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Wirbelsturm
"Irma" trifft Florida mit Wucht

Der Hurrikan "Irma" hat den US-Bundesstaat Florida mit voller Wucht erfasst. Millionen Menschen mussten ihre Häuser verlassen, der Wirbelsturm sorgte für zahlreiche Schäden. Nun hat "Irma" sich leicht abgeschwächt, doch Meteorologen befürchten: Das Schlimmste kommt erst noch.

11.09.2017
    Zwei Männer schieben am 10.09.2017 in Fort Lauderdale, Florida, USA, in Ufergegend ihre Fahrräder entlang einer überfluteten Straße.
    Zwei Männer schieben am 10.09.2017 in Fort Lauderdale, Florida, USA, in Ufergegend ihre Fahrräder entlang einer überfluteten Straße. (Paul Chiasson/The Canadian Press/AP/dpa)
    Der Wirbelsturm zog am Sonntagmorgen (Ortszeit) zunächst mit Windgeschwindigkeiten von mehr als 200 Kilometern pro Stunde und schweren Regenfällen über die vorgelagerte Inselgruppe Florida Keys hinweg, traf dann etwas weiter nördlich an der Westküste des US-Bundesstaates erneut auf Land und zog dann etwas östlicher als erwartet weiter, wie der US-Wetterdienst mitteilte. Dann verlor "Irma" an Stärke, die Zerstörungskraft des gewaltigen Sturmes ist aber immer noch groß.
    Zahlreiche Haushalte ohne Strom
    In Miami brachen mindestens zwei große Baukräne im Sturm zusammen, meldete der "Miami Herald". Der Sender ABC berichtete von fünf Toten, die bei Autounfällen starben oder tot in ihren Häusern gefunden wurden. Die New York Times schrieb von vier Toten.
    Hurrikan Irma erreicht Florida. Übersichtskarte mit voraussichtlichem Verlauf des Wirbelsturms. 
    Irma über Florida (picture-alliance/ dpa-infografik)
    Fast 4,3 Millionen Haushalte waren ohne Strom. Mehr als 12.000 Flüge von und nach Florida wurden abgesagt. Der Sturm brachte an Ost- und Westküste weitreichende Überflutungen, so zeigten Fernsehbilder beispielsweise Überschwemmungen in der Innenstadt von Miami.
    Nach jüngsten Prognosen sollte der Hurrikan weiter westlich vor der Küste Floridas nordwärts ziehen, allerdings nicht so weit westlich wie zuletzt angenommen. So stieß das Auge des Sturms am Sonntagnachmittag (Ortszeit) südlich der Stadt Naples aufs Festland. Später am Tag entwickelten sich an der Ostküste allein binnen einer Stunde sechs Tornados, wie der nationale Wetterdienst berichtete. Mit weiteren Wirbelstürmen müsse gerechnet werden.
    Schaukelbewegung des Wassers befürchtet
    An Land schwächten sich Hurrikans immer ab, sagte der Meteorologe Sven Plöger im Deutschlandfunk. "An Land fehlt ihm der energetische Nachschub", sagte er. Plöger wies darauf hin, dass nicht nur der Wind, sondern auch die hohe Regenmenge sowie eine Sogbewegung problematisch seien.
    Was Plöger meint: "Irma" ist breiter als die Halbinsel Florida. Abgesehen von heftigem Regen führte das gigantische Wettersystem so zu einer kuriosen Situation: An der Ostküste, sorgte der Wirbelsturm für erste Überflutungen, so in Miami. Im Westen drückte "Irma" das Wasser zunächst von der Westküste weg. Bilder zeigten leere Hafenbecken; andernorts hatte sich das Wasser meterweit von der Strandpromenade entfernt.
    Die Meteorologen warnten aber, dass das Wasser in einer Art gewaltigen Schaukelbewegung zurück an die Westküste kommen würde, während es im Osten dann abfließen würde. Von Fort Myers bis hoch nach Tampa bereiteten sich die dort verbliebenen Menschen auf das Schlimmste und bis zu 4,5 Meter hohe Sturmfluten vor. "Das Schlimmste kommt, wenn das Auge durchgezogen ist - dann kommt das Wasser", sagte ein Meteorologe bei CNN.
    Der ehemalige Bundesumweltminister Klaus Töpfer sagte im Deutschlandfunk, dass der Klimawandel nicht mehr zu leugnen sei. Zu dieser Einschätzung müsse auch die US-Regierung kommen. Nicht zu handeln, sei unverantwortlich.
    6,5 Millionen Menschen sollten ihre Häuser verlassen
    In Florida waren zuvor mehr als 6,5 Millionen Menschen aufgefordert worden, ihre Häuser zu verlassen und sich vor dem Sturm in Sicherheit zu bringen. Das entspricht rund 30 Prozent der Bevölkerung des Bundesstaates - es war eine der größten Evakuierungsaktionen in der Geschichte der USA. Weit über 100.000 Menschen harrten in Notunterkünften aus.
    Auch in benachbarten Bundesstaaten Floridas wurde der Notstand ausgerufen. Für einige Gebiete im Süden von Georgia galten Hurrikanwarnungen. In Alabama mobilisierte Gouverneur Kay Ivey vorsorglich die Nationalgarde. US-Präsident Donald Trump kündigte an, möglichst bald nach Florida zu reisen, um sich ein Bild von den Schäden zu machen.
    Plünderer am Werk
    Das Chaos durch den Sturm nutzten Plünderer derweil, um in Geschäfte und in Wohnungen einzubrechen. Amerikanische Medien schilderten aus mehreren Städten an der Ostküste des US-Bundesstaats Überfälle, viele der Täter seien bewaffnet. In der Stadt Weston wurde nach Angaben verschiedener lokaler Medien ein 17 Jahre alter Dieb von einem Sicherheitsbeamten angeschossen. Der 17-Jährige wurde ins Krankenhaus gebracht, während sein Komplize direkt verhaftet wurde.
    Auch bei vielen anderen Vorfällen seien die beobachteten Täter jung oder in Gruppen organisiert gewesen. Nach Angaben des Fernsehsenders NBC wurden am Sonntag mehrere Verdächtige wegen der Plünderungen festgenommen. Der Sender zeigte ein Video von einem Diebstahl, den ein Reporter des Senders demnach selbst beobachtet hatte. Schon auf den karibischen Inseln hatten Plünderer vor einigen Tagen das Chaos nach dem Hurrikan für Diebstähle und Einbrüche genutzt.
    Schwere Schäden auch auf Kuba
    Am Samstag war "Irma" in Kuba auf Land getroffen. Die dortige Parteizeitung "Granma" meldete schwere Sachschäden, Stromausfälle und Überschwemmungen in den Küstengebieten. Wellen erreichten eine Höhe von neun Metern oder mehr. Sturmfluten spülten Meerwasser 500 Meter landeinwärts, berichtete der staatliche Wetterdienst. Etliche Straßen der Hauptstadt Havannas standen hüfthoch unter Wasser. Hunderttausende Menschen hatten sich vor dem Sturm in Sicherheit gebracht.
    "Irma" hält die Region bereits seit Tagen in Atem. Bei seinem Zug durch die Karibik hatte der Sturm nach inoffiziellen Schätzungen mehr als 20 Menschen das Leben gekostet, einige Gebiete gelten als unbewohnbar. Schwere Schäden gab es unter anderem auf den Inseln Barbuda, Saint-Martin, Saint-Bartélémy sowie den Jungferninseln.
    (nch/jcs)