Dienstag, 16. April 2024

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Physik-Adventskalender
24 Experimente für die Adventszeit

Bei "Physik im Advent" verbirgt sich hinter jedem der 24 Türchen des Kalenders ein spannendes Physik-Experiment: Über 20.000 Teilnehmer schauen sich online die Versuche an und lösen eine Quizfrage. Heute startet das Göttinger Projekt seine 5. Auflage.

Von Julian Theilen | 01.12.2017
    Der Physik-Adventskalender der Uni Göttingen soll zum Experimentieren anregen
    Der Physik-Adventskalender der Uni Göttingen soll zum Experimentieren anregen (DPG/Doklog 2015/Amaru Durand Mitre)
    Ruhig und besinnlich soll die Weihnachtszeit eigentlich sein, doch mit Physik im Advent, kurz PiA, kann es in den eigenen 4 Wänden schon mal hektisch zugehen, weiß Veranstalter Professor Arnulf Quadt von der Uni Göttingen:
    "Wir kriegen ja Rückmeldungen, dass viele Familien das zu Hause beim Abendessen besprechen, dass die dann durch die ganze Wohnung laufen mit unserem Spectographen und alle Lichtquellen untersuchen."
    PiA ist ein physikalischer Adventskalender. Jeden Tag wird ein kleines Experiment als Youtube-Film vorgestellt – das können die Teilnehmer dann zu Hause mit haushaltsüblichen Materialien nachmachen und dazu online Fragen beantworten. Schüler aus den Klassen 5 bis 10 können sogar Preise gewinnen, zum Beispiel eine Reise nach Dallas zum Basketballspiel von Superstar Dirk Nowitzki. Physik im Advent ist aber nicht nur für Schüler, sondern alle Altersklassen.
    Arnulf Quadt: "Die Menschen mögen Physik und die Kinder sagen das auch. Ja, der eine fährt Bob, der andere fährt Schlittschuh, der dreht einen Kreisel und der nächste spielt ein Musikinstrument. Das sind alles Phänomene der Natur, das ist Physik, wir alle spielen mit Physik."
    Tonhöhen beim Kaffeebecher-Experiment
    Wenig Theorie, viel Praxis: Bei PiA sollen Physik-Interessierte ihre Umgebung selbst erforschen, dafür kann schon der morgendliche Kaffee als Versuchsobjekt herhalten, wie dieses Experiment zeigt.
    Arnulf Quadt: "Ja, dieses Experiment ist ganz einfach und kann jeder zu Hause nachmachen. Ich schalte zunächst mal meinen Wasserkocher ein und bringe das Wasser zum Kochen. In der Zwischenzeit habe ich mir einen Kaffeebecher bereit gestellt und eine Dose Cappuccino-Pulver und kippe zwei Esslöffel Pulver in meinen Kaffeebecher und gieße das kochende Wasser in die Tasse, rühre das Cappuccino-Pulver um und schlage jetzt mit dem Löffel an die Becherkante. Jeder Ton ist anders und im Laufe der Zeit werden die Töne immer höher, und wenn ich umrühre, fange ich wieder beim tiefen Ton an."
    Dass die Töne bei jedem Klopfen höher werden, liegt an der Schallgeschwindigkeit. Denn die ist in Gasen niedriger als in Flüssigkeiten. Und Gase entstehen auch in der Tasse durch das Umrühren des Pulvers, sie erzeugen kleine Bläschen. Wenn diese Bläschen sich wieder langsam auflösen, wird die Schallgeschwindigkeit wieder höher, und damit auch der Ton.
    Die 15-jährige Lisa Frey macht schon seit Jahren bei solchen und anderen Experimenten von PiA mit. Für sie hat der Physik-Adventskalender im Vergleich zur Schule einen entscheidenden Vorteil:
    "In der Schule ist es so, dass man bei den Experimenten nur zuguckt, aber wenn man es für sich selber macht und selber sieht, was passiert, kann man sich das irgendwie besser merken und versteht es auch besser."
    Ein bisschen Spaß und Risiko muss sein
    Ihre Mutter Ariane Frey hat nichts dagegen, dass ihre Tochter für die Experimente im Advent regelmäßig die eigenen Essensvorräte plündert:
    "Zum Glück gibt es ja diese schöne Einkaufsliste, auch wenn man manchmal improvisieren muss, wenn man mal etwas vergessen hat, einzukaufen. Aber an sich find' ich das im Prinzip super und toll, dass die Kinder und Jugendlichen da Spaß haben und wirklich mit diesen Sachen experimentieren. Kommt ja oft auch Überraschendes raus. Und einfach so auf eine spielerisch nette Art ans Forschen herangeführt werden, ich find' das ein ganz tolles Projekt."
    Und im Dienst der Wissenschaft müssen die Hobby-Forscher auch mal das ein oder andere Haushaltsgerät in Mitleidenschaft ziehen, aber:
    "Noch nichts kaputt gegangen, ich hoffe, es bleibt auch dabei. Aber ein bisschen Spaß und Risiko muss ja auch sein."
    Weihnachtliche Besinnlichkeit – die muss mit "Physik im Advent" eben noch ein bisschen warten.