Aus den Feuilletons

Zurück auf dem Grünen Hügel

04:19 Minuten
Festspielleiterin Katharina Wagner spricht hinter einem Pult mit den Wappen von Bayreuth in Mikrofone.
Katharina Wagner ist genesen und will nächstes Jahr wieder die Festspiele eröffnen. © imago images / Peter Kolb
Von Klaus Pokatzky · 21.10.2020
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Nach langer Abstinenz meldet sich Katharina Wagner zurück in Bayreuth - und spricht mit der "Zeit" über die Monate ihrer Krankheit. Die Festspielchefin hat alles gut überstanden und einige Erkenntnisse gewonnen.
"Wem würden Sie das Bundesverdienstkreuz geben?", fragt die Wochenzeitung DER FREITAG.
"Polizisten und Rettungskräften, die sich täglich Unverschämtheiten bieten lassen müssen, vor unvermittelten Gewaltausbrüchen nie sicher sein können und sich dennoch immer wieder bemühen, die Rolle als Freund und Helfer zu übernehmen."
Das antwortet die Journalistin Gabriele Krone-Schmalz, viele Jahre Moskau-Korrespondentin der ARD.
"Wie möchten Sie sterben?", will der FREITAG wissen.
"Am liebsten würde ich friedlich einschlafen und dabei nicht allein sein", sagt Gabriele Krone-Schmalz: "Das ist vermutlich nicht besonders originell, aber überaus wünschenswert."

Für Krankheit muss man sich nicht schämen

Und das ist sehr ehrlich; genauso wie eine andere Frau, die mit einer Lungenembolie im künstlichen Koma lag.
"Kranksein, Krankwerden ist nichts, wofür man sich schämen muss. Und so strapaziös die Zeit war, die hinter mir liegt, ich habe sie gut überstanden", erzählt Katharina Wagner – die Leiterin der Bayreuther Festspiele, die sich wegen ihrer Krankheit für mehrere Monate zurückziehen musste.
"Man merkt, man hat nur ein Leben", sagt sie im Interview mit der Wochenzeitung DIE ZEIT. "Die Lehre, die ich für mich daraus ziehe, ist schon, Dingen, die quer stehen, noch schneller und direkter auf den Grund zu gehen. Und nicht nachzulassen, auch wenn es nicht auf alles sofort eine Antwort gibt."

Frauen lügen weniger

Zwei beeindruckende Frauen; und die gibt es natürlich nicht nur bei uns. "In Russland und Weißrussland haben die Protestbewegungen der letzten Zeit gezeigt, dass Frauen darin oft eine Schlüsselrolle spielen", lesen wir in der Tageszeitung DIE WELT.
"Natürlich will niemand die Rolle der männlichen Dissidenten kleinreden, aber die moralische Kraft der weiblichen Bewegung begeistert", schreibt der russische Schriftsteller Viktor Jerofejew – und klärt uns über das in seiner Heimat besonders starke weibliche Geschlecht auf.
"Traditionell haben Frauen schon in der Sowjetunion auf der Arbeit weniger gelogen, mussten sie sich doch nicht so aktiv wie die Männer an der ideologischen Lüge beteiligen, und zu Hause haben sie weniger getrunken als ihre Männer. Das führte dazu, dass sie in der Familie die Grundlage des gesunden Menschenverstandes bildeten."

Amerikanische Paradoxien

Davon könnte anderswo gelernt werden. "In diesem Land gibt es Menschen, die nach Öl bohren, das vor Millionen Jahren entstanden ist, und dennoch glauben, dass Gott die Welt vor 6000 Jahren geschaffen hat", steht in Christ und Welt, der Beilage der ZEIT.
"Solche Menschen gibt es zwar überall, doch nicht in so großer Zahl und nicht mit dem Anspruch, eine erwählte Nation zu sein", schreibt Hans-Dieter Gelfert über die USA, die noch knapp zwei Wochen haben bis zur Wahl ihres nächsten Präsidenten.
"Die Liste der amerikanischen Paradoxien ist lang", erklärt uns der emeritierte Professor für englische Literatur. "Amerikaner sind Individualisten mit ausgeprägtem Gemeinsinn und Isolationisten mit einer Neigung zur Rolle des Weltpolizisten; sie sind idealistische Materialisten, friedliebende Krieger, staatsfeindliche Patrioten, antiautoritäre Heldenverehrer, konservative Fortschrittsfanatiker und Optimisten mit paranoider Angst vor dem Bösen."
Da wünschen wir ihnen reichlich Frauen mit gesundem Menschenverstand.
"Was mögen Sie an Angela Merkel?", will der FREITAG wissen.
"Ihre Gelassenheit", sagt Gabriele Krone-Schmalz. "Sie wirkt so wohltuend unaufgeregt und lässt sich selbst von 'den' Medien nicht aus der Ruhe bringen."
Weiter so!
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