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Windows 10
Das Problem mit der Benutzeroberfläche

In der zurückliegenden Woche hat Microsoft sein nächstes Betriebssystem vorgestellt, welches der Konzern entgegen den einschlägigen Regeln der Arithmetik Windows 10 nennt. Nachdem die aktuelle Version – Windows 8 – sich als Flop erwiesen hat, muss es diesmal klappen.

Von Achim Killer | 24.01.2015
    Die Oberfläche des Betriebssystems Windows 10
    Die Oberfläche von Windows 10. Die neueste Variante des Betriebssystems will Microsoft nun auch als mietbaren Service anbieten. (picture alliance / dpa / Microsoft)
    Unter der Oberfläche – der Benutzeroberfläche – da ist die Microsoft-Welt schon seit geraumer Zeit so in Ordnung wie noch nie. Seit Windows 8 läuft ein und derselbe Betriebssystemkern auf Hochleistungs-Servern, PCs, Smartphones, Tablets und Spielekonsolen.
    "Microsoft hat ja über ganz lange Zeit ganz viele Betriebssystemkerne bedient. Und das in einen guten, vernünftigen, etablierten zu integrieren, macht total Sinn", attestiert Professor Uwe Baumgarten von der TU München. Bloß mit der Benutzer-Oberfläche halt, da hat der Konzern so seine Probleme. Die von Windows 8 für PCs sieht aus wie der Touch-Screen eines Telefons. Und das früher zentrale Startmenü ist mehr oder weniger ein Dummy. Das soll mit der nächsten Betriebssystemgeneration anders werden. Sie heißt über alle Plattformen hinweg Windows 10, hat denselben Kernel, aber verschiedene, auf den jeweiligen Gerätetyp angepasste Oberflächen.
    Besser für Convertibles geeignet
    Die wichtigste Person bei der Präsentation diesen Mittwoch war denn auch Joe Belfiore, Microsoft's Vice President fürs Design und die Benutzerschnittstelle. Er zeigte Programmfester auf dem PC, Kacheln auf dem Tablet und wie sich im laufenden Betrieb die einen in die anderen verwandeln – bei sogenannten Convertibles, Rechnern, die sich sowohl mit Wischbewegungen als auch mit Tastatur und Maus bedienen lassen. Übersetzt Kontinuum nennt Microsoft diese Funktion.
    "Kontinuum ermöglicht es, so einen Hybrid-Rechner, den ich als Laptop verwende, auf elegante Art und Weise in ein Tablet zu verwandeln. Wenn ich Maus und Tastatur entferne, fragt ein Meldungsfenster, ob ich in den Tablet-Modus umschalten will. Und wenn ich den wähle, nehmen die Fenster den ganzen Bildschirm ein. Ich kann das Gerät wie ein Tablet benutzen. Wenn ich fertig bin, klinke ich die Tastatur wieder ein, bekomme eine Eingabeaufforderung und bin wieder zurück."
    Also eigentlich keine große Sache, aber wichtig. Jedes Gerät bekommt die Bedienoberfläche, die der Anwender gewohnt ist. Und wenn es sich um eine elektronische Schimäre wie ein Convertible handelt, dann sind es eben zwei.
    Programmierschnittstellen für Hologramme
    "Darum geht es: So ein Gerät schaltet elegant von einem Modus in den anderen um, ohne dass die Benutzeroberfläche die Leute verwirrt."
    Zwischen den verschiedenen Windows-Geräten sollen sich Daten bequem synchronisieren lassen. Die PC-Version bekommt eine Xbox-App und Spiele sollen sich künftig von der Xbox auf den PC streamen lassen. Die übrigen Ankündigungen betrafen High-Tech-Gimmicks.
    Cortana, die sprechende persönliche Assistentin, kommt mit Windows 10 auch auf den PC und Programmierschnittstellen für Hologramme werden eingebaut. Eine passende Augmented-Reality-Brille hat der Konzern denn auch gleich mit vorgestellt. Und schließlich soll Windows künftig als Dienstleistung angeboten werden – a-a-S – as a Service, sagt der Konzern-Chef Satya Nadella:
    "Das bedeutet Windows as a Service: Die Kunden bekommen laufend Innovationen und nicht nur das, sondern auch die Gewissheit, dass ihre Windows-Geräte sicher und zuverlässig sind."
    Darunter ist wohl zu verstehen, dass neue Funktionen künftig vorzugsweise als Update verbreitet werden, statt als Teil einer eigenständigen Betriebssystem-Version, die neu installiert werden muss. Quasi als Service bekommen auch Nutzer von Windows 8.1 und Phone 8.1 ein Jahr lang das neue Betriebssystem kostenlos. Und auch die Anwender von Windows 7. Denn die sind entscheidend für Microsoft, Profis, die drohen, von der Stange zu gehen. Deshalb ist der Erfolg von Windows 10 für Microsoft von existenzieller Bedeutung.
    "Also ich denke schon, dass es extrem wichtig ist, weil es einfach eines Nachfolgers bedarf, der halt die kommerziellen Nutzer, die professionellen Nutzer einfängt, sodass die ein stabiles, zuverlässiges System haben, bei dem die Anwendungen, die man eben gewohnt ist und die man eben mit der Bedienoberfläche auch gewohnt ist, bei dem die wieder richtig und vernünftig laufen."