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Wie es um das Milleniumsziel Bildung steht

Bildung steht ganz oben auf der Agenda der Millenniumsziele. Ein Erfolg ist, dass rund 30 Millionen Kinder heute zur Schule gehen können, in Ländern, in denen es vor zehn Jahren kein Angebote gab. Doch der Fortschritt ist weltweit uneinheitlich.

Von Thomas Spang | 25.09.2010
    Als sich die Weltgemeinschaft vor einem Jahrzehnt auf acht entwicklungspolitische Ziele verständigte, die bis 2015 erreicht werden sollten, fand sich die Bildung ganz oben wieder. Das universale Recht, zur Schule gehen zu dürfen, rangierte gleich hinter der Bekämpfung des Hungers.

    Während des Millenniumsgipfels in New York zogen die Staats- und Regierungschefs diese Woche eine eher nüchterne Zwischenbilanz. Als leuchtendes Beispiel für positive Entwicklungen hob US-Präsident Barack Obama den Zugang zur Grundbildung hervor:

    "Niemand kann den Fortschritt bestreiten, den wir beim Erreichen einiger Millennium-Ziele gemacht haben. Die Türen zur Bildung haben sich für mehrere zehn Millionen Kinder geöffnet. Für Jungen und Mädchen."

    Genauer gesagt handelt es sich um rund 30 Millionen Kinder, die heute in Ländern zur Schule gehen können, in denen es vor zehn Jahren kein Bildungsangebot für sie gab. Zum Beispiel in Tansania und Kenia, die sich dank Investitionen in effektive Programme auf die Zielmarke zubewegen.

    Doch der Fortschritt ist uneinheitlich. In vielen Staaten hinken die ländlichen, schwer zugänglichen Gebiete hinter der übrigen Entwicklung her. Ein Paradebeispiel dafür ist der verarmte Norden Nigerias. Aber es gibt auch ganze Länder, die nicht mithalten. Außer Haiti handelt es sich dabei ausschließlich um afrikanische Staaten. Die meisten davon in der Sub-Sahara.

    Die ärmsten Staaten sahen sich in der Weltwirtschaftskrise gezwungen, ihre Bildungsetats um zusammen 4,6 Milliarden Dollar zu kürzen. Ein bedenklicher Trend wie der ehemalige britische Premierminister Gordon Brown findet:

    "Ich bin verärgert über die verpassten Gelegenheiten und Potentiale bei der Bildung in so vielen Teilen unserer heutigen Welt. Aber ich bin inspiriert von all den Menschen, die in unserer Generation erstmals allen das Recht zum Schulbesuch geben wollen."

    Bisher bleiben für 69 Millionen Schulkinder die Klassenzimmer geschlossen. Das sind mehr als alle Grundschüler in den USA und Westeuropa zusammen. Die Weltbank sagte in New York eine Aufstockung der Mittel um 750 Millionen US-Dollar zu. Es bleibt ein Tropfen auf den heißen Stein, gemessen an der Finanzierungslücke von rund 16 Milliarden US-Dollar. Womit die reale Perspektive besteht, dass Grundbildung für alle im Jahr 2015 ein unerreichtes Ziel bleibt.
    Stellvertretend für viele Experten warnt Königin Rania aus Jordanien vor dem möglichen Dominoeffekt eines Scheiterns. Queen Rania von Jordanien:

    "Bildung beseitigt nicht nur Armut. Sie besiegt Krankheiten. Sie schlägt Ungleichheit. Und für Mädchen ist Bildung nicht weniger als ein Rettungsring vor Stigmatisierung, Unsicherheit und Gewalt. Es ist das Thema, das alle anderen berührt."

    Die UNESCO illustriert diese Verwobenheit mit einem beeindruckenden Beispiel. Wenn alle Kinder eine Grundbildung erhielten, könnten damit 171 Millionen Menschen aus der Armut geführt werden. Schließlich stehen die Vereinten Nationen bei den Kindern der Welt im Wort, wie ein zwölfjähriges Mädchen aus Südafrika die Teilnehmer des Millenniumsgipfels erinnert. Nthabiseng Tshabala:

    "Bitte helfen Sie uns. Als Politiker hatten sie eine Gelegenheit, zur Schule zu gehen. Jetzt sind sie hier und treffen sich bei den Vereinten Nationen. Bitte sorgen sie dafür, dass 69 Millionen Kinder zur Schule gehen können."

    Schüchtern mag sie klingen, doch an Klarheit ist die Botschaft der kleinen Nthabiseng nicht zu übertreffen.