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Bahn-Bilanz 2017
Digitalisierung als Schlagwort der Zukunft

Schneller, effizienter, pünktlicher: Die Digitalisierung soll die Bahn voranbringen. Profitieren soll aber auch der Schienengüterverkehr - der deutschlandweit in der Krise steckt. Bahnchef Richard Lutz hat im Koalitionsvertrag von Union und SPD schon Pläne entdeckt, die dem Güterverkehr wieder in die Spur helfen.

Von Dieter Nürnberger | 22.03.2018
    Richard Lutz (M), Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bahn, spricht während der Bilanz-Pressekonferenz der Deutsche Bahn AG neben Martin Seiler, Sabina Jeschke, Ronald Pofalla, Oliver Schumacher und Berthold Huber
    Bahnchef Richard Lutz zeigte sich auf der Pressekonferenz zufrieden über Fahrgastrekord und Umsatzsteugerung (dpa / Soeren Stache)
    Allein der Veranstaltungsort für die Bahn-Bilanz ist Programm. Das Berliner EUREF-Gelände ist ein Forschungs- und Entwicklungsstandort für die Mobilität von morgen. Doch vor dem Blick in eine digitalisierte Zukunft steht die Bestandsaufnahme.
    Neuer Fahrgastrekord
    Im ersten Jahr seiner Amtszeit kann Bahnchef Richard Lutz auf einen neuen Fahrgastrekord verweisen: So stieg die Zahl der Fahrgäste 2017 im Fernverkehr auf 142 Millionen, ein Plus von über zwei Prozent. Gepaart mit einer Umsatzsteigerung um gute fünf Prozent, wobei die Bahn beim operativen Ergebnis trotz Steigerung von immerhin zehn Prozent ihr Gewinnziel mit 2,15 Milliarden Euro knapp verfehlt hat. Ein durchaus vorzeigbares Ergebnis also für Richard Lutz:
    "Damit können wir zufrieden sein."
    Effizienter, schneller und pünktlicher werden
    Weniger zufrieden ist Lutz hingegen mit der Pünktlichkeit der Fernzüge: Die Quote lag 2017 bei 78,5 Prozent, eine Seitwärtsbewegung, obwohl gerade in diesem Bereich mehr versprochen und erwartet wurde.
    Das Schlagwort der Zukunft heißt Digitalisierung. Für den Bahnkonzern ein technologischer Quantensprung:
    "Am Ende steht ein smartes Netzwerk aus digitaler Leit- und Sicherungstechnik, das eine dichtere Zugfolge und damit eine erheblich bessere Ausnutzung der Infrastruktur erlaubt. Damit wird das Netz hocheffizient, ohne dass wir neue Strecken bauen müssen. Je digitaler wir werden, desto schneller und pünktlicher werden wird auch."
    Negativserie im Güterverkehr
    Die Digitalisierung soll umfassend sein. Besonders das Sorgenkind des Konzerns - der Schienengüterverkehr - soll profitieren. Über die bisherige Investitionsplanung hinaus, sollen rund 100 neue Mehrsystemloks und zirka 4.000 moderne Güterwagen beschafft werden. Die Unternehmenstochter DB Cargo transportierte im vergangenen Jahr gut zwei Prozent weniger Güter - die Negativserie in diesem Bereich ist noch nicht gestoppt. Bahnexperten wie Philipp Kosok vom Verkehrsclub Deutschland sehen hier allerdings nicht nur das Unternehmen Bahn gefordert:

    "Der gesamte Güterschienenverkehr in Deutschland ist in der Krise. Das liegt auch an der Verkehrspolitik in Deutschland. Im Moment sind es vor allem die LKW-Verkehre, die massiv profitieren. Beispielsweise von den Rabatten auf die Dieselsteuer oder auch von einer gesunkenen LKW-Maut. Während die Maut auf der Schiene seit Jahren immer weiter ansteigt."
    Weitere Investitionen und höhere Schulden
    Die Bahn investierte im vergangenen 10,4 Milliarden Euro. Verbunden ist dies mit einer höheren Verschuldung. 18,6 Milliarden Euro haben sich inzwischen angesammelt - und auch 2018 wird die Zahl weiter zunehmen. Richard Lutz sieht darin keine beunruhigende Größe:
    "Wir wollen wachsen - und das heißt eben auch investieren. Und wir haben ja im letzten Jahr durch die Umsatzsteigerung gesehen, dass die Märkte und unsere Kunden diesen Wachstumsprozess auch unterstützen."
    Wobei der Bahnchef auch im Koalitionsvertrag von Union und SPD viel Positives entdeckt hat. Die Regierungsparteien wollen eine leistungsstarke Schiene - und durch die angekündigte Senkung der Trassenpreise soll vor allem der Güterverkehr wieder besser in die Spur kommen. Das hört der Chef des bundeseigenen Konzerns natürlich besonders gern.