala besteht darin, dass sie eine Art schiefe Ebene suggeriert, auf der einer, der sich als konservativ beschreibt, jederzeit über die Zwischenstation des Reaktionären zum Faschisten abgleiten kann. Für die politische Rhetorik der Linken ist das Bild der schiefen Ebene ein Vorteil: Konservative Fortschrittsskepsis lässt sich schon als Vorschein faschistischen Unheils deuten, leider eine gängige Übung."
Vieles gerät da schnell ins Rutschen.
Auch im Kino. Auf dem Eis. Der Überraschungserfolg des Eiskunstlaufdramas "I, Tonya" animiert die Feuilletonisten immerhin zu sprachlichen Pirouetten. "Kälte, die ein heißes Herz umgibt" heißt es doch tatsächlich in der WELT, und die vergibt "für diese Kür zehn von zehn Punkten".
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