Stefan Aust über die RAF

"Der Staat muss alles offenlegen"

Arbeitgeberpräsident Hanns Martin Schleyer wurde am 05.09.1977 in Köln von RAF-Mitgliedern entführt, drei Polizisten und der Fahrer starben bei der Geiselnahme. Schleyer wurde am 19.10.1977 im Kofferraum eines Autos in der elsäßischen Stadt Mühlhausen ermordet aufgefunden.
Arbeitgeberpräsident Hanns Martin Schleyer wurde am 5. September 1977 in Köln von RAF-Mitgliedern entführt, drei Polizisten und der Fahrer starben bei der Geiselnahme, Schleyer wurde am 19. Oktober 1977 im Kofferraum eines Autos ermordet aufgefunden. © dpa
Moderation: Korbinian Frenzel · 30.11.2017
Der Journalist Stefan Aust fordert, 40 Jahre nach dem Deutschen Herbst alle Fakten auf den Tisch zu legen. Das gelte nicht nur für die früheren RAF-Terroristen, sondern auch für die Behörden. Ihnen wirft Aust vor, Unterlagen bewusst zurückzuhalten.
Man könne die Täter nicht zwingen zu erzählen, was damals bei der Entführung und Ermordung des Arbeitgeberpräsidenten Hanns Martin Schleyer geschehen sei, sagt Stefan Aust, man müsse warten, bis sie Reue und Scham zeigten, so wie kürzlich Silke Maier-Witt, die den Sohn Schleyers um Vergebung bat. Doch es gebe auch die Seite des Staates, so Aust: "Das Ganze ist jetzt 40 Jahre her, der Deutsche Herbst. Und da wird es Zeit, dass auch die Behörden das, was sie wissen und was sie an Akten, an Unterlagen haben, tatsächlich offenlegen."
Stefan Aust, Herausgeber der Zeitung "Die Welt"
Stefan Aust, Herausgeber der Zeitung "Die Welt"© picture alliance / dpa / Klaus-Dietmar Gabbert
Aust, Autor des Buches "Der Baader-Meinhof-Komplex", bezieht sich auf "gravierende Vorgänge", wie er sagt. So gehe es um die Frage, ob die damals im Gefängnis Stammheim sitzenden RAF-Terroristen während der Schleyer-Entführung abgehört worden seien. Oder auch dies:

"Staatsgeheimnisse unterminieren Regierungshandeln"

"Ist die Verabredung zum Selbstmord - ist die aufgezeichnet worden? Es gibt viele Indizien, auch Zeugenaussagen, nicht nur Indizien, es gibt Belege dafür, dass es so gewesen ist. Und da tun die Behörden immer noch so, als würde es das nicht geben, als hätten sie es nicht, als wüssten sie nichts davon oder erklären Dinge auch richtiggehend für geheim."
Auch mit Blick auf den NSU und das Schreddern von Akten beim Verfassungsschutz sagt Aust:
"Es ist nicht das Bekanntwerden von Staatsgeheimnissen, es sind die Staatsgeheimnisse selbst, die Regierungshandeln unterminieren. Meistens werden Sachen geheimgehalten, weil die Betroffenen und die betreffenden Behörden grobe Fehler gemacht haben."
(bth)
Mehr zum Thema