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Hauptversammlung von Lufthansa
Flugskepsis und Wachstumspläne

Sinkende Gewinne, steigende Kerosin-Preise und eine neue Sensibilität der Kunden beim Klimaschutz: Die Situation für Lufthansa wird nicht leichter. Auf der Hauptversammlung in Bonn erklärt Konzernchef Carsten Spohr, dass der Konzern dennoch weiter wachsen wolle.

Von Jörg Sauerwein | 07.05.2019
Carsten Spohr, Vorstandsvorsitzender der Lufthansa Group, spricht bei der Hauptversammlung seines Unternehmens.
Zufrieden mit dem Geschäftsjahr 2018 - und mit Plänen für die Zukunft: Carsten Spohr, Lufthansa-Vorstandsvorsitzender (picture alliance / Henning Kaiser)
Der deutsche Kranich kämpft an vielen Fronten. Das haben die ersten drei Monate dieses Jahres gezeigt, in denen die Lufthansa mehr als 340 Millionen Euro Verlust gemacht hat. Grund dafür sind der große Preisdruck durch die Konkurrenz und hohe Treibstoffpreise. Dazu kommt die aktuelle Diskussion um den CO2-Ausstoß durch Flugzeuge. Entsprechend ist die Stimmung unter den Lufthansa-Aktionären in Bonn gemischt: "Stellt sich immer wieder die Frage, wie soll es weitergehen. Gerade in Europa mit der Luftfahrt", sagt ein Aktionär. Und ein anderer meint: "Der Verdrängungswettbewerb ist doch sehr groß. Und man hat’s ja gesehen, in der letzten Zeit sind doch ein paar Airlines abgegangen – es wird nicht einfach, glaube ich."
Trotzdem erklärte der Vorstandsvorsitzende der Lufthansa, Carsten Spohr, seinen Aktionären, der Zustand der Lufthansa-Gruppe sei durchaus ein Grund zur Freude. Vor allem mit Blick auf das vergangene Geschäftsjahr 2018: "Wir haben das zweitbeste Ergebnis in der Geschichte unseres Unternehmens erzielen können. Wir haben den höchsten Umsatz unserer Unternehmensgeschichte erzielt, fast 36 Milliarden Euro, damit gehören wir zu den drei umsatzstärksten Airline-Konzernen der Welt."
Angebot für Condor abgegeben
Allerdings kam dazu von Anlegern durchaus auch Kritik. Denn die Gewinne seien nicht entsprechend gestiegen. Mehr Umsatz, aber weniger damit verdient, lautete dort der Vorwurf. Und mit Blick auf den aktuellen Preisdruck werde das nicht leichter. Die Lufthansa will an ihrem Kurs festhalten und weiter wachsen. Dazu passt auch, dass Vorstandschef Spohr ein Interesse am Ferienflieger Condor bestätigt hat. Ein entsprechendes Angebot sei an den britischen Eigentümer Thomas Cook gegangen.
Gegenwind für die Lufthansa gab es unter anderem vom Dachverband der kritischen Aktionäre. Angesichts der im vergangenen Jahr gestiegenen CO2-Emissionen könne man nicht für eine Entlastung des Vorstands stimmen, erklärte deren Vertreter Moritz Leiner. Der Konzern müsse an dieser Stelle dringend mehr tun: "Zum Beispiel könnte man ja auch mal darüber nachdenken, die Flugkompensation für Fluggäste nicht nur freiwillig, sondern verpflichtend zu machen. Das wäre mal ein großer Schritt in eine richtige Richtung und würde auch der Lufthansa AG nicht nur moralisch, sondern auch strategisch entgegenkommen. Weil sie sich dadurch einfach gerade im Moment mit den ganzen Debatten um Klimawandel gut positionieren könnte."
"Fridays for Future"-Vertreter fordert anderes Geschäftsmodell
Zum Thema CO2 sagte Lufthansa-Chef Carsten Spohr, ihm sei durchaus bewusst, dass Unternehmen heute nicht mehr nur Gewinne erwirtschaften, sondern auch nachhaltig arbeiten müssten. Deshalb investiere die Lufthansa jedes Jahr rund drei Milliarden Euro in sparsamere Flugzeuge: "Das bleibt auf absehbare Zeit unser größter Hebel, um möglichst umweltschonend zu fliegen. 221 neue Flugzeuge werden uns in den nächsten acht Jahren zugehen und damit werden wir unter anderem unsere gesamte Langstreckenflotte bis Mitte des nächstens Jahrzehnts grundlegend modernisieren."
Die neuen Flieger sollen die CO2-Emissionen nochmal um anderthalb Millionen Tonnen pro Jahr senken und außerdem deutlich leiser sein. Für Maximilian Reimers reicht das allerdings nicht aus. Er war für die Klimaschutzbewegung "Fridays for Future" nach Bonn gekommen, um vor den Aktionären zu sprechen. Und er forderte ein Umdenken bei der Lufthansa, wenn die Chefetage nicht etwa Zweifel am Klimawandel habe: "Wenn sie aber daran glauben, dann sollten sie darüber nachdenken, ihr Geschäftsmodell zu ändern, beziehungsweise wirklich ökologischer zu werden und darüber nachzudenken, ob es sinnvoll ist, wenn ein Flug weniger kostet als ein Taxi."
Die Aktionäre können sich auch in diesem Jahr über eine Dividende freuen. Sie sollen 80 Cent pro Aktie bekommen. Genauso viel wie im vergangenen Jahr.