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Whistleblower
Unentbehrlich, aber ungeschützt

Für die einen sind sie Helden, für die anderen Verräter. Ohne Hinweisgeber, die interne Unterlagen weitergeben, würden Skandale wie die Geldwäschepraktiken der ehemaligen Kanzlei Mossack Fonseca (Panama Papers) nicht an die Öffentlichkeit gelangen. Doch nicht wenige Whistleblower geraten im Zuge dieser Aufdeckungen selbst unter die Räder.

Von Brigitte Baetz | 23.04.2018
    Der US-amerikanische Whistleblower und ehemalige CIA-Mitarbeiter Edward Snowden spricht am 21.03.2017 bei der IT-Messe CeBIT in Hannover (Niedersachsen) auf einer Videowand. Die IT-Messe CeBIT will ihr Fachpublikum mit konkreten Anwendungsbeispielen für neue Technologien überzeugen. Zu der fünftägigen Veranstaltung (20.-24. März) mit über 3000 Ausstellern aus 70 Ländern werden rund 200000 Besucher erwartet. Partnerland ist Japan.
    Berühmtester Whistleblower der Welt: Edward Snowden (dpa/ Frank Mächler)
    Nimmt man den Begriff wörtlich, dann ist ein Whistleblower jemand, der in eine Warnpfeife bläst (Englisch: to blow the whistle). Er tut das, um einen Missstand aufzudecken oder Schlimmeres zu verhindern. Doch: man liebt den Verrat, aber nicht den Verräter. Bestes und prominentestes Beispiel ist Edward Snowden. Weil er Journalisten Geheimdienstinformationen weitergab und damit der Öffentlichkeit einen Einblick über das Ausmaß der weltweiten Überwachung gab, muss er sich bis heute im russischen Exil aufhalten. In den USA droht ihm eine hohe Haft- , im Zweifel sogar die Todesstrafe.
    Der Fall Christoph Meili
    Aber auch andere Hinweisgeber wurden selten glücklich. Der Schweizer Christoph Meili rettete 1997 als Wachmann der damaligen Schweizerischen Bankgesellschaft Dokumente über Vermögen von Holocaust-Opfern vor dem Schredder und gab sie an eine jüdische Organisation weiter. Er erhielt mehr als 30 Auszeichungen von Menschenrechtsorganisationen. Doch gleichzeitig verlor er seinen Job, wurde wegen Verstoßes gegen das Bankgeheimnis angeklagt und wanderte in die USA aus, wo ihm als erstem Schweizer politisches Asyl gewährt wurde.
    Ein Kampf um Geld und Ruf
    Auch für die beiden Whistleblower Antoine Deltour und Raphael Halet, die im Luxleaks-Skandal entscheidende Hinweise gegeben hatten, bedeuteten die Enthüllungen den Beginn einer langen juristischen Auseinandersetzung. Konzerne hatten in Luxemburg jahrelang von Absprachen mit Finanzbehörden profitiert und Milliarden-Steuern gespart. Deltour und Halet waren aufgrund der Weitergabe interner Unterlagen zu Geldbußen verurteilt worden. Deltour, ehemals Mitarbeiter der Unternehmensberatung PricewaterhouseCoopers, erreichte vor dem höchsten Luxemburger Gericht, dass diese Geldstrafe wieder aufgehoben wurde. Das Gericht sagte: Deltours Motiv sei die Wahrheitsfindung gewesen und damit vor dem Gesetz schützenswert. Halet wurde dieser Schutz nicht zugesprochen, weil er erst handelte, nachdem der Skandal schon in der Welt war.