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Mutmaßlicher Paris-Attentäter
Salah Abdeslam will Auslieferung verhindern

Einer der mutmaßlichen Drahtzieher der Anschläge von Paris, der festgenommene Salah Abdeslam, will seine Auslieferung nach Frankreich verhindern. Sein Anwalt sagte, er kooperiere mit den Behörden, wehre sich aber gegen die Auslieferung. Vor den Anschlägen soll sich Abdeslam offenbar in Deutschland aufgehalten haben.

19.03.2016
    Ein Polizeiwagen und ein Krankenwagen fahren von dem Ort weg, an dem der mutmaßliche Paris-Attentäter Salah Abdeslam gestellt und verletzt worden sein soll.
    Abdeslam wurde gestern bei einer Razzia in Brüssel festgenommen (dpa-Bildfunk / EPA / Stephanie Lecocq)
    Belgien signalisierte dagegen die Bereitschaft, den Festgenommenen rasch nach Frankreich auszuliefern. Ministerpräsident Charles Michel erklärte, seine Regierung habe keine politischen Einwände dagegen, Abdeslam den Franzosen zu übergeben. Die Regierung in Paris hatte angekündigt, die Auslieferung zu beantragen, damit Abdeslam der Prozess gemacht werden kann.
    Dieser ließ über seinen Anwalt erklären, er wolle nicht an die französischen Behörden übergeben werden, "Er arbeitet aber mit der belgischen Justiz zusammen." Die Staatsanwaltschaft hat Abdeslam und einem mutmaßlichen Komplize wegen der Mittäterschaft an terroristischen Morden angeklagt.
    Der 26-Jährige war am Freitag mit vier weiteren Verdächtigen in Brüssel festgenommen worden. Drei davon gehörten zu einer Familie, die ihm Unterschlupf geboten haben soll. Bei der Festnahme wurden er und der mutmaßliche Komplize verletzt und in ein Krankenhaus gebracht. Dieses haben sie inzwischen wieder verlassen, teilte der Brüsseler Bürgermeister Yvan Mayeur mit.
    Wie die Nachrichtenagentur "Reuters" berichtet, wurde der 26-Jährige in ein Hochsicherheitsgefängnis verlegt.
    Abdeslam soll in Deutschland gewesen sein
    Abdeslam gilt als einer der Drahtzieher der Anschläge von Paris im November letzten Jahres. Dabei waren in der französischen Hauptstadt 130 Menschen getötet worden. Abdeslam war laut Behördenangaben seit seiner Kindheit mit einem weiteren mutmaßlichen Drahtzieher der Anschläge, Abdelhamid Abaaoud, befreundet. Sein Bruder Brahim gehörte zu den Selbstmordattentätern, die sich in die Luft sprengten.
    Abdeslam soll sich vor den Anschlägen kurz in Deutschland aufgehalten haben. Nach Informationen des SWR holte er im Oktober 2015 in Ulm möglicherweise Komplizen ab. Die drei Männer fehlten seitdem in einer Flüchtlingsunterkunft, in deren Nähe er geparkt hatte.
    Nun wird noch nach zwei Verdächtigen gefahndet, die ebenfalls an den Anschlägen beteiligt gewesen sein sollen. Einer von ihnen ist Mohamed Abrini, der andere Soufiane Kayal, allerdings ist dessen Identität nicht genau geklärt. Die internationale Polizeibehörde Interpol rief alle Mitgliedsländer zu erhöhter Wachsamkeit bei Grenzkontrollen auf, um eine Flucht möglicher Komplizen zu verhindern.
    Frankreichs Innenminister Bernard Cazeneuve sprach nach den Festnahmen von einem"großen Schlag" gegen den Terrorismus in Europa. Auch wenn Abdeslam gefasst wurde: In Belgien gilt weiter die zweithöchste Terrorwarnstufe. Ministerpräsident Michel sagte, "der Kampf ist nicht vorbei".
    (hba/tk)