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"Wie geht's denn so?"

Darüber, wie sich das Wohlergehen von Menschen messen lässt, können Wissenschaftler nächtelang streiten. Ist es das Wirtschaftswachstum? Das Ausmaß von Demokratie? Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hat in einer neuen Studie versucht, Antworten zu finden.

Von Philip Banse | 05.11.2013
    "How's Life?", "Wie geht´s denn so?" heißt die Studie, in der die OECD untersucht hat, wie es den Menschen in den 34 Industrieländern geht. Am besten geht es Australiern und Skandinaviern. Unten rangieren Chile und Mexiko.

    "Wenn man alles zusammenfasst, ist Deutschland im oberen Mittelfeld der OECD-Länder,"

    … sagt Studien-Autor Paul Schreyer von der OECD. Einen großen Beitrag zum Wohlbefinden der Deutschen leisten die relativ gute Umwelt, das Bildungssystem, steigende verfügbare Einkommen und die gute Beschäftigung. Negativ wertet die OECD-Studie das unterdurchschnittlich zivilgesellschaftliche Engagement der Deutschen, meint: relativ niedrige Wahlbeteiligung sowie wenig direkte Demokratie. Auch die Finanzkrise hat dem Lebensgefühl der Deutschen wenig anhaben können. Hauptgrund: Trotz Krise haben die Deutschen Jahr für Jahr mehr Geld zur Verfügung - in fast allen anderen OECD-Ländern ist das verfügbare Haushaltseinkommen durch die Krise gesunken. Auch sind die Einkommen in Deutschland - verglichen mit den anderen OECD-Ländern - relativ gerecht verteilt. Zwar geht Schere bei den Brutto-Einkommen auseinander. Das Steuersystem und staatliche Transferleistungen milderten die Einkommens-Unterschiede jedoch ab, sagt die OECD-Studie. Extrem groß ist dagegen in Deutschland der Unterschied zwischen den Einkommen von Männern und Frauen. Weil Männer sich in gut bezahlten Jobs häufen und Frauen in weniger gut bezahlten, verdienen Männer hierzulande im Schnitt 20 Prozent mehr als Frauen - größer ist der Einkommensunterschied zwischen Männern und Frauen nur in Japan und Korea. Allerdings: Der Einkommensunterschied wird von Jahr zu Jahr geringer - vor allem weil Frauen besser gebildet sind. Studien-Autor Schreyer sagt, für alle Länder der OECD gelte, dass ...

    "Das Vertrauen der Menschen in die Regierungen, die Geschäfte erfolgreich erfolgreich durchzuführen, tendenziell gesunken ist seit 2007. Umgekehrt haben wir aber auch festgestellt, dass sich in verstärktem Maße sich private Netzwerke bilden, die in Krisenzeiten Unterstützung gewähren"

    Paul Schreyer hat für seine Studie elf Lebensbereiche untersucht: von Haushalts-Einkommen über Arbeitsplatz-Qualität bis zu Arbeit, Freizeit und Gesundheit der Menschen. Seine zentrale Nachricht an die Politiker: Orientiert euch nicht allein am Wirtschaftswachstum, wenn ihr den Erfolg eurer Politik messen wollt.

    "Die Idee ist, dass man auf diese Art ein umfassenderes und besseres Bild vom Wohlergehen der Menschen und der Haushalte bekommt, als wenn man nur eine einzelne Zahl wie das Sozialprodukt betrachtet"