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Wie die Bundeswehrdrohne LUNA funktioniert - und wann nicht

Die LUNA-Drohne, die kleine Schwester des umstrittenen Euro-Hawk, soll vor einigen Jahren in Afghanistan äußerst knapp an einem Passagierflugzeug vorbeigeschrammt sein. Geübt wird der LUNA-Einsatz über der Lüneburger Heide, am Bundeswehrstandort Munster - Axel Schröder war 2012 dabei.

Von Axel Schröder | 03.06.2013
    Hinter dem Jeep wirbelt Staub auf, der olivgrüne Wagen holpert über den Truppenübungsplatz Munster. Hier, mitten in der Lüneburger Heide, trainieren die Soldaten mit LUNA. Die Abkürzung steht für: "Luftgestützte Unbemannte Nahaufklärungs-Ausstattung". LUNA ist eine Drohne der Bundeswehr, ein ferngesteuertes, 30 Kilogramm schweres Flugzeug mit eingebauten Hochleistungskameras.

    Am Steuer des Jeeps sitzt Hauptmann Benjamin Hoppe. Er lenkt den Wagen aufs freie Feld, durch die struppige Heide, vorbei an einem riesigen schwarzen Fangnetz. 250 Quadratmeter groß. Ein Kran bringt das Netz in Position:

    "Was sie hier vorne sehen mit dem Kran ist das sogenannte Netzlandemodul. Das brauchen wir für die Netzlandung nachher. Und da vorne, wo sie das Gerät schon auf dem Katapult stehen sehen, das ist jetzt die Starteinheit."

    Hoppe bremst den Jeep, hält reichlich Sicherheitsabstand zum Katapult. Drumherum stehen vier seiner Kameraden, die LUNA-Drohne liegt auf der schrägen Rampe. Hellgrauer Anstrich, zwei Meter 30 lang, vier Meter Flügelspannweite. In der Mitte, über den Tragflächen ist der Motor montiert.

    "Jetzt geht der Motor an ..."

    Schnell entfernt sich LUNA. Steigt hoch ins Himmelblau. Ein Bilderbuchstart.

    Hoppe schaut der Drohne hinterher, kneift die Augen zusammen. Der kleine schwarze Punkt verschwindet über dem Tannenwald. Der Luftraum über dem Truppenübungsplatz und den angrenzenden Ortschaften ist nun gesperrt. Die Drohne fliegt ihren vorprogrammierten Kurs, auch über die angrenzenden Dörfer hinweg. Und dabei funkt sie mit ein bis zwei Sekunden Verzögerung die Kamerabilder zur Bodenstation.

    Auf der Fahrt zur Bodenstation erklärt Hauptmann Hoppe, was die LUNA-Drohne in Afghanistan leistet:

    "Zum Einsatz in Afghanistan ist zu sagen: Mit der LUNA haben wir natürlich die Möglichkeit, Aufklärung auch voraus zu betreiben, um auch eigene Kräfte entsprechend abzusichern und im Rahmen 'Schutz des Feldlagers' zu gucken: Aktivitäten des Gegners, wo baut er sich - gerade bei Nacht - auf. Wir haben auch die Möglichkeit der Infrarotaufklärung bei Nacht und eingeschränkter Sicht. Wo gibt es ungewöhnliche Bewegungen, die so für die lokale Bevölkerung nicht zutreffend ist? Dass wir das dann entsprechend sehen und agieren können."

    Ankunft bei der Bodenstation: der olivgrüner Container steht festgezurrt auf der Ladefläche eines kleinen LKW. Zwei Antennen ragen rund fünf Meter in die Höhe, halten Kontakt zur LUNA. Im Container sitzt der Sicherheitsoffizier Hauptfeldwebel Matthias Mönnich, erklärt den Neulingen die Steuerung der Drohne. Und was der Flugroboter kann:

    "Dadurch, dass wir einen Sensor, einen Vierfach-Sensor drin haben, vier Kameras und im neuen Fluggerät sogar schon eine Zoomkamera, kann ich hier Ergebnisse auch auswerten."

    Mönnich beugt sich über das Bedienpult, erklärt dem jungen Soldaten neben ihm die LUNA. Auf vier Computerbildschirmen laufen alle Daten der Drohne auf. Und erste Filmsequenzen aus der Luft: dunkelgrüner, dichter Wald, Heideflächen, ab und zu eine Landstraße. Optimal läuft das LUNA-System in Afghanistan nicht: Bei über 40 Grad fallen die Drohnen oft aus.

    Eine Stunde bleibt LUNA am Himmel über der Heide, dann nimmt die Drohne Kurs auf das sogenannte Netzlandemodul: 12 mal 20 Meter misst das schwarze, robuste Netz, ein Kranarm hält die Fangvorrichtung. Hauptmann Hoppe kommentiert den dritten Anlauf zur Landung im Netz:

    "Deutlich tiefer jetzt das Fluggerät, Fluglage deutlich stabiler. Man sieht, dass er ein bisschen mit der Thermik zu kämpfen hat. Jetzt geht in Kürze der Motor aus. Und dann geht es rein. – So. Gelandet."

    Langsam senkt sich der Kranarm, die LUNA hängt mit ihren Edelstahlhaken fest im Netz. Drei Soldaten hieven das Fluggerät beiseite. Eine Tragfläche ist abgeknickt. Und Hauptmann Hoppe etwas zerknirscht:
    "Aufklärungsauftrag erfüllt! Sicher gelandet! Und den Schaden, den wir jetzt an der Tragfläche haben, das ist eine leicht austauschbare Einheit, die Tragflächen haben wir auf Vorrat liegen, die wird jetzt wieder ergänzt."

    Benjamin Hoppe rückt sein Barett zurecht, besteigt den Jeep und fährt zurück zur Kaserne. Der Euro-Hawk sollte der sehr große Bruder der LUNA werden. Mit ihm wären nicht nur 30 Kilogramm unbemannt im deutschen Luftraum unterwegs gewesen, sondern gleich 14 Tonnen.

    Die LUNA-Drohne auf derWebseite der Bundeswehr