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Wirtschaft
Banker sehen Paris-Anschläge mit Sorge

Viele betonen nach den Anschlägen in Paris, dass die internationale Gemeinschaft ihren freiheitlichen Lebensstil verteidigen müsse. Auch bei einem Spitzentreffen der europäischen Finanzindustrie in Frankfurt am Main war das Thema. Die Banker warnten: Die Ereignisse in Paris könnten sich auch negativ auf die Wirtschaft auswirken.

Von Michael Braun | 16.11.2015
    Dunkle Wolke ziehen am 17.12.2011 über den Doppeltürmen der Zentrale der Deutschen Bank in Frankfurt am Main auf.
    Die Doppeltürme der Zentrale der Deutschen Bank in Frankfurt am Main (picture alliance / dpa / Arne Dedert)
    Auch das Gipfeltreffen der europäischen Finanzindustrie gedachte um 12 Uhr der Toten von Paris. Der Finanzplatz schloss sich der Schweigeminute an. Börsenkurse und Zinssätze schlugen kaum aus. Die Märkte hätten seit dem 11. September 2001 gelernt, mit solchen Schocks umzugehen, sagte Professor Udo Steffens, der Präsident der privaten Frankfurt School of Finance and Management:
    "Gleichwohl wird der gesamte Optimismus natürlich erneut gedämpft, da heißt also: Es wird schon Auswirkungen kleinerer Art auf das wirtschaftliche Geschehen geben."
    EZB ist wachsam
    Die Zentralbanken scheinen ein Auge darauf zu haben. Nach den Attentaten auf das New Yorker World Trade Center vor 14 Jahren hatten sie billiges Geld in die Märkte geleitet. Dazu sei es jetzt noch zu früh, sagte der Vizepräsident der Europäischen Zentralbank, Vitor Constâncio:
    "Wenn die Ereignisse zu deutlichem Vertrauensverlust und spürbarer Risikoaversion in der Wirtschaft führen, dann kann das sehr negative Folgen haben."
    Sollte heißen: Die EZB ist wachsam, vermutlich nicht nur sie. Kongressteilnehmer appellierten, sich von den Attentätern von Paris nicht die Lebensform vorschreiben zu lassen. Uwe Fröhlich, Präsident des genossenschaftlichen Bankenverbandes:
    "Wir sind alle gefordert, unseren Weg jetzt konsequent weiter fortzusetzen, für unsere Freiheit zu kämpfen, auch für unsere marktwirtschaftliche Freiheit."
    Freiheit der Marktwirtschaft bedroht
    Dabei war manchen bewusst, dass die Freiheit auch von innen bedroht ist, von der Freiheit der Marktwirtschaft selbst. Bankprofessor Steffens:
    "Ja, die Marktwirtschaft an sich lebt von Freiheit, aber sie ist sich selbst eigentlich auch ein Feind. Sie ist sich selbst der Feind, weil das einzelne Wirtschaftssubjekt natürlich zur Monopolisierung und zur Maximierung des Gewinns und / oder der Preise neigt."
    Der freien Marktwirtschaft müssen also ordnungspolitische Grenzen gesetzt werden, auch den darin agierenden Banken. Das spüren die Banken im Alltag: Mehr Eigenkapital vorhalten, weniger Risiko eingehen, dazu zwingen sie die Aufsichtsbehörden. Und das alles in einem Umfeld wohl noch lange niedriger Zinsen. Es war der Chef der Hessischen Landesbank, Hebert Hans Grüntker, der die Folgen all dessen für die Kreditwirtschaft auf den Punkt brachte:
    "Der Druck auf die Ertragskraft wird zunehmen je länger die Niedrigzinsphase dauert, und es wird nicht gelingen, diese Rückgänge auch nur annähernd durch andere Ertragsquellen ausgleichen zu können."
    Da waren sie dann in ihrem Alltag, die Banker, ein Alltag, der ihren Unternehmen neue Wettbewerber und eine dauerhaft deutlich niedrigere Bewertung bringen dürfte.