Donnerstag, 25. April 2024

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WikiCon in Köln
Die Baustellen der Wikipedianer

In Köln treffen sich derzeit bei der "WikiCon" Wikipedia-Autoren des deutschsprachigen Raums, um über neue Projekte und Probleme zu beraten. Die Online-Enzyklopädie hat Schwierigkeiten, ihre Seiten aktuell zu halten. Das nämlich ist viel Arbeit - und die meisten Autoren arbeiten ehrenamtlich.

Von Manfred Kloiber | 04.10.2014
    Die Silhouette eines Mannes, der mit seinem Finger auf das Wort Wikipedia zeigt, ist vor der Internetseite der Online-Enzyklopädie Wikipedia zu sehen.
    Einmal im Jahr treffen sich die Autoren der Wikipedia. (picture alliance / dpa / Robert Schlesinge)
    Es sind die vielen freiwilligen Autorinnen und Autoren wie geolina, die mit ihrer ehrenamtlichen Arbeit die Wikipedia, die größte Online-Enzyklopädie der Welt zusammenhalten.
    "Eigentlich bin ich Autorin, ab und zu fotografiere ich auch ein bisschen. Ich schreib relativ viel über Geowissenschaften, aber eben auch über Regionalgeschichte, Aachen, Rheinland. Das ist so das, was ich ganz gerne mache."
    Die studierte Geologin beschäftigt sich täglich bis zu vier Stunden in Ihrer Freizeit damit, nicht nur neue Artikel über Ihr Fachgebiet zu schreiben, sondern auch damit, das Wissen immer auf dem neuesten Stand zu halten und die Qualität der Einträge zu sichern. In Deutschland sind etwa 7.000 Menschen in der Wikipedia aktiv - rund 1.000 ständig engagiert. Das ist zuweilen auch ein einsames Ehrenamt zuhause vor dem PC. Ein Grund, warum sich der harte Kern der Wikipedia-Autorinnen und -Autoren auf der WikiCon jährlich zum Erfahrungsaustausch trifft. Und ein Grund, warum die Community beschlossen hat, in größeren Städten Anlaufpunkte für die Freiwilligen einzurichten.
    "Jeder kann mitmachen"
    "Mittlerweile gibt es Editierwerkstätten, wo man sich irgendwo zusammen trifft, wenn man eben an einem Artikel auch nicht weiterkommt. Sodass also dieses alleine Zuhause schreiben, das steht eigentlich gar nicht mehr so im Vordergrund. Gerade weil wir ja hier in Köln mit dem Lokal-K den ersten Community-Stützpunkt haben, wo man so was gemeinsam erarbeiten kann. Das macht mehr Spaß."
    Doch - auch wenn die Wikipedia mit ihren 30 Millionen Artikeln in 280 Sprachen - davon allein 1,7 Millionen im deutschsprachigen Teil - einen fertigen Eindruck macht. Michael Jahn von Wikimedia wünscht sich trotzdem mehr Unterstützung.
    "Der Wahlspruch von Wikipedia gilt: Jeder kann mitmachen! Tatsächlich wäre es schön, wenn es noch mehr Leute täten. Denn da ist unheimlich viel Arbeit dahinter. Und man stellt sich oft vor, wenn man Wikipedia auf macht, ist ja voll! Was kann man hier eigentlich schon schreiben. Tatsächlich sehen das die meisten Aktiven ganz anders: Schreiben ist das Eine, den Artikelbestand zu pflegen, aktuell zu halten, dass der nicht vandalisiert wird, das ist etwas ganz anderes. Da wird jede Hand sozusagen gebraucht."
    Neue Projekte: Wikidata und Kooperation mit Kulturstätten
    Zwei große Baustellen haben sich die Wikipedianer im Moment eingerichtet. Zum einen Wikidata, der Versuch, alle Zahlen, Daten, Fakten aus der Wikipedia, zum Beispiel Kennzahlen über Länder oder Unternehmen, in einem eigenen System strukturiert zu erfassen und einzelne Artikel darauf zugreifen zu lassen. Das hätte den Vorteil, dass man die Datenbasis zentral aktuell halten kann und nicht jeden einzelnen Artikel bearbeiten muss, wenn sich etwas ändert. Das andere große Projekt ist die verstärkte Kooperation mit Museen und anderen öffentlichen Kulturorganisationen, um die dort schlummernde Kultur- und Wissensschätze zu heben. Das alles geht nicht nur durch ehrenamtliche Arbeit allein, erklärt Michael Jahn.
    "Wir sind ein gemeinnütziger Verein in Deutschland und spendenbasiert. Und einmal im Jahr sieht man so gelbe Banner in der Wikipedia, wo man ansonsten nichts sieht, das ist ein Spendenaufruf. Da kommt tatsächlich die ganze Unterstützung für's Jahr hinein. Allein im letzten Jahr haben das 300.000 Menschen gemacht. Die haben eine Spende gegeben, im Durchschnitt glaube ich 21, 22 Euro, wenn ich mich recht erinnere, die das unterstützen. Und meistens so kommentieren: Ich nutz das jeden Tag, ich möchte mal eine Kleinigkeit zurück geben."
    Rund siebeneinhalb Millionen Euro sind so im letzten Jahr zusammengekommen. Und rund die Hälfte davon wurden auf internationale Projekte umverteilt.