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"Wir wollen jetzt den Sonnennutzfaktor umsetzen in Griechenland"

Für Solartechnologie gibt es in Griechenland "Luft nach oben", sagt Stefan Mittmann, Geschäftsführer des Unternehmens Helioindex. Dafür müsse aber, wie von Wirtschaftsminister Rösler gefordert, die Wettbewerbsfähigkeit verbessert werden.

Stefan Mittmann im Gespräch mit Jasper Barenberg | 27.07.2011
    Jasper Barenberg: Der Bereich erneuerbare Energien wird immer wieder genannt, wenn es um die Märkte der Zukunft in Griechenland geht. In Brüssel hat Energie-Kommissar Günther Oettinger gerade darauf aufmerksam gemacht, dass in Griechenland oft die Sonne scheint. Damit dürfte nun jedem klar sein: Solartechnik hat große Chancen in dem Land. Genau in diesem Bereich arbeitet Stefan Mittmann, als Geschäftsführer des Unternehmens Helioindex. Er ist jetzt am Telefon, guten Morgen nach Athen!

    Stefan Mittmann: Guten Morgen, Herr Barenberg, aus Athen! Es ist ein sonniger Morgen in Athen – Sie sehen, auf die Sonne ist Verlass in Griechenland!

    Barenberg: Herr Mittmann, zu Beginn kurz: Worin besteht die Idee Ihres Unternehmens?

    Mittmann: Nun, das beginnt ja 2001 mit den Richtlinien der Europäischen Union, die langsam umgesetzt wurden – in Deutschland kam das entsprechende Gesetz 2003, in Griechenland haben wir 2004, hat die dena auf dem Dach der deutschen Schule in Athen eine erste Pilotanlage – 33 kW waren das damals –, die wurde 15 Tage vor den Olympischen Spielen in Betrieb genommen, eingeweiht auch vom griechischen Entwicklungsminister damals. Und man hat versprochen, man würde auch das entsprechende griechische Gesetz schnellstmöglich umsetzen. Es hat zwei Jahre gedauert; 2006 hatten wir dann das Gesetz. Und in der Zeit kamen sozusagen die ersten Pioniere. Wir haben damals unsere Firma gegründet, um Photovoltaik-Equipment aus Deutschland in Griechenland zu vertreiben und auch den entsprechenden Technologietransfer umzusetzen. Das ist ja nicht nur Equipment, was verkauft werden muss, sondern man muss auch das entsprechende Know-how hier aufbringen.

    Barenberg: Das Potenzial für Solartechnik ist ja zweifellos vorhanden. Wird es ausgeschöpft bisher, oder sehen Sie da noch Luft nach oben?

    Mittmann: Nein, nein, es gibt auf jeden Fall Luft nach oben. Wir sprechen bisher immer meistens vom Sonnenschutzfaktor, wir wollen jetzt den Sonnennutzfaktor umsetzen in Griechenland, wobei wir durchaus Erfahrung haben damit in Griechenland. Allerdings mit Solarthermie. Griechenland hatte eine Vorreiterposition in Europa. Wir haben schon seit über 20 Jahren Solarthermie in Griechenland, und es gibt zurzeit mehr als eine Million Solarthermieanlagen; also fast jede Familie, jedes Haus hat eine. Da ist entsprechend sehr großer Nachholbedarf in der Photovoltaik, die ja eine wesentlich neuere Technik ist, insbesondere durch die Preisentwicklung in den letzten Jahren. Da sind wir also wirklich erst am Anfang. Wir haben eine installierte Leistung in Griechenland in der Größenordnung von 300 Megawatt, das ist etwa fünf Prozent dessen, was wir so als Zielgebung bis 2020 haben. Wir können unsere Produktions- oder Installationskapazität verdoppeln und immer noch 10 Jahre in dem Rhythmus weiterarbeiten.

    Barenberg: Dabei helfen will ja der Bundeswirtschaftsminister Phillip Rösler, wir haben gerade mit ihm auch über die Hindernisse auf diesem Weg gesprochen. Er will die Wettbewerbsfähigkeit verbessern, eine gute Idee, dringend notwendig?

    Mittmann: Auf jeden Fall! Wir haben Behörden hier, ich nenne sie eigentlich Behürden, weil es mehr Hürden sind als Helfer in der ganzen Abwicklung. Das ist sehr weit verstreut überall, auf jeder Ebene. Aber das größte Hindernis zurzeit ist die mangelnde Finanzierung. Und da sehe ich auch eine sehr große Gefahr, weil Hersteller aus dem Fernen Osten da diese Chance gesehen haben, und entsprechend mit massiver Finanzierung hier ihre Produkte absetzen möchten.

    Barenberg: Sehen Sie denn Chancen, dass sich die Verhältnisse, wenn wir über Bürokratie reden, über Verwaltungsdschungel, dass sich diese Verhältnisse schnell ändern?

    Mittmann: Ja, es muss geändert werden, und die griechische Gesellschaft sieht darin auch große Probleme. Man merkt, wir hinken hinterher, wir sind überhaupt nicht wettbewerbsfähig, weil der griechische Unternehmer, die griechische Gesellschaft sehr viel Energie verschwendet in all diese Prozesse! Und das kann man sich nicht mehr leisten. Das konnte man sich vor zehn, 20 Jahren leisten, als die Margen in der Weltwirtschaft noch sehr viel besser waren, dass man sich sagen konnte, gut, wir verschwenden ein bisschen hier und da, aber zurzeit geht das nicht mehr. Die Weltwirtschaft ist so konkurrenzfähig, da muss man sich wirklich um jeden Schritt, um jeden Behördengang ernsthafte Gedanken machen: Ist das nötig?

    Barenberg: Heute Morgen im Deutschlandfunk: Stefan Mittmann, der Geschäftsführer des Unternehmens Helioindex in Athen. Vielen Dank für das Gespräch, Herr Mittmann!

    Mittmann: Danke, Herr Barenberg!

    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.