CDU-Politiker Peter Radunski

"Politik ohne Emotionen geht nicht"

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In den späten Neunzigerjahren arbeitete Peter Radunski als Berliner Kultursenator
In den späten Neunzigerjahren arbeitete Peter Radunski als Berliner Kultursenator © Paulus Ponizak/Berliner Zeitung/Picture Alliance
Peter Radunski im Gespräch mit Ulrike Timm · 15.11.2018
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Peter Radunski kennt Politik in allen Facetten. Mehr als 100 Wahlkämpfe der CDU hat der Politikwissenschaftler begleitet – auf Landesebene, im Bund, in Europa. Nach fast 25 Jahren Parteimanagement betrat er 1991 selbst die politische Bühne.
Als Berliner Senator für Bundes- und Europaangelegenheiten zog Peter Radunski erfolgreich die Strippen und engagierte sich für den Umzug der Regierung von Bonn nach Berlin. Seine Heimatstadt belohnte ihn mit dem Posten des Senators für Wissenschaft, Forschung und Kultur. Von den Medien als "Kugelblitz" und "Zigeunerbaron" verspottet, bescheinigten ihm selbst Gegner, die Kultur der Hauptstadt in seinen Amtsjahren zwischen 1996 und 99 aufgewertet zu haben.
Der inzwischen 79-Jährige hat im Laufe seines politischen Schaffens alle deutschen CDU-Kanzler persönlich kennengelernt. Besonders nah stand er Helmut Kohl. Er habe zwar nie zu dessen "Familie" gehört, aber Kohl vertraute ihm unter anderem in seiner Rolle als Bundesgeschäftsführer viele Jahre lang alle Wahlkämpfe an. Dabei sei "die Königsdisziplin die Mobilisierung der eigenen Anhänger". Das werde immer wieder unterschätzt. "In dem Moment, wo viele Menschen im Lande für Sie sprechen, ihre Argumente kennen und sie weiter geben, da sind Sie stark." Der "Spiegel" kürte Radunski zum "erfolgreichsten Wahlkampfmanager, den die CDU je hatte."

Radunski wechselte von der 68er-Bewegung in die CDU

Dass Peter Radunski eine solche Karriere machte, war ihm nicht in die Wiege gelegt. Der Vater war im Krieg gefallen, seine Mutter ließ ihn bei der Großmutter zurück. Besonders in der Nachkriegszeit erlebte er Hunger und Entbehrung. Allen Widerständen zum Trotz studierte er Politikwissenschaften am damals neu gegründeten Otto-Suhr-Institut der Freien Universität in Berlin. Und er schloss mit Bestnoten ab.
Im Zuge der 68er-Bewegung begann er sich politisch zu engagieren. Warum er sich bei dieser Vita nicht für die SPD entschied, begründet er mit dem Christentum. "Ich habe mein ganzes Leben lang gesagt, ich hätte auch in die SPD gehen können wegen der sozialen Dinge. Aber es gab eine Sache, die mir noch wichtiger war, das war das Christentum."

Radunski befürwortete die Notstandsgesetze

Von den linken 68ern trennte ihn vieles. So befürwortete er zum Beispiel die Notstandsgesetze. In einem war er sich aber mit ihnen einig: "Wir wollten uns endlich mal emanzipieren und den Autoritäten gegenüber gerade stehen." Für Rudi Dutschke hegte er große Bewunderung: "Ich habe in Rudi Dutschke einen sehr vorbildlichen Menschen gesehen, von dem ich gedacht habe, 'von dem kannst Du was lernen. Der traut sich was, der nimmt was auf.' Und es hat sich in meinem Leben sehr schön gefügt. Als ich Kultursenator war, konnte ich entscheiden, dass er ein Staatsgrab bekam."
Die letzte Wahl, die Peter Radunski organisierte, war die erste gesamtdeutsche Bundestagswahl 1990, die wieder Helmut Kohl gewann. Mit der geglückten Wiedervereinigung ging auch für Radunski sein wichtigster politischer Traum in Erfüllung - schließlich war es der Mauerbau 1961, der den damals 22-Jährigen politisiert hatte.
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