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Front National
Standing Ovations für Le Pen

Lange hatte die Partei ihre Vorsitzende nicht mehr so wortgewaltig erlebt: Bei dem Parteitag in Lille schwor Marine Le Pen die Anhänger auf einen neuen Parteinamen ein: Aus dem Front National soll Rassemblement National werden. Die politische Ausrichtung bleibt jedoch die alte.

Von Sabine Wachs | 12.03.2018
    Marine Le Pe auf dem Parteitag des Front National in Lille, am 11.03.2018
    "Wir sind hier zu Hause!": Auf dem Parteitag in Lille befeuerte die Parteichefin Le Pen immer wieder Ängste vor Überfremdung (picture alliance /MAXPPP/dpa)
    Es sollte der Parteitag der großen Erneuerung werden. So hatte ihn die alte und neue Parteichefin Marine Le Pen angekündigt. Und so präsentierte sie am Sonntagnachmittag, nach einer fast eineinhalb Stündigen Rede ihren Kernpunkt der Erneuerung: einen neuen Namen für den Front National:
    "Er muss unseren Ansprüchen genügen und zum Ausdruck bringen, dass wir als Nation bereit sind, unsere Identität, unseren Wohlstand unsere Sicherheit und unsere Freiheit zu verteidigen. Daher schlage ich vor, dass sich der Front National in Rassemblement National - Nationaler Zusammenschluss - umbenennen sollte."
    "Sie hat mich absolut überzeugt"
    Schienen am Samstag noch viele Mitglieder unsicher, ob sie überhaupt einen neuen Namen wollen, so war die Zustimmung zum Vorschlag von Le Pen nach ihrer Rede groß. Seit der Niederlage bei den Präsidentschafts- und anschließend bei den Parlamentswahlen hatten die Anhänger ihre Parteichefin wohl nicht mehr so entschlossen, so wortgewaltig erlebt:
    "Sie hat mich absolut überzeugt, ihre Rede war bewegend. Und auch mit dem neuen Namen kann ich mich anfreunden. Das Wichtigste war das, was sie über den Zusammenschluss gesagt hat - zusammen schaffen wir es. Ich glaube 2022 können wir an die Macht kommen."
    "Wir haben nicht die Mittel, die halbe Welt zu ernähren"
    Mit ihrer Rede konnte Marine Le Pen wohl auch viele ihrer internen Kritiker überzeugen. Sie müssen nun keine Angst mehr haben, dass die Partei unter einem neuen Namen einen moderateren Kurs fahren könnte. Denn der Diskurs der Parteichefin war deutlich. Radikal und nationalistisch geprägt. Neben dem Feindbild EU befeuerte sie auch immer wieder die Ängste vor der Überfremdung des eigenen Landes:
    "Das Geld Frankreichs soll den Franzosen zu Gute kommen. Wir haben nicht die Mittel, die halbe Welt zu ernähren, zu pflegen, zu versorgen. Migration, ob legale oder illegale, ist für uns nicht haltbar."
    Großer Applaus im Saal, spontan standen die Anhänger auf und riefen im Chor: "On est chez nous", wir sind hier zuhause. Dabei wurden die kleinen Frankreichfähnchen geschwenkt. Aufbruchsstimmung herrschte im Saal, viele Anhänger hatten das erste Ziel auch schon vor Augen: Die Europawahlen 2019. Um diese zu gewinnen, brauche es Bündnisse und die wolle sie schließen, erklärte die Parteichefin.
    "Wenn alle nationalen Kräfte in Europa zusammenarbeiten, dann werden wir mit einer großen euroskeptischen Mehrheit im europäischen Parlament sitzen."
    Der Zwist mit dem Parteigründer
    Dann werde auch Europa einen Neuanfang erleben. Passend zur Erneuerung der Partei wurde auch noch die Satzung geändert. Jean-Marie Le Pen, Gründer des Front National kann nun der Ehrenvorsitz entzogen werden. 2015 schon schloss ihn seine Tochter aus der Partei aus. Der Front National, samt seines Gründers könnte bald tatsächlich Geschichte sein, wenn die Partei als Rassemblement National das Licht der Welt erblickt.
    So ganz allerdings kann sich Marine Le Pen dann wohl doch nicht von ihrem Vater trennen: Jean-Marie war unter anderem bekannt dafür, ständig die Angst vor der Masseneinwanderung zu schüren. Und auch was den Namen angeht, bleibt die Erinnerung an den Vater. Ende der 80er Jahre zog Jean-Marie Le Pen unter dem Slogan "Rassemblement National" in den Parlamentswahlkampf.