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Wiedersehen macht Freude

Zweimal hat die amerikanische Raumfahrtbehörde NASA in den vergangenen Jahren Jagd auf Kometen gemacht: Die Sonde Stardust entnahm Staub aus einem Kometenschweif, und die Raumsonde Deep Impact feuerte einen Impaktor auf die Oberfläche eines Kometen ab. Da beide Sonden nach ihren Missionen noch gut in Schuss waren, werden sie nun wiederverwendet: Unter neuen Namen geht es zu neuen Kometenziele.

Von Guido Meyer | 03.11.2010
    1999 - die US-Raumfahrtbehörde NASA schickt die Sonde Stardust auf die Reise, um ihrem Namen Ehre zu machen: Sternenstaub ist es, oder genauer: Partikel aus dem Schweif des Kometen Wild 2, den das Raumschiff einfangen und zur Erde fliegen soll, wo sie Anfang 2006 eintrifft. Ein Jahr zuvor war auch eine andere Kometensonde erfolgreich gestartet: Deep Impact machte sich 2005 auf den Weg zum Kometen Tempel 1.

    Auch diese Mission gelang: Fünf Monate nach dem Start entsandte das Mutterschiff von Deep Impact eine Einschlagsonde Richtung Tempel 1, den sie im Juni 2005 traf. Und weil alles so schön geklappt hat und wiedersehen bekanntlich Freude macht, soll der Komet im Februar erneut Besuch bekommen.

    Warum um alles in der Welt sollte die NASA noch einmal zum Kometen Tempel 1 zurückkehren - fragt Joseph Veverka, Chef der Astronomie-Abteilung der Cornell-University im US-Bundesstaat New York und Mitglied im Deep-Impact-Team, um diese Frage auch gleich selbst zu beantworten:

    Die NASA wolle Tempel 1 erneut besuchen, um etwas Neues auszuprobieren - nach einem Kometenjahr nämlich festzustellen, wie sich der Einschlagkrater von 2005 verändert hat. Der Komet Tempel 1 braucht ungefähr sechs Jahre für einen Sonnenumlauf. Diese Zeit haben die Amerikaner genutzt, um die noch intakte Stardust-Muttersonde umzuprogrammieren und umzufunktionieren. Ihre Nachfolgemission heißt nun Stardust-NExT, wobei NExT für "New Exploration of Comet Tempel 1" steht, eine neuerliche Untersuchung des Kometen Tempel 1 also, nur diesmal mit einer anderen Raumsonde.

    "Wir wollen überprüfen, ob der Krater überhaupt noch sichtbar ist. Und wenn ja - hat er jetzt eine andere Form als vor sechs Jahren? Außerdem wüssten wir gerne, warum manche Kometen nur teilweise aktiv sind, also einen Schweif bilden, und andere fast überall auf ihrer Oberfläche."

    Anita Cochran, die stellvertretende Direktorin des McDonnell-Observatoriums der Universität von Texas in Austin, Mitglied im Stardust-NExT-Team. Stardust-NExT soll am 14. Februar 2011 die größte Annäherung an Tempel 1 erreichen und ihn im Abstand von weniger als 200 Kilometern passieren. - Bereits morgen soll die zweite recycelte Sonde ihren Kometen erreichen. Denn auch für Deep Impact gilt: Aus alt mach neu.

    "Wir wollen unsere Erkenntnisse von Tempel 1 mit denen eines kleineren Kometen vergleichen. Deshalb wird die Deep-Impact-Folgemission den Kometen Hartley 2 untersuchen. Wenn wir zwei Kometen vergleichen, Gemeinsamkeiten und Unterschiede entdecken, können wir daraus ableiten, welche Dinge für Kometen generell typisch zu sein scheinen, und welche Eigenschaften sich ein Komet offenbar erst im Laufe der Zeit aneignet."
    Michael A'Hearn von der Universität von Maryland, der Chef-Wissenschaftler von EPOXI - so der Name für die zweite Mission der Deep-Impact-Raumsonde. Denn nach dem Abwurf des Impaktors funktioniert auch deren Muttersonde nach wie vor. EPOXI steht für "Extrasolar Planet Transit Observations and Deep Impact EXtended Investigation". Nebenbei soll EPOXI also auch noch nach exosolaren Planeten Ausschau halten. Morgen jedoch steht erst einmal der Vorbeiflug am Kometen Hartley 2 in rund 700 Kilometern Entfernung an.