Frauenwunder in Ruanda

Der Fortschritt ist weiblich

22:41 Minuten
Eine Auszubildende der SOS Berufsschule in Kigali, Ruanda, blickt lächelnd in die Kamera.
Sie gründen ihre eigenen Firmen, arbeiten als Automechanikerinnen oder als Kamerafrauen am Filmset: Frauen in Ruanda. © imago / Thomas Koehler
Von Linda Staude · 27.11.2018
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Wenn es um die Gleichberechtigung von Frauen geht, dann steht das ostafrikanische Ruanda weltweit auf Platz 5. Deutschland belegt laut Weltwirtschaftsforum gerade einmal den 12. Platz. Frauenförderung ist erklärtes Ziel der Regierung, Männerkurse sind Pflicht.
Früher war das Trommeln reine Männersache – für Frauen streng verboten. Die 20 Trommlerinnen der Gruppe Ingoma Nshya haben das uralte Tabu gebrochen. Knapp 15 Jahre ist das her. Leicht war es nicht, aber heute sind die Frauen Profis – und anerkannt. Sogar ihre männlichen Kollegen haben sie akzeptiert und treten gemeinsam mit ihnen auf. Eine kleine Revolution. Ingoma Nshya reist ein paar Mal im Jahr zu Auftritten ins Ausland. Diesen Riesenerfolg hätten nicht einmal ihre Trommlerinnen selbst erwartet, sagt Gründerin Kiki Katese stolz.
"Sie kommen aus sehr armen Verhältnissen. Viele der Frauen sind nicht zur Schule gegangen und können nicht schreiben. Niemand hat ihnen etwas zugetraut. Aber sie sehen mehr von der Welt als viele reiche Ruander. Das finde ich toll. Es gibt Hoffnung und Vertrauen."

60 Prozent der Abgeordneten sind Frauen

Die traditionelle Rollenverteilung zwischen Mann und Frau muss weg. Das ist Programm in Ruanda. Das kleine Land in Ostafrika ist vorbildlich bei der Gleichberechtigung. So sind beispielweise über 60 Prozent der Parlamentsabgeordneten Frauen – die höchste Quote der Welt.
"In unserem Staat sind immer mehr Frauen Entscheidungsträger. Nicht nur im Parlament, sondern im Kabinett, in halbstaatlichen Organisationen, in der Privatwirtschaft, selbst in Gemeindeversammlungen. Frauen haben prominente Positionen überall in der Gesellschaft."
Juliana Kantengwa ist seit fast 20 Jahren Abgeordnete für die Regierungspartei. Sie und ihre Kolleginnen haben eine ganze Reihe von frauenfreundlichen Gesetzen verabschiedet: Vergewaltigung – früher ein Kavaliersdelikt – wird heute hart bestraft. Mädchen haben ein Recht auf Schulbildung, genau wie ihre Brüder. Mutterschutz ist gesetzlich verankert.
"Mit den Gesetzen sind wir schneller vorangekommen als bei der praktischen Umsetzung. Im staatlichen Bereich ist das leichter. Sie machen Gesetze zur Frauenförderung und stellen sicher, dass sie auch befolgt werden. In der Privatwirtschaft haben wir längst noch keine gut 60 Prozent Frauen, aber im Vergleich zu früher stehen wir gut da. Und es werden jeden Tag mehr."
Mehr Frauen in gut bezahlten Jobs, in Führungspositionen oder als Unternehmerinnen.

Günstiger Kredit und Training für Unternehmerinnen

20 Nähmaschinen rattern emsig. An den Wänden der Schneiderei im Tiefgeschoß eines modernen Hauses in Kigali hängen bunte Kleider, T-Shirts und Anzüge – fertig zur Anprobe. Auf großen Tischen rollen zwei Schneider breite Bahnen gelben Stoff aus – für den Zuschnitt. Die meisten Arbeiter in der kleinen Werkstatt in Kigali sind Männer.
"Die durften lernen. Frauen waren früher extrem im Rückstand bei der Bildung, sogar bei einer Berufsausbildung. Aber das hat sich jetzt geändert. Frauen haben viel mehr Möglichkeiten."
Junge Frau zwischen Stoffen, in glitzerndem Kleid
Joselyn Umotoniwase ist Designerin und hat ihre eigene Schneiderei.© Linda Staude
Joselyn Umotoniwase hat ihre Chancen genutzt und vor sieben Jahren ihr eigenes Unternehmen gegründet. Die junge Designerin verkauft hauptsächlich maßgeschneiderte Kleidung. Ihre Kunden sind die Ausländer in Kigali und einige gut gestellte Ruander aus der Mittelschicht.
"Als wir angefangen haben, hatten die Leute ihre Zweifel, ob wir in Ruanda überhaupt Kleider herstellen können. Ich hab Stunden damit verbracht, darüber zu streiten. Wenn ich ihnen gesagt habe: Die Sachen, die ich trage, hab ich selbst gemacht, haben sie nur geantwortet: Das kann gar nicht sein. Du lügst."
Die Image-Kampagne der Regierung für Produkte "Made in Rwanda" hat geholfen, sagt sie. Ruanda will unter anderem eine eigene Textilindustrie aufbauen und fördern und erhebt seit einiger Zeit hohe Zölle auf den boomenden Import von Second-Hand-Kleidern aus Europa und den USA.
"Afrika darf nicht der Müllabladeplatz für allen möglichen Second-Hand-Kram sein!", sagt Präsident Paul Kagame selbstbewusst. Seine Regierung gibt Jungunternehmern, vor allem weiblichen, jede Menge Unterstützung: von günstigen Krediten über Trainings bis zur Hilfe bei der Gründung von Netzwerken und Kooperativen.
Die Schneider sind Männer, die Chefin eine Frau.© Linda Staude
Joselyn Umotoniwase beschäftigt mittlerweile 30 Angestellte. Probleme mit einem weiblichen Boss haben sie nicht, sagt sie.
"Der Respekt für Frauen ist sehr groß in Ruanda. Meine Leute respektieren mich. Ich mag jünger sein als sie, aber sie sind glücklich, dass ich Ideen habe, eine Vision. Und ich helfe ihnen, sie zu verwirklichen."

Frauen haben das Land wieder aufgebaut

Gleichberechtigung steht in Ruanda in der Verfassung – eine Folge des dunkelsten Kapitels in der Geschichte des Landes, dem Völkermord von 1994. Radikale Hutu-Milizen richten in drei Monaten ein unvorstellbares Blutbad an. Fast eine Million Tutsi und gemäßigte Hutu werden regelrecht abgeschlachtet.
"Die Frauen waren gezwungen, sich ohne ihre Männer durchzuschlagen. Sie mussten ihre Fähigkeit beweisen, mit nie gekannten, schwierigen Aufgaben fertig zu werden. Die Menschen haben nach neuen Wegen gesucht. Und einer davon war, dass die Frauen versucht haben, das Land wieder aufzubauen und zu überleben."
Das heißt, kulturelle Tabus zu brechen und traditionelle Männerarbeiten zu erledigen, erklärt die Abgeordnete Juliana Kantengwa.
Marktsituation, Gemüse liegt auf Decken auf der Straße
Der Dorfmarkt wird von Frauen dominiert.© Linda Staude
Ein Gemüsemarkt in einem kleinen Dorf im Westen Ruandas, nicht weit vom Ufer des Kivusees: Junge Frauen breiten selbstgezogene rote Zwiebeln auf braunen Decken aus, große Haufen Karotten und Tomaten.
Unter einem schützenden Dach bieten Händler Kleider zum Verkauf an, billige Schuhe und bunte Einkaufstaschen.
Ein paar Schritte von dem Gewühl in einer schmalen Seitenstraße steht das Haus von Bernadette Uwantege, eine von Ruandas "Trümmerfrauen".
"Vor dem Genozid war ich Händlerin und hatte einen kleinen Laden. Aber der wurde geplündert und zerstört während des Völkermordes. Ich musste mich um mein Kind kümmern und um einige Waisen aus meiner Familie. Deshalb bin ich hierher aufs Land gezogen. Ich habe Gemüse angebaut und verkauft, um die Kinder großzuziehen."
Bernadette Uwantege ist Tutsi. Die Witwe hat die Massaker überlebt, über die sie nur in wenigen, emotionslosen und ganz allgemeinen Sätzen spricht. Aufgewachsen ist sie lange vor dem Völkermord, in einer sehr traditionellen Familie.
"Ich war ein intelligentes kleines Mädchen. Aber meine Eltern wollten nicht, dass ich zur Schule gehe. Für sie hatten meine Brüder Priorität. Ich habe mich gewehrt, aber das ist ein gutes Beispiel für die Ungerechtigkeit früher: Jungs durften in die Schule, Mädchen nicht."
Ältere Frau in afrikanischer Tracht auf Sessel
Bernadette Uwantege durfte nur zur Grundschule gehen und beneidet die Frauen heute.© Linda Staude
Nach einem langen Kampf mit ihren Eltern durfte die kleine Bernadette immerhin die Grundschule abschließen. Aber danach gab es nur eine Wahl: Heirat, Kinder und endlose Stunden harte Arbeit im Haushalt, im Geschäft, auf der Farm.
"Die Männer haben auch auf der Farm gearbeitet, aber nur bis zum Mittag. Danach haben sie gegessen, geduscht und sich mit den anderen Männern getroffen – zum Trinken."

Gleichberechtigung - von oben verordnet

Harte Arbeit, keine Chancen und kaum Rechte – im patriarchalischen Afrika ist das Alltag für die große Mehrheit der Frauen. In Ruanda hat der Präsident persönlich seinem Volk nach der Genozid Gleichberechtigung verordnet.
"Wir müssen mit der Situation fertig werden, dass die Angehörigen der Opfer mit den Tätern wieder Tür an Tür leben. Das ist das Leben, das die Menschen hier ertragen müssen."
Paul Kagame hat immer wieder betont, dass die dringend nötige nationale Aussöhnung nicht möglich ist, wenn mit den Frauen die Hälfte der Bevölkerung zurückgelassen wird.
Die selbstbewusste Botschaft ist allerdings längst noch nicht überall in Ruanda angekommen. Gleichberechtigung steht zwar in den Gesetzen, aber Frauen haben Schwierigkeiten damit, die neue Rolle anzunehmen. Und die Männer haben erst recht keine Lust, die für sie vorteilhaften Traditionen abzuschaffen und ihr relativ bequemes Leben aufzugeben.
"In unserer Kultur gibt es Arbeiten, die Männer einfach nicht tun. Ich gehe nicht in die Küche oder wische den Boden, wegen unserer Kultur."
Jean Pascal Ruemera lebt in Kigali und arbeitet für eine Hilfsorganisation, die sich für die Rechte von Behinderten einsetzt. Von der Gleichberechtigung für Frauen hält er nicht so viel. Beim Gedanken daran, die Windeln seiner Kinder zu wechseln, reagiert er geradezu entsetzt.
Ehepaar mit fünf Kindern sitzen vor ihrem Haus
Claver Musabyineza war bereits im Ehepaar-Training und kümmert sich nun um die Kinder.© Linda Staude
"Nein", ruft er kategorisch und lacht ein bisschen verlegen. Windeln wechseln geht gar nicht für einen Mann. Das ist Frauensache. Auf dem Land legen noch mehr Männer Wert auf ihre althergebrachte Kultur.
"Deshalb müssen wir vor allem die Männer trainieren, weil sie nach unseren Traditionen über die Frauen herrschen. Wir bringen ihnen bei, dass sie ihre Denkweise ändern müssen. Wenn sie das schaffen, dann wird Gleichberechtigung Wirklichkeit."

Ehepaar-Training als Pflichtveranstaltung

Jean Shikiro arbeitet für RWAMREC. Die Organisation setzt sich dafür ein, dass Gleichberechtigung nicht nur im Gesetz steht, sondern dass sie gelebt wird. Ein Trainingsprogramm für Ehepaare soll das erreichen.
"Ihr seid die Vorreiter", ruft der Trainer seinen Kursteilnehmern zu. Ein rundes Dutzend Männer und Frauen bestätigen das gut eingeübt im Chor.
"Was ist Euer Ziel?", fragt er weiter. "Wir wollen Gewalt gegen Frauen beenden", antworten die Ehepaare.
Gewalt in der Ehe ist immer noch trauriger Alltag in Ruanda und wird auch nicht bestraft. Es gibt sogar ein Sprichwort dafür: Niko zubakwa – so funktionieren Ehen nun mal. Farmerin Adeline Nikuze hat das am eigenen Leib erfahren.
"Er ist immer nach Hause gekommen und hat gesagt: Ich habe gehört, du hast mit einem anderen Mann gesprochen. Warum machst du das? Und bevor ich irgendwas antworten konnte, hat er mich geschlagen. Das hat unserer Beziehung natürlich geschadet, auch dem Geschäft. Aber jetzt setzen wir uns gemeinsam nach der Ernte hin und überlegen, wie wir am besten wirtschaften."
Irgendwann hatte Adeline endgültig die Nase voll von ihrer traditionellen Ehe, von der Misshandlung und den Alkoholexzessen ihres Mannes und hat ihn zu dem Ehepaar-Training geschleppt. Mit einigem Erfolg.
"Ich verstehe jetzt erst, wie wichtig es ist, zusammenzuarbeiten und gleichberechtigt zu sein. Früher dachte ich, es ist allein ihre Aufgabe, sich um den Haushalt zu kümmern und zu kochen. Wenn sie nicht da war oder krank, gab es nichts zu essen."
In solchen Notfällen wagt Epaphrodite sich jetzt in die verpönte Küche – und er trinkt nicht mehr. Ein guter Anfang nach nur ein paar Wochen Training. Die Lektionen sind eigentlich ziemlich simpel, erklärt Jean Shikiro.
"Zuerst erklären wir anhand von Beispielen, dass ein Mann sich selbst ruiniert, wenn er sich nicht um seine Kinder kümmert, und dass er viel verpasst. Wenn er seine Frau misshandelt, wenn er Alleinverdiener ist, obwohl seine Frau auch einen Job haben könnte, der ihnen beiden mehr Geld einbringt."

Ein Mann soll Windeln wechseln? Fassungsloses Kopfschütteln

Kurz: Gleichberechtigung liegt im eigenen Interesse der Männer. Widerstand gibt es trotzdem genug. Deshalb setzt RWAMREC auf Mund-Propaganda: Erfolgreiche Kursteilnehmer unterrichten ihre zögerlichen Nachbarn.
Claver Musabyineza trägt einen Stuhl auf den säuberlich gefegten Hof seiner Farm. Er ist für seine Frau bestimmt, damit sie gemütlich im Schatten das Baby füttern kann. Vier größere Kinder spähen schüchtern durch die offene Haustür.
An den Füßen trägt Claver schlammverkrustete Gummistiefel. Er ist gerade von der Weide gekommen, das Vieh in den Stall bringen. Früher wäre das unter seiner Würde gewesen – ein Job für seine Frau. Aber nachdem er das RWAMREC-Training absolviert hat, ist das anders.
"Wenn meine Frau zum Beispiel kocht, hole ich jetzt das Vieh von der Weide. Oder ich kümmere mich um das Baby, wenn es weint. Ich habe keine Angst mehr, was andere Männer dazu sagen. Das war früher ein großes Problem, aber jetzt verstehen wir, dass nichts dabei ist, wenn Ehepartner sich gegenseitig helfen."
Männer, die Frauenarbeiten erledigen, gelten bei den Nachbarn auf dem Dorf als verhext. Deshalb hat Claver so etwas früher immer verweigert, sagt seine Frau Ariane.
"Es ist wirklich gut, dass mein Mann bei diesem Training war. Denn jetzt lernen auch unsere Jungs. Früher haben sie gefragt, wieso sie Geschirr spülen sollen wie die Mädchen. Aber jetzt verstehen sie, dass wir kein dreckiges Geschirr benutzen, nur weil die Schwestern nicht abwaschen."
Junger Mann mit Kind auf dem Arm
Jean Pierre Ngirinshuti trägt seinen Sohn durchs Dorf - eine Sensation.© Linda Staude
Auf der steilen Straße vor dem Hofeingang spaziert ein Nachbar vorbei. Jean Pierre Ngirinshuti trägt seinen Sohn auf dem Arm – in aller Öffentlichkeit. Eine kleine Sensation.
"Meine Frau arbeitet auf dem Markt und verkauft Cassava-Mehl. Ich habe mich den ganzen Tag um mein Baby gekümmert und bringe es jetzt zu seiner Mutter zum Stillen. Wir müssen uns gegenseitig helfen. Gutes tun hat noch nie jemandem geschadet."
Eine Einstellung, die bei den anderen Männern des Dorfes für fassungsloses Kopfschütteln gesorgt hat, sagt er.
"Sie konnten das einfach nicht verstehen. Aber dank unserer regelmäßigen Eltern-Treffen verstehen sie mich jetzt doch."

Frauen in Männerberufen müssen einstecken können

Die abendlichen Meetings sind nicht freiwillig, sondern eine Pflichtveranstaltung, um die Gleichberechtigung auch den konservativsten Traditionalisten im abgelegensten Dorf nahezubringen. Eine schwierige Aufgabe, sagt Jean Shikiro von RWAMREC.
"Die Kultur ist tief verwurzelt, weil Männer und Frauen so aufgewachsen sind. Wir müssen das Training ständig wiederholen. Wer schon gelernt hat, erklärt es den Nachbarn. Aber kulturell bedingtes Verhalten zu ändern, das ist ein langer Weg."
Sylvie Abigayire arbeitet an einer stahlblauen Luxuskarosse. Mit der Elektronik stimmt etwas nicht. Die junge Automechanikerin sucht geübt nach dem Fehler. Nach sechs Jahren im Job ist sie eine Expertin in ihrem Bereich.
"Ein Kunde hat sich mal sehr verletzend geäußert, als ich an seinem Wagen gearbeitet habe. Er hat gesagt, eine Frau kann das nicht. Mein Boss hat ihn überzeugt, mir eine Chance zu geben. Und am Ende hat er zu ihm gesagt: Sehen sie mal, zu wem sie da so respektlos waren. Sie hat ihr Auto repariert!"
Straßenszene und Blick in die Berge
Kigali, die Hauptstadt Ruandas, gilt als sauberste Stadt Afrikas.© Linda Staude
In der riesigen Werkstatt in Kigali arbeiten 50 Automechaniker. Sylvie Abigayire ist die einzige Frau. Skeptische Kunden gibt es immer wieder, sagt einer ihrer Kollegen.
"Das ist ein kulturelles Problem. In Afrika gibt es eben Berufe nur für Männer und andere nur für Frauen. Eine Menge Leute glauben immer noch, Frauen sollten sich zu Hause um die Kinder kümmern und die Jobs den Männern überlassen. Und dann bezweifeln sie die Fähigkeiten der Frauen."
Auch ein paar Kollegen, fügt er hinzu. Was das im Arbeitsalltag bedeutet, erklärt er nicht. Sylvie selbst sagt nur, dass solche Zweifel eine Herausforderung für sie sind – und dass sie jeder Herausforderung gewachsen ist.
"In zehn Jahren habe ich, so Gott will, meine eigene Werkstatt", erklärt sie selbstbewusst. Das könnte andere junge Frauen ermutigen, in ihre Fußstapfen zu treten.
"Dafür sind noch eine Menge Anstrengungen nötig. Wir müssen Mädchen und Frauen ermutigen, einen technischen Beruf zu ergreifen. In vielen anderen Bereichen gibt es schon genauso viele weibliche Bewerber wie Männer. Aber in meinem Fachgebiet brauchen wir noch mehr Frauen."
Ruanda ist vorbildlich, wenn es um die Förderung von Frauen geht. Ganz sicher auf dem afrikanischen Kontinent. In der Politik sogar weltweit. Aber die nackte Statistik zeigt nicht das vollständige Bild. Der Kampf um echte Gleichberechtigung ist auch nach 25 Jahren noch hart, sagt Frauenrechtlerin Peace Sesengura.
"Auf der einen Seite ist Ruanda ein Paradies für Frauen, weil sie festgelegte Rechte haben. Wir haben viele Gesetze, die Frauen schützen. Aber auf der anderen Seite ist es wegen unserer Kultur noch ein weiter Weg zur Gleichberechtigung. Es gibt viele Menschen, die sich an die Traditionen klammern und nichts ändern wollen."
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