Donnerstag, 25. April 2024

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Enkeltricks und Fake-Shops
Kriminelle nutzen Angst und Unsicherheit bei Corona aus

Die Coronakrise zieht auch Kriminelle an. Da werden werden Desinfektionsmittel und Atemschutzmasken online angeboten - aber nie geliefert. Wer sicher gehen will, bestellt bei zertifizierten Online-Apotheken. Auch die Enkeltricks tauchen in Coronazeiten in neuen Varianten auf, warnt die Polizei.

Von Daniela Siebert | 08.04.2020
Ein Schild mit der Aufschrift Mundschutz und Desinfektionsmittel sind ausverkauft hängt im Fenster einer Apotheke.
Analog ausverkauft, doch beim Online-Kauf droht Betrug etwa mit der Lieferung von gefälschten Gesichtsmasken und Desinfektionsmitteln, die nicht medizinischen Standards entsprechen (imago)
Alle Bürgerinnen und Bürger sind potenzielle Opfer für jene Kriminelle, die sich die Coronakrise gerade zu nutze machen. Egal ob online oder in der analogen Welt, vor allem Betrüger nutzen jetzt Ängste und Sorgen aus. Die Berliner Polizei warnte die Bevölkerung in diesen Tagen sogar per Aushang an den Haustüren vor einer neuen aktualisierten Variante des berühmten Enkeltricks. In Corona – Zeiten geht der so.
"Nach den bisherigen Aussagen sollen Unbekannte bei den älteren Menschen anrufen und sich als Angehörige ausgeben, die sich mit dem Virus infiziert hätten, im Krankenhaus liegen und nun dringend Geld für teure Medikamente bräuchten. Dann werde vereinbart, dass in Kürze jemand an der Wohnanschrift der Angerufenen vorbeikommt, um das Geld abzuholen."
Älterer Herr arbeitet an einem Laptop.
Falsche Corona-Tester und Fake-Shops Viele Menschen haben Angst vor einer Infektion mit dem Coronavirus und versuchen, sich möglichst gut auszustatten. Betrüger versuchen, aus dieser Angst Profit zu schlagen. Die Verbraucherzentralen warnen nun vor den neuen Formen der Abzocke.
Enkeltrick: Geld bezahlen ohne eine Gegenleistung zu erhalten
Polizei empfiehlt in dem Aushang unter anderem, niemals Geld oder Wertsachen wie Schmuck an unbekannte Personen zu übergeben. Wer sich am Telefon als Verwandter ausgebe, den könne man mit Fragen testen, auf die nur richtige Verwandte die Antwort wüssten.
Das Ziel beim Enkeltrick in der Corona-Variante ist immer, dass die Opfer Geld bezahlen, ohne dass es die vermeintliche Gegenleistung gibt. Das gilt so auch für zahlreiche andere Betrugsmaschen, die gerade Konjunktur haben.
BKA warnt vor nicht autorisierten Corona-Testern
So warnt beispielsweise das Bundeskriminalamt vor angeblichen Corona-Testern, die an der Haustür klingeln, behaupten sie kämen vom Amt und dann gegen Geld Virus-Tests durchführen wollen. Autorisierte Tester kommen immer nur vorangemeldet betont das BKA. Und die Tests im Auftrag der Gesundheitsämter oder behandelnden Ärzte kosten für die Bürger kein Geld.
Eine weitere Gefahr durch solche Betrüger benennt BKA-Pressesprecher Jens Beismann:
"Zum anderen besteht natürlich auch immer das Risiko, für einen solchen Test Zugang zur Wohnung zu bekommen, und hier geht es dann den Tätern darum, ihre Opfer auch abzulenken und dann möglicherweise an Bargeld zu kommen, was sich im Haus oder in der Wohnung befindet, oder an sonstige Wertgegenstände -auch dieses Vorgehen ist denkbar."
Coronavirus
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Die Polizei rät, sich die Dienstausweise von Testern zeigen zu lassen, kein Geld dafür zu bezahlen und Fremde nur hereinzulassen, wenn eine Vertrauensperson anwesend ist. Wer an der Haustür oder am Telefon zu einem kostenpflichtigen Test aufgefordert wird, sollte darüber die Polizei informieren.
Zahlung nur per Vorkasse? Achtung, Fake-Shop!
Für viele Delikte ist das Internet das Vehikel Nummer 1. Fake-Shops, sind dort schon länger ein Problem. Also Internetseiten, die so tun als würden sie Produkte anbieten. Deren Betreiber kassieren die Kunden auch ab, nehmen das Geld entgegen, liefern aber nie. Aktuell passiert das oft mit medizinischen Geräten, Desinfektionsmitteln und Atemschutzmasken. Auch Schnelltests, Schutzkleidung, Fieberthermometer und angeblich präventiv wirkende Medizin würden dort nun angeboten berichtet Rechtsanwältin Julia Berger von der Verbraucherzentrale Bayern. Fake Shops im Internet zu erkennen sei äußert schwer sagt sie, aber sie hat diese Tipps:
"Zum einen sollte man darauf achten, dass es eine sichere Verbindung ist, also eine https-Verbindung mit einem Vorhängeschloß. Was auch ein Indiz dafür sein kann, dass es sich um einen Fake Shop handelt ist - wenn es gar keine Kontaktmöglichkeit gibt oder das Impressum fehlt. Es ist immer sinnvoll, sich das anzusehen und den Firmennamen im Zweifel nochmal in eine Google-Suche einzugeben, um zu sehen, gibt es diese Firma denn wirklich? Was ein absolutes Indiz für Fake Shops ist: wenn Sie nur per Vorkasse zahlen können."
Medikamente im Internet nur über Apotheken mit Lizenz kaufen
Eine fast noch gefährlichere Variante sind Internetanbieter, die tatsächlich Ware liefern, aber längst nicht die bestellte Qualität. So warnt das BKA derzeit bei Internet-Käufen etwa vor gefälschten Gesichtsmasken, vor Desinfektionsmitteln, die nicht den medizinischen Standards entsprechen und vor antiviralen Medikamenten ohne Zulassung. Jens Beismann:
"Hier werden von den Tätern Produkte gehandelt, die in der Regel nicht den versprochenen Schutz bieten, beispielsweise die Filter, die in einer Maske verbaut sind, nicht geeignet sind, bei den in Rede stehenden Produkten den Schutz der Bürgerinnen und Bürger zu gewährleisten oder ein Desinfektionsmittel, das aber tatsächlich gar keine desinfizierende Wirkung hat, was dann hier verkauft wird - darum geht es im Moment im Schwerpunkt."
Die Polizei empfiehlt, Medikamente im Internet nur über Apotheken zu kaufen, die eine Erlaubnis für den Versandhandel in Deutschland haben. Diese haben ein Sicherheitslogo der EU auf ihrer Webseite, über das man per Mausklick zur DIMDI-Seite geleitet wird. Die Abkürzung DIMDI steht für das Deutsche Institut für Medizinische Dokumentation und Information. Dieses listet dann unter der Registernummer die zugelassenen Apotheken und Sicherheitshinweise auf.