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Windows XP
Eingestellter Support gefährdet Unternehmen

Obwohl Microsoft schon vor sechs Jahren angekündigt hatte, dass es für Windows XP ab 2014 keine Updates mehr geben wird, haben viele Unternehmen den Systemwechsel auf die lange Bank geschoben. Vor allem kleinen und mittelständischen Betrieben bereitet das Ende des Supports Probleme.

Von Philip Banse | 08.04.2014
    Carsten Jacobsen ist Leiter der IT-Abteilung bei den Berliner Verkehrsbetrieben. Obwohl Microsoft seit heute keine Updates mehr für Windows XP bereitstellen wird und somit alle Sicherheitslücken, die ab heute auftauchen, für immer offen bleiben werden, läuft auf dem Rechner des IT-Chefs der Berliner Verkehrsbetriebe auch heute Nachmittag noch Windows XP. Die Berliner Verkehrsbetriebe haben 4000 Arbeitsplatzrechner, davon laufen heute noch 2700 PCs mit dem veralteten Windows XP, sagt der IT-Chef.
    "Wir haben das Projekt aufseiten der BVG zu spät angefangen und haben den Aufwand unterschätzt, der durch die Paketierung der vielen Spezialsoftware, die wir im Einsatz haben, entsteht. Deshalb sind wir ein wenig in Verzug geraten."
    So ist es vielen Unternehmen und Behörden in Deutschland ergangen. Der Deutsche Bundestag will Windows XP erst Ende des Jahres von all seinen 7300 Bürorechner verbannt haben. In der Berliner Verwaltung nutzen noch rund die Hälfte der 70.000 IT-Arbeitsplätze Windows XP. Und das, obwohl Microsoft schon vor mindestens sechs Jahren angekündigt hat, dass es für Windows XP ab diesem Jahre keine Updates mehr geben wird. Der IT-Chef der Berliner Verkehrsbetriebe erklärt diese weit verbreitete Fehlplanung so:
    "Ich glaube, dass viele Unternehmen dieses Thema auf die lange Bank geschoben haben, weil XP auch zufriedenstellend gelaufen ist, es hat gut performt und auch die meisten User konnten damit umgehen."
    Etwa 30 Prozent aller Computer laufen noch mit Windows XP
    Wie viele Unternehmen noch Windows XP einsetzen, ist schwer zu sagen. Schätzungen gehen davon aus, dass 20 bis 30 Prozent der Rechner weltweit noch mit XP laufen. Große Unternehmen mit eigenen IT-Abteilungen könnten den Abschied von XP jedoch recht bald bewältigen.
    "Das größte Problem sind die kleinen Unternehmen und Selbstständige, wenn man an sowas denkt wie Arztpraxen, die definitiv keine Techniker haben, die so was planen, und wo die Frage ist, wann raffen sie sich auf, daran was zu tun",
    sagt Sicherheitsforscher Lutz Prechelt von der Freien Universität Berlin.
    "Arztpraxen sind ein gutes Beispiel, weil die oft Software, Praxisverwaltungssysteme nutzen, die auch von mittelständischen Firmen kommt, und die möglicherweise auf Windows XP besser läuft. Also die tun sich ernsthaft schwer."
    Die Berliner Verkehrsbetriebe wollen ihre restlichen 1300 Arbeitsplatzrechner bis Ende Juni auf eine neuere Windows-Version gebracht haben. Dieser Verzug kostet viel Geld. Denn die BVG musste mit Microsoft einen extra Wartungvertrag abschließen, um Rechner mit XP bis zur kompletten Umstellung abzusichern:
    "Das heißt, wir werden als BVG von Microsoft für XP weiter mit Sicherheits-Updates versorgt, sollte ein Sicherheitsproblem auftreten."
    Einige PCs, die nicht am Internet hängen, etwa zur Maschinensteuerung in Werkstätten, werden wohl auf unbestimmte Zeit noch auf XP laufen. Das sei durchaus vertretbar, sagt Georg Schnurer von der Computerzeitschrift c´t.
    "Speziell für Geldautomaten und Fahrkartenautomaten, die noch unter Windows XP laufen, gibt es eine gewisse Form der Schonfrist. Das liegt daran, dass diese Automaten normalerweise nicht direkt im Internet hängen, sondern normalerweise über Zwischennetze in das System eingebunden werden. Dort können Filter vorgesehen werden. Wenn diese Filter da sind, sind die Automaten auch nicht gefährdet und können im Prinzip auch weiter mit XP laufen. Hängen die Automaten dagegen direkt am Internet, ist Deutschland in Not, denn dann kann ich in die Automaten einbrechen und wenn das ein Geldautomat ist, macht das bestimmt viel Spaß."