Biete Buch – suche Osterei

Wenn Suche süchtig macht

Ein Hühnerei verziert mit dem Gedicht "Osterspaziergang" von Johann Wolfgang von Goethe, gesehen auf dem Ostereiermarkt in Gotha im März 2015
Ein Hühnerei, das mit dem Gedicht „Osterspaziergang“ von Johann Wolfgang von Goethe verziert wurde. Auf Ideen kommen die Menschen. © picture alliance / dpa / Sebastian Kahnert
Von Uwe Golz · 16.04.2017
Ein Leben ohne Suche scheint ein nicht gelebtes Leben – diesen Eindruck könnte man bekommen. Zeitungen sind voll mit Suchanzeigen, Internetportale dienen ihre Dienste an und auch die Pinnwand in Kiosken und Läden ist noch immer am Leben und erfreut sich regen Zuspruchs.
Ist Ostern auch der höchste Feiertag der Christen, für Kinder zählt am Ostersonntag nur eins: die Ostereiersuche. Egal ob aus Schokolade, Marzipan oder bunt bemalt und hart gekocht, sie sollen gut versteckt sein und nicht allzu leicht zu finden. Die Suche steht im Vordergrund. Ein Brauch, der aus vorchristlicher Zeit übernommen wurde.
Das Verschenken von Eiern geht auf die germanische Göttin des Frühlings, Ostara, zurück. Ihr zu Ehren und als Symbol der Fruchtbarkeit wurden die Eier verschenkt. Natürlich war dies der Kirche ein Dorn im Auge und sie verbot den Brauch. Hat aber nicht geholfen, denn nun wurden die bunten Eier heimlich versteckt. Ihre Färbung hatte übrigens einen ganz pragmatischen Grund. So waren die Geschenke von ihren rohen Artgenossen leicht zu unterscheiden.
Alles auf der Erde lässt sich finden, wenn man nur zu suchen sich nicht verdrießen lässt.
Der griechische Dichter Philemon (ca. 361 – 263 v. Chr.)
Suchen scheint den Menschen seit Anbeginn an im Blut zu liegen. Als Jäger und Sammler kämpfte man täglich ums Überleben. Heutige Sammler dagegen um die Vollständigkeit ihrer Sammlung. Und dabei gibt es keine Beschränkungen: Vom Aschenbecher über das Parfumflakon bis zur heißgeliebten Vinylschallplatte – alles und jedes findet einen Sammler. Dies ist der angenehme Aspekt des Suchens.
Zur Qual wird es bei der Liebe. Einige Herzen suchen andere einsame Herzen und finden in den meistens Fällen nur Schmerzen und bleiben am Ende (dank diverser Vermittlungsagenturen) mit leeren Händen und leerem Geldbeutel zurück. Ähnliches gilt auch bei der Wohnungssuche – heutzutage fast schon eine Sisyphusaufgabe. Aber aufgeben? Das kommt für den Suchenden nicht in Frage – in keinem Fall.
Die Nadel im Heuhaufen ist durch einen Magneten schnell zu finden. Die innere Ruhe und Ich dagegen nicht. Im Pâli-Kanon des Buddhismus ist zu lesen:
Den Buddha, den des Dranges Netz und Gift nicht binden,
wer kann ihn, den Ungreifbar-Grenzenlosen, finden?
Dabei ist es doch nur so, dass "jeder Suchende, doch nur Gutes sucht", das wusste schon Franz Kafka.

Musikalische Ostereiersuche

Zum Suchen gehört natürlich auch das Verstecken. Am Ostersonntag sollten auch Sie auf die Suche gehen, denn wir haben musikalische Ostereier in der Sendung versteckt. Und diese Songs waren zu finden:
Ei 1: Glenfiddle: "Put an Egg on It"
Ei 2: Tex Ritter: "Egg-A-Bread"
Ei 3: Lilian Harvey & Willy Fritsch: "Ich wollt' ich wär' ein Huhn"
Ei 4: Ella Fitzgerald: "I'm a Poached Egg (Without Toast)"
Ei 5: The Cars: "The Little Black Egg"

Das "Sonntagmorgen"-Team erreichen Sie per E-Mail: sonntagmorgen@deutschlandradiokultur.de oder per Post: Deutschlandradio Kultur, Hans-Rosenthal-Platz, 10825 Berlin, Stichwort: Sonntagmorgen.

Mehr zum Thema