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Winterspiele 2026
Ja oder nein - Graubünden stimmt ab

Die schwedische Hauptstadt Stockholm zeigt Interesse an den Olympischen Winterspielen 2026. Auch das österreichische Tirol würde gern Gastgeber sein. Am Sonntag stimmen die Bürger im Schweizer Kanton Graubünden darüber ab, ob sich ihre Region um die Austragung Olympischer Winterspiele bewerten soll.

Von Dietrich Karl Mäurer | 11.02.2017
    Die olympischen Ringe vor einem blauen Himmel. Im Hintergrund große weiße Wolken.
    Die olympischen Ringe werden 2026 nicht Graubünden schmücken. (Imago/Westend61)
    In Graubünden hat man bereits Olympia-Erfahrung. Zweimal schon fanden hier olympische Winterspiele statt – in St. Moritz 1928 und 1948. Würde es gelingen, das Sportgroßereignis erneut in die Region zu holen, würde das wirtschaftlichen Aufschwung bringen, heißt es in einem Info-Clip der Regierung des Kantons. Diesen Optimismus teilen aber längst nicht alle. Von Olympia-Zwängerei und Geldverschwendung spricht etwa Philipp Wilhelm vom Komitee "Olympia-kritisches Graubünden". Der Sozialdemokrat warnt vor den gigantischen Kosten:
    "Wir sind grundsätzlich skeptisch, was den wirtschaftlichen Nutzen Olympischer Spiele angeht. Denn langfristig positive wirtschaftliche Effekte konnten bei vergangenen Spielen ja nie wissenschaftlich nachgewiesen werden, im Gegensatz dazu wurde dargelegt, dass Olympische Spiele immer Defizite mit sich brachten, das IOC sich absichert gegen Schäden. Die Schäden bleiben dann der Bevölkerung vor Ort."
    Skigebiet in Arosa, Graubünden, in der Schweiz.
    Skigebiet in Arosa, Graubünden, in der Schweiz. (imago - Westend61)
    Mehrere Sportstätten schon vorhanden
    Bislang liegt auch nur ein erstes Grundkonzept für olympische Winterspiele in Graubünden auf dem Tisch. Es sieht vor, dass die Wettbewerbe an verschiedenen Orten stattfinden: Langlauf in Davos, Curling in Chur, Snowboard in Laax. Es sollen nachhaltige Spiele werden, denn die meisten Sportstätten gibt es bereits. Etwa in St. Moritz, wo derzeit die alpine Ski-WM stattfindet. Deren Direktor Franco Giovanoli spricht voll Begeisterung von Olympia: "Wir können wirklich sagen, dass bei uns Olympische Winterspiele nicht viel größeren Aufwand bedeuten würden als eine Weltmeisterschaft. Beim Bob ist das ähnlich, da haben wir auch schon Weltmeisterschafts-Erfahrung. Da hat man die Infrastruktur und auch die Erfahrung, solche Anlässe durchzuführen."
    Ob das die Bevölkerung Graubündens überzeugt, bleibt abzuwarten. Zweimal schon stimmte man gegen eine Olympia-Bewerbung: 1980 und 2013. Mittlerweile aber könnte sich die Stimmung gedreht haben. Das hoffen zumindest die Befürworter. Und darauf lässt auch eine nicht repräsentative Straßenumfrage aus St. Moritz schließen.
    Auch wenn die Mehrheit der Graubündener jetzt tatsächlich zustimmen sollte, ist eine Bewerbung noch längst nicht in trockenen Tüchern. Denn mit der Westschweiz hat eine weitere Region Interesse an olympischen und paralympischen Winterspielen. Wer schließlich als Kandidat des Alpenlands ins Rennen gehen wird, bestimmt im März der olympische Verband der Schweiz. Dann hat die Schweizer Regierung in Bern noch ein Wörtchen mitzureden, bevor schließlich noch einmal die Bevölkerung gefragt wird. Erst im Sommer 2019 wird das Internationale Olympische Komitee über die Vergabe entscheiden.