Freitag, 29. März 2024

Archiv

Wirtschaft
Deutsche Discounter auf Wachstumskurs in Großbritannien

Aldi und Lidl haben ihre Marktanteile in Großbritannien stark ausgebaut. Im Gegensatz zur britischen Konkurrenz wachsen die beiden deutschen Discount-Ketten zweistellig - auch weil sie investieren, statt zu sparen und auf britische Produkte setzen.

Von Friedbert Meurer | 01.11.2017
    Passanten gehen am 01.10.2012 in den Innenstadt von Manchester an einer Filiale von Aldi vorbei.
    In Großbritannien wuchs der Umsatz bei Aldi zuletzt um 13 Prozent, bei Lidl um 16 Prozent. (dpa - picture alliance / Marius Becker)
    Ein Lidl-Supermarkt in Chessington westlich von London: Es herrscht Hochbetrieb im "Liddle", wie die Briten den deutschen Discounter nennen. Am Eingang klebt eine britische Fahne in Form eines Herzens. Im Sondernagebot sind britische Äpfel für umgerechnet unter einem Euro das Kilo, britisches Rinderhack und Kürbis-Köpfe für Halloween. Wir sind ein britisches Unternehmen, lautet die Botschaft.
    "Aldi hat zu 77 Prozent britische Produkte im Angebot, Lidl nur leicht weniger zu 70 Prozent ", erklärt George Wallace, der mit seinem Londoner Unternehmen "MHE Retail" britische und internationale Händler und Hersteller berät. Die britische Konkurrenz habe da weniger zu bieten: "Sainsbury's zum Beispiel nur 50 Prozent".
    Aldi und Lidl wollen investieren
    Aldi und Lidl befinden sich auf Wachstumskurs in Großbritannien. Der Umsatz wuchs zuletzt bei Aldi um 13 Prozent, bei Lidl sogar um 16 Prozent. Noch gehören sie nicht zu den Top 4 im britischen Lebensmittelhandel. Aldi ist auf Platz 5, Lidl auf Rang 7 mit zusammen 12,5 Prozent Marktanteil.
    "Sie werden auf 20 Prozent in den kommenden fünf Jahren klettern. Lidl will 1,7 Milliarden Euro in neue Supermärkte investieren. Aldi hat in den letzten fünf Jahren über zwei Milliarden Euro ausgegeben. Und das in einer Zeit, in der andere Lebensmittelketten sparen und Läden schließen. Aldi und Lidl werden also mit Sicherheit zulegen."
    Verbessertes Image der deutschen Discounter
    Das Image der beiden Discounter hat sich in Großbritannien erheblich geändert. Die Märkte sind deutlich einladender geworden. Jeder zweite Brite geht zumindest gelegentlich bei einem der beiden deutschen Discounter shoppen.
    Berater George Wallace: "Seit dem Finanzcrash von 2008 sind auch die Briten preisbewusster geworden. Auch die Mittelschicht ist unter Druck geraten. Die Inflation liegt bei drei Prozent hierzulande. Der Preis spielt jetzt eine größere Rolle."
    Nicht an kurzfristigen Gewinnzielen orientiert
    Aldi ließ kürzlich verlauten, man werde trotz Brexit und Pfundschwäche nicht die Preise anheben. Aldis operativer Gewinn in Großbritannien ging zuletzt auch deswegen um 17 Prozent zurück. George Wallace sieht Aldi und Lidl aber gegen den Brexit besser gewappnet als die britischen Einzelhändler, weil ihre Produkte eben zu drei Viertel britisch seien.
    Durch die Schwäche des Pfunds werden ja vor allem importierte Lebensmittel teurer. Aldi und Lidl lehren den britischen Lebensmittelhandel weiter das Fürchten. Das habe auch mit ihrer Strategie zu tun, die sich nicht an kurzfristigen Gewinnzielen orientiere.
    "Als private Unternehmen denken sie einfach langfristiger. Die meisten britischen Lebensmittelhändler sind Kapitalgesellschaften und die Chefs müssen an die Aktionäre und die Halbjahreszahlen denken. Das ist ein großer Vorteil für ein privates Unternehmen."