Freitag, 29. März 2024

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Überreste einer kosmischen Kollision
Asteroid mit Romulus und Remus

Im frühen 19. Jahrhundert entdeckten die Astronomen die ersten vier kleinen Objekte zwischen den Bahnen von Mars und Jupiter. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts stieg die Zahl der Kleinplaneten kontinuierlich an. 1866 hatte der britische Astronom Norman Pogson bereits Nummer 87 gefunden.

Von Hermann-Michael Hahn | 15.01.2020
Einige der größeren Asteroiden im Asteroidengürtel (künstlerische Darstellung).
Beim Asteroiden Sylvia wurden mittlerweile zwei kleine Monde beobachtet (ESO)
Pogson ist unter anderem für die Entwicklung der modernen Größenklassenskala zur Helligkeitsbestimmung astronomischer Objekte bekannt. Pogson nannte diesen sechsten von ihm entdeckten Kleinplaneten Rhea Sylvia, die in der römischen Mythologie die Mutter der sagenhaften Gründer Roms war. Inzwischen wissen wir, dass Sylvia mit einem mittleren Durchmesser von 253 Kilometern das achtgrößte Objekt zwischen Mars- und Jupiterbahn ist.
Anfang 2001 wurde mit dem Keck-Teleskop auf Hawaii ein erster kleiner Mond von Sylvia gefunden, drei Jahre später mit dem europäischen VLT in Chile ein zweiter. Beide Möndchen haben etwa zehn Kilometer Durchmesser und umrunden ihren Zentralkörper innerhalb weniger Tage.
Die Bahn des Kleinplaneten Sylvia verläuft zwischen Mars- und Jupiterbahn 
Die Bahn des Kleinplaneten Sylvia verläuft zwischen Mars- und Jupiterbahn (JPL)
Der zuerst entdeckte, äußere von beiden erhielt den passenden Namen Romulus, der Innere wurde nach seinem Bruder Remus benannt. Vermutlich handelt es sich bei diesem Dreiersystem um die Überreste einer Asteroidenkollision, zumal zahlreiche weitere Asteroiden auf sehr ähnlichen Bahnen wie Sylvia bekannt sind.
Sylvia und Romulus und Remus kommen heute der Erde so nah wie sonst nie in diesem Jahr – bleiben aber dennoch gut 400 Millionen Kilometer entfernt.