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Windows 10
Konzentration auf Zukunftsmärkte

Das neue Microsoft-Betriebssystem Windows 10 soll das Unternehmen wieder auf die Erfolgsspur zurückbringen: Das System läuft auf allen Geräten, vom Desktop-PC über das Smartphone hin zum vernetzten Haushaltsgerät. Damit will Microsoft Zukunftsmärkte erobern: mobile Kommunikation und das Internet der Dinge.

Von Jan Rähm | 01.08.2015
    Die Oberfläche des Betriebssystems Windows 10
    Die Oberfläche des Betriebssystems Windows 10 (picture alliance / dpa / Microsoft)
    Wohl wichtigste Neuerung in Sachen Windows: Es gibt nur noch eins. Ein Windows für PCs, für Tablets, für Handys, für Registrierkassen, für Maschinensteuerung und für alle anderen Einsatzzwecke, die Microsoft heute bereits mit seinen Systemen abdeckt. Dafür wurde eine neue Grundlage geschaffen, die "Universal Windows Platform". Sie vereinheitliche unter anderem Optik und Haptik des Systems, erklärt der deutsche Microsoft-Geschäftsbereichsleiter für das Windows-Endkundengeschäft Markus Nitschke:
    "Die Benutzeroberfläche, das was man tatsächlich sieht, ist einheitlich über alle Gerätetypen hinweg. Windows 10 weiß, auf welcher Bildschirmgröße, auf welchem Gerät es sich befindet. Das reicht vom Internet-der-Dinge-Gerät, die manchmal sogar ohne Bildschirm kommen, bis hin zum 52-Zoll-Surface-Hub-Gerät. Das heißt, das Betriebssystem Windows 10 passt sich auf der Benutzeroberfläche den Eingabemodalitäten an."
    Doch nicht nur oberflächlich soll alles eins sein. So sollen Programmierer dank einheitlichem Unterbau eine Anwendung schreiben können, die dann auf allen Windows-10-fähigen Geräten laufen kann. Nur minimalen Mehraufwand müsse ein Programmierer treiben, habe dafür aber große Vorteile, so Markus Nitschke:
    "Ich hab als Entwickler nicht mehr die Mühe, eine Anwendung für verschiedene Gerätetypen für verschiedene Betriebssysteme zu entwickeln. Sondern ich entwickle die einmal, nehme Anpassungen vor, basierend auf den Bildschirmgrößen und Eingabemodalitäten, und kann sie dann einmal im Store veröffentlichen und diese App einmal steht dann auf allen Gerätetypen zur Verfügung."
    Nutzbare Lösungen für maschinelles Lernen
    Microsoft will so auch einen besonders starken Anreiz schaffen, überhaupt für das neue Windows-System zu programmieren. Heute gilt die Gunst vieler Software-Entwickler eher Apples iOS und Googles Android. Doch schafft der Konzern sein Ziel von einer Milliarde aktiver Installationen innerhalb weniger Wochen, könnte das für Entwickler durchaus reizvoll sein. Die Milliarde ist dabei nur ein erster Meilenstein. Die Pläne für das 10er-Betriebssystem sind höher gesteckt: Es soll auch für Geräte des Internets der Dinge, kurz IoT zur Standardplattform werden. Der Begriff IoT fasst allerlei technisches Gerät vom autarken Sensor bis zur komplexen Industriesteuerung zusammen. Microsoft will den Teil des Marktes für sich gewinnen, der eine gewisse Komplexität in Hardware und Bedienung mit sich bringt und zugleich auf Cloud-Lösungen setzt. Dafür bringt der Konzern angepasste Speicher- und Analyse-Produkte an den Start. Man wolle zum Beispiel einfach nutzbare Lösungen für das maschinelle Lernen bereitstellen, so Oliver Niedung. Er betreut die IoT-Kunden des Softwarekonzerns.
    "Über das maschinelle Lernen sind Sie in der Lage, durch ein zentral einsetzbares Tool, ohne dass sie eine eigene Serverfarm aufbauen müssen, aus den gesammelten Daten, die sie dort zur Verfügung stellen, wirklich diese Abhängigkeiten herauszufiltern, die normalerweise nicht sichtbar sind oder sehr sehr schwer zu bekommen. Das heißt, sie können hingehen und sagen, welche Parameter bewirken, dass am Ende die eine Sache x oder y passiert, heißt, dass das Gerät entweder optimal läuft oder dass das Gerät überlastet ist."
    "Windows wird jetzt ab Windows 10 als Service angeboten"
    Windows 10 zeigt: Microsoft konzentriert sich zunehmend auf die Zukunftsmärkte mobile Kommunikation und maschinelle Interaktion. Die angestrebte Verbreitung auf dem Desktop soll, so scheint es, die Verbreitung auf mobilen Geräten antreiben. Damit einher geht auch ein Wechsel des Geschäftskonzepts. Weg vom Verkauf einzelner Lizenzen hin zu Software als Dienstleistung. Windows-Manager Markus Nitschke:
    "Gerade im Cloudbereich, sowohl Privatkunden als auch kommerzielle Kunden, sehen wir sehr sehr viel Wachstum. Wenn Sie sich angucken, wie viel Kunden von uns von den traditionellen Ich-kaufe-mir-ein-Office-Geschäft, Lizenzgeschäft, jetzt auf ein Abonnement-Modell umsteigen und Kunden sich entschließen, ich zahle jährlich eine Prämie, um immer das neueste und letzte Office auf meinem PC oder Tablet zu haben, diese Transformation findet auch im Windows-Bereich statt. Deswegen sagen wir auch, Windows wird jetzt ab Windows 10 als Service angeboten."
    Ob dem Kunden dann noch die Wahl zwischen Mieten und Kaufen bleibt, ist unklar.