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Wilderei in Kenia
Elefanten im Waisenhaus

In Kenia werden immer mehr Elefantenbabies zu Waisen. Oftmals fallen die Mütter der Wilderei zum Opfer. Ein Elefantenwaisenhaus in Nairobi kümmert sich um die jungen Tiere.

Von Linda Staude | 12.08.2016
    Großaufnahme einer Elefantenmutter mit ihrem Kind
    In Afrika fällt im Durchschnitt alle 15 Minuten ein Elefant Wilderern zum Opfer. (picture alliance / dpa / Thomas Schulze)
    Genüsslich nuckelt Jotto an seinem Fläschchen. Er hat den Rüssel um die extragroße Milchflasche gewickelt und das Ende mit dem Sauger ins Maul gesteckt.
    Das sieben Monate alte Elefantenbaby trinkt in einem atemberaubenden Tempo. Es dauert nicht mal eine Minute, und fast sechs Liter Milch sind verschwunden.
    "Wir füttern die Babys nicht mit Muttermilch. Sie daran zu gewöhnen, ist heikel. Sie können Durchfall bekommen und sterben."
    Muttertiere fallen Wilderei zum Opfer
    Deshalb bekommen sie pflanzliches Milchpulver und keine Kuhmilch, erklärt Edwin Lusichi. Er ist Chefpfleger im Elefantenwaisenhaus von Nairobi und kümmert sich mit seinen Kollegen derzeit um rund 20 Babyelefanten.
    "Elefanten sind vielen Gefahren ausgesetzt. Einer der wichtigsten Gründe, warum Babys zu Waisen werden, ist die Wilderei. Die Jagd nach Elfenbein. Einige Babys sind hier, weil ihre Mütter getötet wurden – wegen ihrer Stoßzähne."
    In Afrika fällt im Durchschnitt alle 15 Minuten ein Elefant hoch gerüsteten und mafiaähnlich organisierten Wildererbanden zum Opfer. Richard Leaky, der Chef des Kenya Wildlife Service:
    "Die Wilderei in Ostafrika ist immer schlimmer geworden. Allein Tansania hat in den letzten drei Jahren 30 bis 40.000 Tiere verloren."
    In Kenia war der Kampf gegen die Wilderei erfolgreicher. Aber obwohl im vergangenen Jahr weniger als 100 Elefanten getötet wurden, sind die Tiere nicht weniger gefährdet.
    Besuchszeit im Elefantenwaisenhaus. 50, 60 Menschen sehen zu, wie Jotto sich auf den Boden legt. Ein paar andere Babyelefanten kommen hinzu und alle purzeln übereinander.
    "Sie sehen so hübsch aus und sie spielen so schön. Und sie mögen Menschen."
    Weniger Lebensraum für Elefanten in Kenia
    Sagt die achtjährige Judy begeistert. In freier Wildbahn sieht das anders aus. Die wachsende Zahl von Menschen in Kenia lässt weniger Lebensraum für Elefanten.
    Elefanten kommen auf die Farmen. Ein Tier kann die Ernte auf Quadratkilometern in einer Nacht zerstören. Und wenn sie traumatisiert sind durch Wilderei oder Konflikte mit Menschen, dann werden sie scheu und sehr aggressiv.
    In diesem Jahr sind bereits acht Menschen von Elefanten zu Tode getrampelt worden, erklärt Tierschützerin Paula Kahumbu. So etwas schürt Hass auf die Tiere.
    "Das ist ein Teufelskreis. Elefanten plündern eine Farm. Die Leute töten einen Elefanten. Die Tiere können das über dutzende Kilometer kommunizieren. Sie werden nervös und töten Menschen. Und alles geht wieder von vorne los."
    In Kenia gibt es Entschädigungen für zerstörte Farmen und Informationskampagnen, um die Konflikte zwischen Mensch und Tier zu lösen. Aber das ist schwierig. Deshalb müssen die Babys im Waisenhaus wie der kleine Jotto lernen, wie sich frei lebende Elefanten verhalten müssen, bevor er in einigen Jahren ausgewildert werden kann. Pfleger Edwin Lusichi:
    "Ihnen das beizubringen, ist nicht ganz einfach, denn wir können das nicht. Wir bringen sie zu einer Herde, die ihnen zeigt, was es heißt, ein wild lebender Elefant zu sein. Und das heißt auch, dass sie nicht mehr zu allen Menschen freundlich sind. Sie wissen dann, dass Menschen eine Bedrohung sind."