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Wilderei in Südostafrika
Mosambik zwischen Artenschutz und Langzeitdürre

Vielerorts in Afrika versuchen Ranger, Wilderei zu stoppen - so auch im Nationalpark Banhine im südostafrikanischen Mosambik. Die Aufgabe ist schwierig, denn professionelle Wilderer sind bewaffnet. Doch das ist nicht das einzige Problem, mit dem die Ranger beim Artenschützer zu kämpfen haben.

Von Vanja Budde | 02.01.2020
Kämpft nicht nur gegen die Schlingen der Wilderer, auch gegen Dürre und Armut: Der stellvertretende Leiter des Nationalparks Banhine in Mosambik, Helder Mandlate.
Kämpft nicht nur gegen die Schlingen der Wilderer, auch gegen Dürre und Armut: Der stellvertretende Leiter des Nationalparks, Helder Mandlate. (Deutschlandradio / Stephan Laude)
Die Ranger im Nationalpark Banhine gehen immer schwer bewaffnet auf Streife: Nicht nur die armen Dorfbewohner wildern mit Schlingen oder Pfeil und Bogen, manchmal kommen auch professionelle Wildererbanden aus Südafrika über die nahe Grenze, mit Landrovern und modernen Schnellfeuergewehren. Die Ranger haben nur alte Kalaschnikows aus Zeiten des blutigen Bürgerkrieges in Mosambik, aber immerhin.
Bis zu 16 Jahre Haft als Strafe
Der Busch ist knochentrocken, dabei müsste Banhine um diese Jahreszeit eigentlich eine wasserreiche Auenlandschaft sein. Aber wieder einmal lässt die Regenzeit auf sich warten: Manchmal regnet es hier drei Jahre hintereinander nicht. Ein heißer Wind weht, vereinzelt strecken Baobab-Bäume ihre Äste in den wolkenlosen Himmel. Die Ranger suchen nach illegalen Holzfällerlagern und nach Schlingenfallen, mit denen die Dorfbewohner kleine Antilopen fangen. Vor allem gegen Wilderei im großen Stil werde hart durchgegriffen, sagt Helder Mandlati, der stellvertretende Leiter des Nationalparks:
"Das Urteil kann bis zu 16 Jahre Gefängnis betragen, wenn wir jemanden bei der illegalen Jagd im Park erwischen."
In Kontakt bleiben die Ranger per Funkgerät, denn der Nationalpark ist weitläufig: 7.000 Quadratkilometer Buschsavanne haben die portugiesischen Kolonialherren 1972 unter Naturschutz gestellt: Das Gebiet war damals als "Serengeti Mosambiks" bekannt und berühmt für seine riesigen Zebra- und Giraffenherden. Doch im Bürgerkrieg, der eine Million Tote zur Folge hatte und fünf Millionen Flüchtlinge, wurde Banhine leergeschossen.
Zu wenig Touristen, zu wenige Jobs
Die großen Tiere wie Elefanten, Kudus und Büffel kommen nur langsam wieder. Die Ranger sehen die Not der Menschen in den bitterarmen Dörfern ringsum durchaus. Zumal sie teils selbst von dort kommen. Sie drücken ein Auge zu, als sie auf einen Jungen stoßen, der im Nationalpark Palmwein braut:
"Die Dorfbewohner hier leben wie Nomaden. Im Moment gibt es kein Wasser in den Brunnen, also ziehen die Familien dahin um, wo es noch Wasser gibt. Deswegen haben wir manchmal Konflikte mit ihnen. Sie kommen in den Nationalpark, um ihre Tiere zu tränken. Die wilden Tiere müssen dann woanders hin ausweichen."
Es ist ein Dilemma: Würde Banhine florieren, wie der etwas größere und viel bekanntere Nationalpark Limpopo, könnten die Dorfbewohner im Tourismus Arbeit finden. Sehenswertes gibt es auch in Banhine durchaus, betont Helder Mandlati stolz: Neben 30 Säugetierarten wie Antilopen und Affen ist der Nationalpark für seinen Vogelreichtum bekannt: Etwa 180 Arten kann man hier beobachten, darunter den mächtigen Vogel Strauß. Doch bislang kommen nur vereinzelt Reisende in diese Gegend, was auch den schlechten Pisten geschuldet ist: Ohne Geländewagen mit Allradantrieb geht hier nichts.
Engere Zusammenarbeit mit Südafrika geplant
Einige Tage später halten die Ranger eine kleine Parade in ihrem Hauptstützpunkt ab: Rechtsum, links, still gestanden. Der Chef Abél Nahbanga ist aus der Hauptstadt Maputo zur Inspektion gekommen. Geplant sei eine grenzüberschreitende engere Zusammenarbeit mit dem Krüger-Nationalpark in Südafrika, berichtet er. Der bildet zusammen mit dem Gonarezhou-Nationalpark in Simbabwe und Limpopo den Great Limpopo Transfrontiere Park. Mit fast 93.000 Quadratkilometern ist es eines der größten Schutzgebiete der Welt.
Eine Rangerin kämpft im Nationalpark Banhine in Mosambik gegen Wilderer.
Rangerin Gilda Jorge Chtango hat keine Probleme, sich gegen die Kollegen durchzusetzen. Elefanten liebt sie besonders. (Deutschlandradio / Vanja Budde)
Die Ranger von Banhine können Hilfe gebrauchen. Hunderte konfiszierte Drahtschlingen hängen am Zaun; Speere, Pfeile, Dutzende Tierschädel und Hörner legen Zeugnis ab vom Kampf gegen die Wilderei. Es ist ein gefährlicher Job. Die 22-jährige Gilda Jorge Chtango hat sich trotzdem als eine der wenigen Frauen in der Truppe dafür entschieden:
"Ich möchte die Tiere und die Wälder Mosambiks beschützen. Die illegale Jagd ist die größte Gefahr für Banhine. Mit meinen Kollegen komme ich gut zurecht, ich werde nicht anders behandelt als die Männer."
Den Vogel Strauß möge sie besonders, sagt die junge Frau. Doch ihr Lieblingstier Nummer eins sei der Elefant.
"I love elefants!"