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Windräder zwischen Eichen, Buchen und Fichten

Rheinland-Pfalz will Windräder künftig verstärkt auf Bergkuppen in Wäldern aufstellen lassen. Bei den Umweltministern der anderen Bundesländer ist diese Idee umstritten. Bei ihrer Konferenz heute und morgen in Dessau geht es unter anderem darum, wie weit ist der Ausbau im Wald gehen soll. Auch in Rheinland-Pfalz selbst haben Windräder zwischen Eichen, Buchen und Fichten nicht nur Freunde.

Von Ludger Fittkau | 03.11.2011
    Windkraft im Wald - für die grüne rheinland-pfälzische Umweltministerin Ulrike Höfken Grünen ist das unvermeidlich. Denn schließlich sei Rheinland-Pfalz das waldreichste Bundesland:

    "Wir haben in unserem waldreichen Bundesland mit 42 Prozent Waldfläche natürlich eine andere Diskussion als in Sachsen, wo das ganz anders ist. Das heißt, es ist schon notwendig zur Entwicklung der erneuerbaren Technologien und des Ausstiegs aus der Atomtechnik und der Kohle, hier den Wald mit einzubeziehen."

    Das stößt nicht überall im Bundesland auf Begeisterung. "Sturm im Wald" nennt sich etwa eine Bürgerinitiative in der Eifel, die gegen einen Windpark im Grenzgebiet zu Nordrhein-Westfalen kämpft. Hier sollen 24 Windräder über rund zehn Kilometer im Wald verteilt werden. Zur Protestgruppe gehören Landwirte wie Wilhelm Thelen, die Ferien auf dem Bauernhof anbieten. Viele Erholungssuchende kommen aus dem nahegelegenen Rhein-Ruhr-Ballungsraum. Wilhelm Thelen und sein Mitstreiter Sebastian Kleppel haben Angst, dass die Windräder die Touristen verprellen könnten:

    "Das ist ein riesengroßer Waldbereich, der erstreckt sich von der Kyll bis zur Ahr hin und darüber hinaus. Es ist eines der größten zusammenhängenden Waldgebiete."

    "Und dann fragt man sich natürlich, warum kann man da nicht klug und nachhaltig vorgehen und muss diesen Schuss aus der Hüfte machen?"

    Die grüne Umweltministerin Ulrike Höfken weist den Vorwurf zurück, die rheinland-pfälzische Politik plane die Windkraft im Wald nicht sorgsam genug. Man wolle nicht die gesamten Wälder des Landes verspargeln, sondern den Bau von Windparks auf insgesamt zwei Prozent der Waldfläche begrenzen. So werde zum Beispiel im Zentrum des internationalen Biosphärenreservates Pfälzer Wald/Nordvogesen kein Windrad gebaut, betont Höfken:

    "Ausgenommen von vorneherein sind die Naturschutzgebiete, der künftige Nationalpark, die Kernzone des Biosphärenreservates. In allen anderen Gebieten wird es Einzelfallentscheidungen geben, nach entsprechender naturschutzfachlicher und sonstiger Prüfung."

    Dabei wolle man auch Vogelschützer mit einbeziehen, so die Mainzer Umweltministerin. Auch die Argumente von Naturschutzorganisationen, im Wald sei der Flächenverbrauch für neue Zufahrtsstraßen zu den Windparks besonders hoch, nähme die rheinland-pfälzische Landesregierung ernst, so Ulrike Höfken, die selbst von Beruf Diplom-Agraringenieurin ist:

    "Tatsächlich ist das ein wichtiges Anliegen. Wir haben überhaupt kein Interesse daran, zum Beispiel wertvolle Ackerflächen heranziehen zu wollen. Man muss aber sagen, die großen Windanlagen, die haben den Riesenvorteil, den Platzbedarf erheblich zu reduzieren. Und nun ist man auch so weit, dass man auch sagt, die ganze Elektrik, die Infrastruktursachen die kommen in die Wege rein. Und wir haben uns das angesehen: Ein neu gebauter Weg ist schon ein bisschen auffällig, aber nach kurzer Zeit sind die auch fast wieder zusammengewachsen."

    Außerdem müssten sich "Sturm im Wald" und andere Gegner der Windkraft im Wald schon ansehen, welche ökologischen Folgen die Ölförderung und die Atomkraft hätten, fordert Höfken:

    "Man muss sich vor Augen führen, dass auch das Erdöl oder Atomkraft natürlich in ihrer Gestehung natürlich erhebliche Auswirkungen haben. Und das gilt es immer abzuwägen. Also, diejenigen, die sagen, ein Windrad ist hässlich, müssen sich gleichzeitig vor Augen führen, was es heißt, zum Beispiel in Kanada die Ölsande abzubauen oder in Ecuador Erdöl zu fördern mit unglaublichen Auswirkungen für Mensch und Umwelt. Also, wir sind in einer Verantwortung, die wir wahrnehmen wollen, aber wir wollen alle Aspekte berücksichtigen."