Dienstag, 16. April 2024

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Eishockey in der Corona-Pandemie
Kölner Haie: "Es ist unsere DNA, Menschen zu begeistern"

Seit März keine Spiele, seit Mai Training unter Corona-Bedingungen: die Pandemie trifft das Eishockey und die Kölner Haie hart. Cheftrainer Uwe Krupp und Geschäftsführer Philipp Walter betonen im Dlf-Sportgespräch den Wert des Sports in der Krise - und plädieren für Spiele vor Fans.

Uwe Krupp und Philipp Walter im Gespräch mit Jonas Reese | 08.11.2020
Kölns Eishockey-Spieler Pascal Zerressen vor Publikum beim Spiel der Kölner Haie gegen die Eisbären Berlin am 6. März 2020 in der Kölner Lanxessarena.
Eishockey im vollen Stadion: Pascal Zerressen beim Spiel der Kölner Haie gegen die Eisbären Berlin im März 2020 (imago images / Chai v.d. Laage)
Im März haben die Kölner Haie ihr letztes Spiel in der Deutschen Eishockey-Liga DEL gespielt. Seitdem hat die Pandemie auch den Verein im Griff: Seit Mai wird unter den Bedingungen der Kurzarbeit trainiert. Die Spieler dürfen eine begrenzte Anzahl von Stunden arbeiten, zusätzlich gibt es Trainingspläne auf freiwilliger Basis. Zwar hätten alle gut mitgezogen, die Kondition sei auf einem guten Level, so Trainer Uwe Krupp im Dlf-Sportgespräch, aber: "Gleichzeitig ist jeder die Sache leid."
Dem Eishockey ist die wichtigste Einnahmequelle weggebrochen: Rund um die Spiele mit Fans werden 80 Prozent der Einnahmen gemacht. Dazu gehören die Tickets, aber auch zum Beispiel das Merchandising. Die wirtschaftliche Situation sei "sehr schwierig", beschreibt es Haie-Geschäftsführer Philipp Walter.
Spieler verzichten, Fans spenden
Mit den Spielern wurde ein Gehaltsverzicht von 60 Prozent vereinbart: "Das haut bei den Spielern schon ganz schön rein", sagt Walter. Sie würden sich damit aber auch zu ihrer Sportart und ihrem Verein bekennen. Der Gehaltsverzicht habe eine Kettenreaktion ausgelöst: So würden Fans zum Beispiel ihre Dauerkarte spenden oder virtuelle Tickets kaufen - die sie im Moment gar nicht bei einem Spiel im Stadion einlösen können, sondern als Symbol der Unterstützung erwerben.
Bälle verschiedener Sportarten in einem Schrank.
In der Zwangspause: Teamsportarten hoffen auf Hilfe durch Politik
Handball, Volleyball, Eishockey: Die Ligen der Sportarten pausieren in Deutschland. Eine Rückkehr in den Wettkampfbetrieb ist schwierig, aber ohne Zuschauereinnahmen droht den Vereinen die Pleite.
Der Bund hilft den Profiligen im Handball, Volleyball, Basketball und eben Eishockey mit einem 200-Millionen-Euro-Paket. Man sei "hoffnungsfroh", dass man die beantragten 800.000 Euro bekomme, so Walter. Der Geschäftsführer sieht die Politik in der Pflicht, den Sport zu unterstützen. Der Sport stehe für Zusammenhalt, Gesundheit und gesellschaftliches Engagement, er sei integrativ und inklusiv. Wenn es gut laufe, werde das von der Politik betont, wenn es schlecht laufe, werde der Sport oft "populistisch auf die Lichtung gestellt" und gelte als nicht so wichtig. Walter glaubt: "Sport kann einen unheimlichen Beitrag leisten in dieser Krise." Aus seiner Sicht haben die Hygienekonzepte "eine Chance verdient".
Plädoyer für Fans im Stadion
Bei Spielen sind wegen der Corona-Pandemie vorerst keine Fans erlaubt. "Das zermürbt dann schon im Kampf um die Existenz", erzählt Walter. Vom Kölner Gesundheitsamt habe es das Feedback gegeben, dass das vereinseigene Hygienekonzept grunsätzlich tragfähig sei.
Philipp Walter (l), Geschäftsführer der Kölner Haie, und Uwe Krupp (r), Cheftrainer der Kölner Haie, im Deutschlandfunk-Studio
Philipp Walter (links, Geschäftsführer der Kölner Haie) und Uwe Krupp (Cheftrainer der Kölner Haie) im Deutschlandfunk-Studio (Deutschlandradio / Jonas Reese )
"Wenn Leute zugelassen werden, können wir ein Umfeld schaffen für unsere Fans, dass sie bei den Haien gut aufgehoben sind", betont Haie-Trainer Krupp. Eishockey vor Zuschauenden sei nicht nur Geschäftsmodell, so Walter: "Es ist unsere DNA, Menschen zu begeistern."
Am 19. November soll grundsätzlich entschieden werden, ob die DEL-Saison Mitte Dezember starten wird. Walter ist klar dafür: Wenn es möglicherweise erst Ende nächsten Jahres wieder Spiele gebe, befürchtet er einen "nachhaltigen Schaden" für das Eishockey.