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Wintersportzentrum Oberhof
Höhere Baukosten und Missmanagement

Das Thüringische Wintersportzentrum Oberhof sorgte in den vergangenen Jahren des öfteren für Negativ-Schlagzeilen durch Korruptionsermittlungen beim Sportstättenbau und Umweltsünden. Kürzlich wurde bekannt, dass der Neubau der Skisprung-Schanzenanlage im Kanzlersgrund deutlich teurer wird als geplant.

Von Thomas Purschke | 29.05.2014
    Das Thüringische Wintersportzentrum Oberhof sorgte in den vergangenen Jahren des öfteren für Negativ-Schlagzeilen durch Korruptionsermittlungen beim Sportstättenbau und Umweltsünden. Kürzlich wurde bekannt, dass der Neubau der Skisprung-Schanzenanlage im Kanzlersgrund deutlich teurer wird als geplant:
    Anstatt 7,7 Millionen Euro wird der Neubau des 100 Meter-Bakkens sowie der Umbau der 140-Meter-Schanzenanlage in Oberhof nun insgesamt mehr als 12 Millionen Euro kosten. Die in Thüringen für den Sport zuständige Sozialministerin Heike Taubert begründete dies unter anderem mit „nicht vorhersehbaren Baugrundverhältnissen und besonderen Aufwendungen zur Baustelleneinrichtung mitten im Waldgelände". Zudem soll nun noch ein neuer Lift sowie eine Beschneiungsanlage gebaut werden.
    Besonders der seit vielen Jahren geplante und immer wieder verschleppte Umbau der 100-Meter-Schanzenanlage, die dringend als Lernschanze für die Skispringer des Oberhofer Sportgymnasiums gebraucht wird, ist für die Athleten ein großes Ärgernis. Mehrere Skispringer, darunter auch der einstige Oberhofer Andreas Wank, wechselten deshalb nach Süddeutschland. Durch zahlreiche Bauverzögerungen, die auch durch Fehlplanungen zustande kamen, ist der mehrmals verschobene Fertigstellungstermin der Schanzenanlage nun für den 1. August 2014 festgelegt worden.
    Ausgerechnet der Bürgermeister von Oberhof, Thomas Schulz, der 2011 wegen Steuerhinterziehung und Untreue vom Amtsgericht Meiningen verurteilt wurde, schimpfte in der Lokalpresse auf die Bau- und Planungsfirma und deren Versäumnisse.
    Noch eine weitere Personalie sorgt derweil in Oberhof für heftige Skepsis bei Insidern. Der vierfache Bob-Olympiasieger und achtfache Weltmeister Andre Lange soll den langjährigen Leiter des Thüringer Wintersportzentrums, Wolfgang Filbrich, ablösen. Filbrich will im Juli in den Ruhestand gehen. Im Jahr 2010 wurde bekannt, dass Filbrich im Rahmen eines Korruptionsermittlungsverfahrens eine Einstellung des Verfahrens gegen Zahlung einer Geldauflage in Höhe von 7500 Euro akzeptierte.
    Ob sein potenzieller Nachfolger Andre Lange, der als bisheriger Verantwortlicher für den Bob-Nachwuchs innerhalb des deutschen Bob- und Schlittenverbandes nicht weiter bestätigt wurde, nun ohne große praktische Managementerfahrung das Thüringer Wintersportzentrum mit seinen zahlreichen Spitzensportanlagen professionell verwalten kann, ist fraglich. Ein Studium mit betriebswirtschaftlicher Ausbildung an der Europäischen Sportakademie in Potsdam hat der 40-jährige Lange laut eigenen Angaben im Herbst 2013 mit dem Bachelor abgeschlossen.